Der Tod wird euch finden - Al-Qaida und der Weg zum 11 September Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize 2007
sowie schwerwiegende Wirtschaftssanktionen. Der sudanesische Delegierte bestritt zwar die Vorwürfe, doch die Sudanesen waren ohnehin unglaubwürdig, waren sie doch zwei Jahre zuvor in ein Komplott verwickelt gewesen, das darauf abgezielt hatte, das UNO-Gebäude in die Luft zu sprengen - was zum Plan des blinden Scheichs gehört hatte, bekannte Wahrzeichen New Yorks zu zerstören. Die Staatengemeinschaft hatte nun endgültig die Geduld mit al-Turabis Revolution verloren, dieser aber verschlimmerte die Situation noch zusätzlich, indem er lobende Worte fand für den Mordversuch an Mubarak. „Die Söhne des Propheten Moses, die Muslime, haben sich gegen ihn erhoben, seine Pläne vereitelt und ihn heimgeschickt in sein Land“, erklärte er. 9 Im Hinblick auf sein künftiges Verhältnis zum ägyptischen Präsidenten bemerkte Turabi: „Ich habe festgestellt, dass dieser Mann weit unterhalb meines geistigen Niveaus und meines Denkens rangiert und zu dumm ist, um meine Erklärungen zu verstehen.“
Es würde eine Vergeltung geben, das war jedermann klar.
DIE MITARBEITER von Mubaraks Sicherheitsapparat schwärmten in ganz Ägypten aus, von den Slums in Kairo bis zu den Lehmhütten am oberen Nil, um die radikale islamistische Bewegung zu zerschlagen. Häuser wurden niedergebrannt 10 , Verdächtige verschwanden. Mancherorts wurden Mütter auf die Straßen hinausgezerrt und nackt ausgezogen, und Kindern drohte man, ihre Mutter würde vergewaltigt werden, wenn ihr Bruder bei ihrem nächsten Besuch nicht da sein sollte. Mubarak erließ ein Antiterror-Gesetz, das Sympathiebekundungen für terroristische Bewegungen zu einer Straftat erklärte. Fünf neue Gefängnisse wurden gebaut, um Tausende von Verdächtigen unterzubringen, von denen viele nie unter Anklage gestellt wurden. 11
In Bezug auf Sawahiri ließ sich der ägyptische Geheimdienst einen niederträchtigen Plan einfallen. 12 Agenten lockten einen 13-jährigen Jungen namens Ahmed in eine Wohnung mit dem Versprechen, ihm dort Obstsaft zu trinken zu geben und Videos zu zeigen. Ahmed war der Sohn Mohammed Scharrafs, eines bekannten ägyptischen Fundamentalisten und führenden Mitglieds von al-Dschihad. 13 Der Junge wurde unter Drogen gesetzt und vergewaltigt; als er aufwachte, zeigte man ihm Fotos des homosexuellen Akts und drohte ihm, die Bilder seinem Vater zuzuspielen. Für das Kind wären die Folgen dieser Enthüllung verheerend gewesen. „Möglicherweise hätte der Vater ihn sogar getötet“, räumte ein enger Mitarbeiter Sawahiris ein. 14
Die Geheimdienstler zwangen den Knaben, einen weiteren Jungen namens Musab zu rekrutieren, dessen Vater Abu al-Faradsch ebenfalls al-Dschihad angehörte und als Schatzmeister der al-Qaida fungierte. Musab wurde derselben demütigenden Behandlung unterzogen, mit Drogen betäubt, sexuell missbraucht und gezwungen, seine Familie zu verraten. Die Agenten brachten den Jungen bei, wie man Mikrofone anbrachte und Dokumente fotografierte. Die Informationen, die von den Kinder-Spionen beschafft wurden, führten zu einer ganzen Reihe von Verhaftungen.
Dann fasste der ägyptische Geheimdienst den Entschluss, die Jungen zur Ermordung Sawahiris einzusetzen. Musab sollte eine Bombe in dem fünfstöckigen Haus platzieren, in dem Sawahiris Familie lebte. Aber Sawahiri war nicht anwesend, und der sudanesische Geheimdienst entdeckte die Bombe, bevor sie hochging. Ahmed, der andere Junge, lag damals mit Malaria im Krankenhaus. Zu diesem Zeitpunkt war er noch nicht enttarnt worden. Er wurde von Sawahiri behandelt, der jeden Tag nach ihm schaute. Die ägyptischen Agenten erfuhren von Ahmed, um welche Uhrzeit der Arzt gewöhnlich kam. Am nächsten Tag wartete der Killertrupp im Krankenhaus, aber aus irgendeinem Grund erschien Sawahiri nicht.
Doch bald bot sich eine noch bessere Gelegenheit: Der ägyptische Geheimdienst erfuhr von einem geplanten Treffen des Schura-Rates von al-Dschihad. Ein Agent gab Musab eine Kofferbombe und zeigte ihm, wie er sie in dem Raum platzieren sollte, in dem sich Sawahiri und seine Männer versammeln wollten. Aber als der Junge aus dem Auto stieg, erwarteten ihn schon Agenten des sudanesischen Geheimdienstes und Sicherheitsleute von al-Dschihad. Der ägyptische Agent suchte das Weite und überließ den Jungen seinem Schicksal.
Al-Dschihad und der sudanesische Geheimdienst stritten darüber, wer Musab in Gewahrsam nehmen solle. Schließlich erhielt Sawahiri die Erlaubnis, den Jungen zu verhören. Er versprach, ihn
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