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Der Todesengel von Florenz

Der Todesengel von Florenz

Titel: Der Todesengel von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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Verhältnis mit Bandelli zu finden. »Ich bin in mich gegangen und habe erkannt, dass es ungehörig war, Eurer Aufforderung nicht umgehend Folge zu leisten. Ich hätte mit Euch in den Garten gehen und …«
    Vincenzo Bandelli schnitt ihm das Wort ab, und zwar in äußerst harschem, unversöhnlichem Ton. »Wovon zum Teufel redet Ihr? Was soll diese Sache mit dem Garten? Wollt Ihr mich verhöhnen?«, stieß er erbost hervor und gab seinem Gegenüber keine Gelegenheit zu einer Erwiderung. »Spart Euch Euren Atem. Ich weiß, woran ich bei Euch bin, Pater Angelico! Ich weiß es seit dem Tag, an dem Ihr über die Schwelle meines Klosters getreten seid. Ich habe Euch von der ersten Stunde an angesehen, dass Ihr nichts taugt und nicht zum monastischen Leben berufen seid!«
    Die Worte des Priors gingen wie Stockhiebe auf Pater Angelico nieder. Mit einem Ruck richtete er sich auf, um bei den verbalen Schlägen zumindest auf Augenhöhe mit ihm zu stehen. Das Schuldgefühl und der Wille zur gebotenen Unterwerfung waren wie weggewischt. »Und ich habe schon immer geahnt, dass Ihr bereits am ersten Tag Euer endgültiges Urteil über mich gefällt habt und entschlossen wart, davon nicht mehr abzurücken«, entgegnete er mit eisiger Stimme.
    Vincenzo Bandelli fuchtelte unwirsch mit der ringbestückten Rechten. »Unsinn, ja geradezu lächerlich! Ihr habt Eure Chance gehabt, mehr als eine sogar!«
    »Wollt Ihr diese Lüge wirklich auf Eure Seele nehmen?«
    Darauf ging der Obere wohlweislich nicht ein. »Denkt doch, was Ihr wollt! Das tut Ihr ja ohnehin. Aber glaubt nicht, ich bereue, was ich soeben gesagt habe.«
    »Das sähe Euch auch nicht ähnlich. Euch hält ja offensichtlich nicht einmal die Gegenwart eines Toten davon ab, Euer Gift zu verspritzen … ehrwürdiger Vater! «
    Vincenzo Bandelli bedachte ihn mit einem flammenden Blick. »Das ist eine Schande, in der Tat«, bekräftigte er. »Und zwar eine, die Ihr zu verantworten habt!« Dabei stach er mit ausgestrecktem Zeigefinger über Pater Nicodemos Leichnam hinweg in seine Richtung. »Aber genug davon! Ich weiß, was ich von Euch zu halten habe. Weiter darüber zu reden wäre so aussichtslos, wie im Winter an den Bäumen nach Feigen zu suchen! Es geht hier vielmehr um die Causa Nicodemo!«
    »Causa Nicodemo?«, wiederholte Pater Angelico verblüfft und zog die Stirn in Falten. »Ich wusste gar nicht, dass es eine solche gibt. Unser Klosterbruder ist einem ruchlosen Verbrechen zum Opfer gefallen …«
    »… und die abscheulichen Umstände seines Todes und seiner Verstümmelung bringen mit sich, dass sich in Florenz das Gerücht zu verbreiten droht, San Marco sei ein Hort gottloser Sodomie!«, fuhr ihm der Prior erregt in die Rede. »Herrgott, was habt Ihr Euch bloß dabei gedacht, mir bei Eurer Rückkehr ins Kloster diesen unbedarften Novizen Bartolo zu schicken, statt mir persönlich Bericht zu erstatten?«
    »Ich dachte, Eure angegriffenen Nerven zu schonen, indem ich Euch so wenig wie möglich mit meiner Gegenwart belästige«, antwortete Pater Angelico. »Es muss auch so schon schwer genug sein, mit dem Paradox zu leben, dass ich einerseits angeblich nichts tauge, andererseits aber offenbar hinreichend befähigt bin, Novizenmeister zu sein. Ganz abgesehen davon, dass Ihr eifrig mein Loblied singt, auf dass der Geldstrom, der durch meine Tafelbilder und Fresken in die Klosterkasse fließt, nicht versiege!«
    Wut rötete das Gesicht des Klosteroberen. »Lenkt nicht vom Thema ab! Wir haben kostbare Stunden verloren, weil Bruder Bartolos Ausführungen lückenhaft und missverständlich waren. Welch bösartige Bezichtigung der Mörder als vermeintliche Rechtfertigung seiner Tat hinterlassen hat, musste ich von einem unserer Konversen erfahren!«, tobte er. »Dabei wäre es Eure Aufgabe gewesen, mich über alles genauestens ins Bild zu setzen!«
    »Mag sein, dass unser Novize Hemmungen hatte, die grausigen Einzelheiten vor Euch auszubreiten. Aber was ändert das an der Tatsache, dass wir – Ihr und ich genauso wie alle anderen in San Marco – wissen, wie haltlos, ja absurd und lächerlich es ist, gegen Pater Nicodemo den Vorwurf der Sodomie zu erheben?«
    »Die Welt da draußen weiß es nicht!«, donnerte Vincenzo Bandelli mit hochrotem Gesicht und stach nun mit dem Zeigefinger in Richtung Tür. »Die Leute werden sich das Maul zerreißen. Ob ein Gerücht haltlos und bösartig ist oder aber der Wahrheit entspricht, interessiert den Pöbel doch einen feuchten Kehricht! Nichts

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