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Der Tod wird euch finden - Al-Qaida und der Weg zum 11 September Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize 2007

Titel: Der Tod wird euch finden - Al-Qaida und der Weg zum 11 September Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize 2007 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Wright
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Mohammed 1994 seinen Neffen für einen Monat auf den Philippinen besucht. 45 Dort entwickelten sie den Plan, zwölf amerikanische Flugzeuge über dem Pazifik zum Absturz zu bringen. Sie nannten dieses Unterfangen Operation „Bojinka“- ein Wort ohne konkrete Bedeutung, das Mohammed einmal während der Kämpfe in Afghanistan aufgeschnappt hatte. 46 Ramsi Jussef, der Chef-Bombenbastler, hatte ein kleines Nitroglyzerin-Gerät konstruiert, das von den Sicherheitskontrollen auf den Flughäfen nicht entdeckt werden konnte. Er testete es auf einem Flug von Manila nach Tokio. Jussef verließ das Flugzeug in Cebu, einer Stadt auf einer der Hauptinseln der Philippinen. Der Passagier, der seinen Platz einnahm, war ein 24 Jahre alter japanischer Ingenieur namens Haruki Ikegami. 47 Zwei Stunden später explodierte die Bombe unter Ikegamis Sitz, zerfetzte den Mann und hätte das Flugzeug beinahe zum Absturz gebracht. Der Großanschlag, den Jussef und Mohammed planten, hätte den internationalen Flugverkehr völlig zum Erliegen gebracht.
    Bin Laden behauptete zwar, Jussef nicht persönlich gekannt zu haben 48 , aber immerhin hatte er einen Boten nach Manila geschickt, der Jussef dazu bringen sollte, auf US-Präsident Clinton bei dessen Besuch dort im November 1994 ein Attentat zu verüben. 49 Jussef und seine Komplizen ermittelten die Fahrtroute des Präsidenten und schickten Bin Laden Schaubilder und Skizzen mit möglichen Punkten, an denen man den Anschlag ausführen könnte 50 ; schließlich aber kam Jussef zu dem Schluss, dass die Sicherheitsmaßnahmen zu umfangreich seien. Stattdessen erwogen die Männer, Papst Johannes Paul II. umzubringen, wenn er im folgenden Monat die Stadt besuchte 51 - sie besorgten sich sogar schon Priestersoutanen -, aber auch aus diesem Plan wurde nichts. Die Polizei von Manila kam ihnen auf die Spur, nachdem in ihrer Wohnung Chemikalien in Brand geraten waren. Jussef flüchtete und ließ seinen Computer zurück, auf dessen Festplatte sämtliche Anschlagspläne verschlüsselt gespeichert waren.
    Doch Chaled Scheich Mohammed hatte diese Pläne noch alle im Kopf. Er erschien bei Bin Laden mit einer Mappe voller Rohentwürfe für künftige Angriffe auf Amerika, unter ihnen ein Plan, der die Schulung von Piloten vorsah, die Flugzeuge in Gebäude stürzen lassen sollten. 52 Bin Laden gab sich unverbindlich, aber er bat Mohammed, sich al-Qaida anzuschließen und mit seiner Familie nach Afghanistan überzusiedeln. Mohammed lehnte höflich ab. Aber die Saat des 11. September 2001 war gesät.

14 ERSTE EINSÄTZE
    Am 25. Juni 1996 veranstaltete O’Neill im Ausbildungszentrum des FBI in Quantico, Virginia, eine kleine Feier für FBI- und CIA-Agenten. Es gab Hamburger und Hot Dogs, und O’Neill ließ die CIA-Leute sogar auf den Schießstand, denn sie bekamen nur selten Gelegenheit zum Schießen. Es war ein wunderschöner Tag. O’Neill ging auf den Golfplatz von Quantico und spielte eine Runde. Plötzlich sprangen bei allen die Piepser an.
    In Saudi-Arabien hatte es eine verheerende Explosion gegeben, im Apartmentkomplex Khobar Towers in Dhahran. 1 Das Gebäude diente als Wohnanlage für die Soldaten des 4404. Lufttransportgeschwaders, das die Flugverbotszonen über dem Irak durchsetzen sollte. 19 US-Soldaten und ein Saudi waren getötet und 372 Menschen verletzt worden. O’Neill stellte ein Team aus mehr als 100 Leuten zusammen, Agenten, Nachschubpersonal und Angehörigen verschiedener Polizeieinrichtungen. Schon am nächsten Tag war diese Truppe mit einem Transportflugzeug der Luftwaffe unterwegs nach Saudi-Arabien. Einige Wochen später flog auch O’Neill selbst dorthin, zusammen mit FBI-Direktor Louis Freeh.
    Der schlanke, pragmatische Freeh war in vielerlei Hinsicht das genaue Gegenteil von O’Neill. Der FBI-Chef war ein ausgesprochener Familienmensch und verließ gewöhnlich um 18 Uhr das Büro, um rechtzeitig nach Hause zu kommen zu seiner Frau und den Kindern. Anders als O’Neill, der von technischen Kinkerlitzchen fasziniert war und immer den neuesten Organizer oder das neueste Mobiltelefon in der Tasche hatte, langweilte Freeh die Technik. Eine seiner ersten Handlungen nach seinem Amtsantritt 1993 bestand darin, den Computer von seinem Schreibtisch zu verbannen. Das FBI war bereits vor Freehs Amtsübernahme technologisch nicht auf der Höhe der Zeit gewesen, aber als er aufhörte, hätten nicht einmal mehr kirchliche Gruppen die betagten Computer der Bundespolizei als Spende angenommen.
    Wie die

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