Der Todesflieger
blutdurchtränktes Hemd. »Sie haben ja auch Ihr Fett abbekommen.«
»Das habe ich von Tills Hund zu verdanken«, entgegnete Pitt und hielt sein Glas prüfend gegen das Licht.
Zac nickte stumm. Allmählich begann er zu begreifen, weshalb Pitt von Till so haßte. Er lehnte sich gemütlich auf seinem Stuhl zurück und ließ die Arme herunterhängen. Er durfte ihm Teri getrost anvertrauen – Pitt sann auf Rache, nicht auf Sex.
»Solange Sie an Bord der
First Attempt
bleiben, halten wir Sie über Funk auf dem laufenden.«
»Gut«, erwiderte Pitt kurz. Er nippte an seinem Brandy.
Wohlige Wärme durchströmte seinen Magen. »Ich muß Sie noch um einen Gefallen bitten, Zac. Könnten Sie vielleicht als Mitglied des Fahndungsbüros ein paar offizielle Anfragen an die zuständigen deutschen Behörden richten?«
»Selbstverständlich. Was möchten Sie denn wissen?«
Pitt hatte sich bereits ein Blatt Papier und einen Stift vom Schreibtisch genommen. »Ich schreibe Ihnen alles auf, einschließlich der Namen und Adressen.« Er reichte das Blatt Zac.
»Bitten Sie Ihr e deutschen Kollegen, ihre Antwort an die
First Attempt
zu schicken. Ich habe Ihnen die Wellenlänge, auf der die NUMA sendet, beziehungsweise empfängt, ebenfalls aufgeschrieben.«
Zac überflog, was Pitt notiert hatte. »Ich verstehe nicht, was Sie damit bezwecken.«
»Ich folge damit nur einem unbestimmten Gefühl. Übrigens wann kommt die
Queen Artemisia
denn hier in Thasos vorbei?«
»Wie… Aber woher wissen Sie das?«
»Ich bin ein Hellseher«, erwiderte Pitt knapp. »Wann also?«
»Morgen früh.« Zac betrachtete Pitt nachdenklich.
»Irgendwann zwischen vier und fünf Uhr morgens. Warum fragen Sie?«
»Nur so aus Neugier.« Pitt kippte den restlichen Brandy in einem Zug hinunter. Die Tränen schossen ihm in die Augen, und er glaubte, sein Magen stünde in Flammen.
»Mein Gott«, flüsterte er heiser. »Das Zeug brennt ja wie Schwefelsäure.«
13. Kapitel
Die schaumgekrönte Bugwelle wurde flacher und verebbte endlich ganz, als die
Queen Artemisia
an Fahrt verlor und beidrehte. Rasselnd wurde der Anker herabgelassen, und mit einem Ruck stand das alte Schiff still. Die Positionslichter verlöschten, und die
Queen Artemisia
war nur noch als schemenhafte Silhouette gegen die schwarze See zu erkennen.
Etwa fünfzig Meter von ihr entfernt dümpelte eine alte Holzkiste auf den kurzen Wellen – eine jener Kisten, wie sie zu Tausenden und aber Tausenden auf den Meeren und Wasserwegen in aller Welt dahintreiben. Die Aufschrift: »Diese Seite nach oben« stand auf dem Kopf. Alles in allem schien sie ein ganz gewöhnliches Stück Treibgut zu sein. Eins allerdings zeichnete sie aus: Sie war nicht leer.
Im Inneren seines Verstecks fluchte Pitt leise, als eine Welle die Holzkiste gegen seinen Kopf schlug. Dabei schluckte er versehentlich Wasser und mußte entsetzlich husten. Es war wahrhaftig kein Vergnügen, mit diesem Kasten über dem Kopf zu schwimmen. Doch immerhin war er gut getarnt, wenn sehr bald die Sonne ihre ersten Strahlen über das Meer schicken würde. Er blies seine Schwimmweste noch etwas praller auf und richtete dann durch die beiden Gucklöcher seinen Blick erneut auf das Schiff.
Die
Queen Artemisia
lag völlig ruhig da. Nur das schwache Summen ihrer Generatoren und das leise Plätschern der Wellen gegen ihren Rumpf war zu vernehmen. An Bord herrschte Totenstille. Pitt lauschte eine geraume Zeit, doch nichts war zu hören: Niemand schritt über das Deck, keiner bellte irgendwelche Befehle, keine Maschine lief – nichts. Es war geradezu gespenstisch still. Die
Queen Artemisia
glich einem Geisterschiff.
Man hatte den Steuerbordanker herabgelassen. Pitt arbeitete sich an die Ankerkette heran, die Kiste mit dem Kopf ständig vorwärtsschiebend. Die sanfte Brise erleichterte ihm die Arbeit, und schon nach kurzer Zeit stieß die Kiste gegen die Ankerkette.
Rasch entledigte Pitt sich seiner Sauerstoff-Flasche und hängte sie mit dem Tragegurt an eines der mächtigen Kettenglieder.
Dann streifte er Flossen, Taucherbrille und Schnorchel ab und machte sie am Luftschlauch der Sauerstoff-Flasche fest, so daß das ganze Bündel dicht unter der Wasseroberfläche an der Ankerkette hing.
Er griff nach der Kette und blickte an ihr hoch. Man konnte nicht weit sehen, die Kette verschwand irgendwo in der Dunkelheit. Pitt mußte an Teri denken, die in diesem Augenblick in einer gemütlichen Koje auf der
First Attempt
schlummerte. Er sah ihren zarten,
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