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Der Tod wird euch finden - Al-Qaida und der Weg zum 11 September Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize 2007

Titel: Der Tod wird euch finden - Al-Qaida und der Weg zum 11 September Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize 2007 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Wright
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Doch das Bündnis mit Bin Laden konnte Mohammed nicht mittragen. Sein Weggang war ein schwerer Schlag.
    Mehrere Mitglieder der Gamaa Islamija sprachen sich dafür aus, den blinden Scheich zum Emir der neuen Islamischen Front zu ernennen, aber der Vorschlag wurde vom Tisch gewischt, da Scheich Omar in den Vereinigten Staaten im Gefängnis saß. Bin Laden war währenddessen der internen Auseinandersetzungen zwischen den ägyptischen Fraktionen überdrüssig. Er sagte beiden Gruppen, dass ihre Operationen in Ägypten wirkungslos und zu teuer seien und dass es an der Zeit sei, ihre Waffen auf die Vereinigten Staaten und Israel zu richten. Sawahiris Assistent, Ahmed al-Nadschar, sagte später gegenüber ägyptischen Ermittlern aus: „Ich hörte Bin Laden sagen, dass unser Hauptziel nun ein einziger Staat sei, die Vereinigten Staaten, und dass wir einen Guerillakrieg gegen alle amerikanischen Interessen führen müssten, nicht nur in der arabischen Region, sondern in der ganzen Welt.“ 49

16 „JETZT GEHT ES LOS! “
    Nachdem die Internationale Islamische Front die Fatwa mit dem Befehl ausgegeben hatte, Amerikaner überall in der Welt zu töten, begann sich al-Qaidas Lage zu bessern. Bis dahin waren Bin Ladens Name und seine Sache außerhalb von Saudi-Arabien und dem Sudan wenig bekannt gewesen, doch die Nachricht von der Fatwa begeisterte eine neue Generation von Dschihadis. Einige kamen aus den Madrassen in Pakistan, andere aus den Straßen Kairos und Tangers. Der Aufruf wurde auch in den muslimischen Enklaven im Westen gehört. Im März 1998, nur einen Monat nach Verkündigung der Fatwa, tauchte Ahmed Ressam in Afghanistan auf. Ressam, ein Kleinkrimineller algerischer Herkunft, der in Montreal gelebt hatte, wurde später verhaftet, weil er versucht hatte, den internationalen Flughafen von Los Angeles in die Luft zu sprengen. Er war einer von etwa 30 Algeriern im Lager Chaldan, der ersten Anlaufstelle für Militante, die sich in Afghanistan al-Qaida anschließen wollten. 1 Im selben Monat traf auch Zacarias Moussaoui ein, ein französischer Staatsbürger marokkanischer Abstammung, der zu jener Zeit in London lebte; er würde sich später schuldig bekennen, einen Terroranschlag auf die Vereinigten Staaten geplant zu haben. In Chaldan fanden sich junge Männer aus dem Jemen, Saudi-Arabien, Schweden, der Türkei und Tschetschenien ein, und jede nationale Gruppe hatte ihren eigenen Emir. Sie bildeten Zellen, die sie später in ihr jeweiliges Heimatland oder in ihr Gastland verlegen konnten. Einige zogen in den Kampf in Kaschmir und in Tschetschenien. Viele kämpften an der Seite der Taliban.
    Von nun an war Publicity die Währung, mit der Bin Laden zahlte. Er ersetzte seinen finanziellen Reichtum durch Berühmtheit, und dafür erhielt er Rekruten und Spenden. Er hatte Mullah Omar versprochen, sich still zu verhalten, doch stattdessen ließ Bin Laden der Fatwa eine Reihe von Pressekonferenzen und Interviews folgen. Zunächst sprach er mit einer Gruppe von 14 pakistanischen Journalisten, die zwei Tage lang im Kreis herumgefahren worden waren, um dann in einem Lager von al-Qaida abgesetzt zu werden, das nur wenige Meilen vom Ausgangspunkt ihrer Reise entfernt war. Bin Laden ließ sie warten. Plötzlich kündigten Maschinengewehrsalven und Detonationen von Granaten seine Ankunft in einem Konvoi von vier Geländewagen an. Er wurde von Leibwächtern begleitet, die ihre Gesichter verhüllt hatten. Ein verängstigter Hund lief panisch umher und suchte Schutz hinter einem Baum.
    Auf die Reporter wirkte diese Inszenierung lächerlich überzeichnet. 2 Sie interessierten sich nicht für Bin Ladens Kriegserklärung an die Vereinigten Staaten, die sie für einen absurden PR-Gag hielten. Wichtiger war, dass Indien gerade einen Atombombentest durchgeführt hatte, und sie wollten von Bin Laden einen Aufruf zum heiligen Krieg gegen den verhassten Nachbarn Pakistans hören. Bin Laden war frustriert und versuchte, die Reporter wieder zu seinem Vorhaben zurückzuführen. „Sprechen wir über die wirklichen Probleme“, bat er. 3
    „Der Terrorismus kann lobenswert sein, und er kann tadelnswert sein“, 4 philosophierte er in Reaktion auf die Frage eines seiner Anhänger. „Einen unschuldigen Menschen in Angst zu versetzen und zu terrorisieren, ist verurteilenswert und ungerecht, und es ist falsch, Menschen ohne Grund zu terrorisieren. Hingegen ist es für die Sicherheit der Menschen und für den Schutz ihres Eigentums erforderlich, die

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