Der Tod wird euch finden - Al-Qaida und der Weg zum 11 September Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize 2007
unter einem Gebäude begraben zu werden, und begannen, Mülleimer mit Wasser zu füllen.
Dan Coleman saß vor der St. Paul’s Chapel in seinem Dienstwagen und wartete auf ein weiteres Mitglied der I-49, als ein Wirbelsturm den Broadway heraufgerast kam. Es war unbegreiflich. Sein Partner lief in nördlicher Richtung am Auto vorbei. „Steig in den Wagen!“, schrie ihm Coleman zu. Vier Polizisten sprangen ebenfalls ins Auto; einer von ihnen erlitt einen Herzinfarkt. Der Wagen wurde von der schwarzen Wolke eingehüllt. „Schalte die Klimaanlage ein!“, keuchte einer der Polizisten. Coleman tat es, und das Auto füllte sich mit Rauch, sodass er die Luftzufuhr rasch wieder stoppte.
Die anderen Fahrzeuginsassen schrien ihn an, er solle sie hier wegbringen, aber er konnte nichts sehen. Er setzte zurück und wäre fast die Treppen einer U-Bahn-Station hinuntergerollt. Ein Krankenwagen tauchte auf, und die Polizisten sprangen aus dem Auto. Coleman stieg ebenfalls aus und machte sich auf die Suche nach seiner Einheit.
Er schob sich gegen den Strom mit Asche bedeckter Menschen, die wie mit Asche bedeckte Zombies, wie exhumierte Leichen wirkten. Er selbst war mittlerweile auch so weiß wie ein Schneemann, der Staub begann sich zu verfestigen und sein Haar zu einem Helm zu verkleben. Dieser Staub war eine Mischung aus Beton, Asbest, Blei, Glasfaser, Papier, Baumwolle, Kerosin und den pulverisierten organischen Überresten der 2749 Menschen, die in den Türmen gestorben waren. 48
Valerie hörte Schreie in der Autovermietung nebenan und lief hinüber. Als sie auf dem Großbildschirm den Südturm einstürzen sah, sank sie auf einem Stuhl zusammen und stöhnte: „Oh Gott, John ist tot.“
20 OFFENBARUNGEN
Das FBI befahl Ali Soufan und dem übrigen Team im Jemen, das Land unverzüglich zu verlassen. Am 12. September tat ihnen der Leiter des CIA-Büros in Aden den Gefallen, sie zum Flughafen in Sanaa zu fahren. Er saß mit ihnen im Aufenthaltsraum, als sein Mobiltelefon klingelte. Er sagte zu Soufan: „Sie wollen mit Ihnen sprechen.“
Einer der Kommunikationsexperten des FBI packte das Satellitentelefon aus und richtete die Schüssel aus, damit Soufan die Zentrale zurückrufen konnte. Er sprach mit Dina Corsi, die ihm sagte, er solle im Jemen bleiben. Er war wütend. Er wollte nach Hause und den Angriff auf Amerika zu untersuchen - und zwar jetzt! „Darum geht es ja - um das, was gestern geschehen ist“, hielt sie ihm entgegen. „Quso ist unser einziger Hinweis.“
Mehr sagte sie nicht. Soufan ließ seinen Koffer aus dem Flugzeug holen, aber er war verwirrt. Was hatte Quso, der Kameramann, der den Anschlag auf die Cole verschlafen hatte, mit der Attacke am Vortag zu tun? Ein anderer Untersuchungsbeamter, Robert McFadden, und einige Männer von der Spezialeinheit SWAT blieben aus Sicherheitsgründen bei ihm zurück.
Der Auftrag aus der Zentrale lautete, die Flugzeugentführer „mit allen erforderlichen Mitteln“zu identifizieren. Eine solche Anweisung hatte Soufan nie zuvor gesehen. Als sie wieder in der Botschaft waren, kam über eine sichere Leitung ein Fax mit Fotos der Verdächtigen herein. Dann nahm der Leiter der CIA-Einheit Soufan beiseite und drückte ihm einen braunen Briefumschlag in die Hand. Dieser enthielt die drei Überwachungsfotos und einen vollständigen Bericht über das Treffen von al-Qaida in Malaysia - jenes Material, das Soufan wiederholt vergeblich bei der CIA angefordert hatte. Die „Mauer“war eingestürzt. Als Soufan begriff, dass die CIA und einige Leute im FBI seit mehr als anderthalb Jahren gewusst hatten, dass zwei der Terroristen im Land waren, lief er ins Badezimmer und erbrach sich.
Auf einem der Fotos war ein Mann zu sehen, der Quso ähnelte. Soufan ging zu General Ghalib Qamisch von der OPS und verlangte, den Gefangenen Quso erneut zu sehen. „Was hat das mit der Cole zu tun?“, wollte Qamisch wissen.
„Ich spreche nicht von der Cole “, antwortete Soufan. „Bruder John wird vermisst.“Er wollte weitersprechen, aber seine Stimme erstickte im Schluchzen. General Qamischs Augen füllten sich ebenfalls mit Tränen. Es trat ein langes Schweigen ein, in dem sich die gewaltige Lücke öffnete, die O’Neills Tod hinterlassen hatte.
General Qamisch sagte, der Gefangene sei in Aden, und am Abend gäbe es nur noch einen Flug in die Hauptstadt. Er griff zum Telefon, rief seine Untergebenen an und begann zu schreien: „Ich will, dass Quso noch heute Abend hierhergebracht
Weitere Kostenlose Bücher