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Der Tod wird euch finden - Al-Qaida und der Weg zum 11 September Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize 2007

Titel: Der Tod wird euch finden - Al-Qaida und der Weg zum 11 September Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize 2007 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Wright
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Barackensiedlung am Stadtrand, in der überwiegend somalische Flüchtlinge hausten. Ihr Jeep bahnte sich einen Weg durch eine neugierige Menschenmenge und machte vor einem verwahrlosten Hotel Halt. Die FBI-Agenten wurden von einem kenianischen Polizisten begleitet. „Was auch immer geschieht, steigen Sie nicht aus dem Wagen“, warnte sie der Kollege. „Diese Leute hier hassen die Amerikaner.“
    Während die nervösen Agenten auf die Rückkehr des einheimischen Polizisten warteten, lehnte sich ein Mann mit dem Rücken gegen die Scheibe. „Ich habe Sie gewarnt, hierher zu kommen“, murmelte er. „Man wird Sie töten.“
    Gaudin vermutete, dass dies der Mann war, der den Hinweis gegeben hatte. „Können Sie uns helfen?“, fragte er.
    „Er ist nicht hier“, flüsterte der Mann. „Er wohnt in einem anderen Hotel.“
    Die Ermittler fuhren zu diesem Hotel, wo sie tatsächlich einen Mann fanden, der nicht dorthin passte: Es war ein schmächtiger junger Araber, der mehrere genähte Wunden auf der Stirn hatte und blutige Verbände um die Hände trug. Er nannte den Beamten den Namen Chaled Salim Bin Raschid und behauptete, ein jemenitischer Nusshändler zu sein, der in Kenia geschäftliche Kontakte knüpfen wolle. Er erklärte, er habe sich zum Zeitpunkt des „Unfalls“in einer Bank nahe der Botschaft aufgehalten. Das Einzige, was er bei sich trug, waren acht brandneue Hundert-Dollar-Scheine.
    „Wie sind Sie in diesem Hotel gelandet?“, wurde er gefragt.
    Bin Raschid sagte, nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus habe ihn ein Taxifahrer dorthin gebracht, weil er kein Suaheli spreche. In diesem Hotel hielten sich häufig Araber auf.
    „Wo sind Ihre übrigen Sachen: Ihre Kleider, Ihre Ausweisdokumente? “
    „Ich habe alles bei der Explosion verloren“, erklärte Bin Raschid. „Dies sind dieselben Kleider, die ich an jenem Tag trug.“
    Die Geschichte des jungen Arabers schien Gaudin plausibel. Es war nicht seine Sache, Fragen zu stellen; es gab Ermittler, die sehr viel mehr Erfahrung mit Befragungen hatten. Doch es fiel ihm auf, dass Raschids Kleidung sehr viel sauberer war als seine eigene. Obwohl Gaudin erst seit wenigen Tagen in Kenia war, war seine Kleidung bereits verknittert und staubig. Bin Raschid, der behauptete, bei einem katastrophalen Bombenanschlag all seine Habe verloren zu haben, sah im Vergleich dazu geradezu geschniegelt aus. Doch warum sollte der Mann die Unwahrheit über seine Kleidung sagen?
    Gaudin konnte in jener Nacht nicht schlafen. Ein unglaublicher Gedanke ließ ihm keine Ruhe. Als das Verhör am folgenden Morgen fortgesetzt werden sollte, fragte er den leitenden Ermittlungsbeamten, ob er dem Araber einige Fragen stellen könne. Er durfte.
    „Ich habe sechs Jahre in der Armee verbracht“, sagte er zu Bin Raschid, und er erzählte ihm, dass er im John F. Kennedy Special Warfare Center eine Spezialausbildung in Techniken zur Täuschung von Verhörspezialisten absolviert hatte. Es war eine brutale Erfahrung gewesen. Die Soldaten hatten gelernt, was sie erwartete, sollten sie jemals in Gefangenschaft geraten. Sie wurden geschlagen und eingeschüchtert, und man brachte ihnen bei, wie man eine überzeugende Geschichte zur Tarnung erzählte. „Ich denke, Sie haben auch so ein Training erhalten“, sagte Gaudin zu Bin Raschid. „Wenn Sie an Ihre Ausbildung zurückdenken, so werden Sie sich erinnern, dass Sie sich eine folgerichtige Geschichte ausdenken müssen. Aber Sie haben einen Fehler gemacht. Sie haben etwas gesagt, das nicht logisch ist.“
    Anstatt ungläubig zu lachen, rückte Bin Raschid seinen Stuhl näher an Gaudin heran. „Wo bin ich unlogisch gewesen?“, fragte er.
    „Ich werde Ihnen sagen, wo Ihre Geschichte nicht zusammenpasst“, sagte Gaudin, wobei er seinen Blick auf Bin Raschids Schuhe heftete, die abgenutzt und schmuddelig waren wie seine eigenen. „Sie haben Schnitte an beiden Händen, aber nicht einen Tropfen Blut auf ihren grünen Baumwollhosen. Tatsächlich sind Sie vollkommen sauber.“
    „Arabische Männer sind sehr viel reinlicher als Amerikaner“, erwiderte Bin Raschid.
    „Geschenkt“, sagte Gaudin, der den Blick nicht von den Schuhen seines Gegenübers hob. „Und möglicherweise haben Sie obendrein ein Waschmittel, das Wunder wirkt und das Blut von Ihrer Kleidung entfernt.“
    „Genau.“
    „Sie haben auch eine Schnittwunde auf dem Rücken. Ich nehme an, irgendwie gelang es einem Glassplitter, von einem Gebäude herabzufallen und Ihren Rücken

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