Der Todesflug der Cargo 03
Mann, vor dem sie jetzt stand, die zarten Flekken nicht sehen konnte, die sich aus ihr unerfindlichen Gründen auf ihre Wangen gestohlen hatten.
»Mister Pitt«, begann sie von neuem… Wieder suchte sie nach den richtigen Worten. Dirk Pitt sah sie fragend und abwartend an. Ich sollte mich ihm einfach vorstellen, fuhr es ihr durch den Kopf. Statt jedoch ihren Namen zu sagen und irgendeinen Anknüpfungspunkt zu finden, der mit der Politik oder mit dem Beruf ihres Gegenübers zu tun hatte, brachte sie nur eine recht gedankenlose Frage hervor, die sie bereute, noch ehe sie sie ganz ausgesprochen hatte. »Was ist Ihr nächtes Projekt, nachdem Sie die ›Titanic‹ nun erfolgreich hochgeholt haben?«
Dirk Pitt zauberte ein breites, sehr selbstsicher wirkendes Lächeln auf seine ernsten Züge. »Mein nächstes Projekt hat einen weit höheren Schwierigkeitsgrad als die Bergung der ›Titanic‹. Trotzdem freue ich mich darauf, weil die Bewältigung dieser neuen Aufgabe mich mit großer persönlicher Befriedigung erfüllt.«
»Um was für ein Projekt handelt es sich?«
»Um ein sehr privates, wenn ich so sagen darf. Es handelt sich um die Verführung der Kongreßabgeordneten Laura Smith.«
»Ich lache später«, konterte Laura kü hl. »Vielleicht kommt der Witz noch. Man soll da nicht ungerecht sein, sondern die Leute zu Ende reden lassen. Besonders, wenn sie stottern.«
»Ich mache keinen Scherz«, sagte Pitt, immer noch lächelnd. »Eine tiefe sexuelle Beziehung zu so einer attraktiven Politikerin wie Ihnen würde ich nie auf die leichte Schulter nehmen.«
»Eine Frage ist vielleicht trotzdem erlaubt, Mister Pitt. Arbeiten Sie bei diesem Projekt im eigenen Auftrag? Oder werden Sie für den delikaten Job von der Opposition bezahlt?«
Anstatt zu antworten, nahm Pitt sie bei der Hand und zog sie mit sanfter Gewalt durch das Gewimmel der Oberen Zehntausend, die schwatzend, das Cocktailglas in der Rechten, auf dem Rasen herumstanden und sich einem Kater entgegentranken, zum Ausgang. Laura ließ es mit sich geschehen. Sie war neugierig, was der kühnen Eröffnung an Taten folgen würde.
Als sie den Parkplatz verlassen hatten und Pitt sich mit seinem Wagen in den fließenden Verkehr auf der schattigen Allee einfädelte, setzte sich Laura so, dass sie ihren Begleiter ansehen konnte. »Darf das Opfer wenigstens fragen, wohin es entführt wird?«
»Aber sicher«, entgegnete Pitt. »Die Entführung der Kongreß-abgeordneten Laura Smith findet in zwei Phasen statt. Phase eins hat eine gemütliche Bar zum Schauplatz, wo wir uns aneinander kuscheln und uns gegenseitig unsere intimsten, bisher uneingestandenen Wünsche verraten.«
»Und Phase zwei?« fragte Laura. Es ärgerte sie, dass ihre Stimme vor Erregung heiser klang.
»Die Phase zwei ist für das Gelingen des Unternehmens entscheidend. Sie besteht in einer Fahrt mit einem Tragflügelrennboot im 150 Kilometer-Tempo quer durch die Chesapeake-Bucht.«
»Nicht mit mir«, wandte Laura ein.
»O doch!« beharrte Pitt auf seinem Plan. »Die sinnreiche Folge von Intimität und Geschwindigkeit hat sich bei allen meinen Entführungsprojekten vorzüglich bewährt. Im Falle von weiblichen Kongreßabgeordneten wirkt sich das Rezept so aus, dass aus einer eher unauffälligen jungen Dame im Handumdrehen ein liebestolles, unersättliches Vollblutweib wird.«
Es dauerte bis zum nächsten Morgen, bis Laura alle Einwände gegen Pitts so offen dargelegte Entführungstheorie aufgab. Die Praxis hatte sich sogar als noch reizvoller erwiesen als die Theorie. Die einzigen Spuren, die von Lauras anfänglichem Widerstand zurückblieben, waren die Bißmale und Kratzer, die Laura ihrem Entführer an den Schultern beigebracht hatte. Sie betrachtete diese Spuren mit Sinnlichkeit und nicht ohne Stolz.
»Jetzt ist es aber genug mit den Schäferspielen«, sagte Laura lachend und machte sich von Dirk Pitt frei, der vor ihr stand und sie mit den Armen umfangen gehalten hatte. Sie machte eine Kopfbewegung zur Tür hin, durch die der Blick auf die Laub-und Tannenwälder der Colorado Rockies fiel. »Ich habe einen dicken Packen Korrespondenz zu erledigen, bevor wir morgen unseren Einkaufstrip nach Denver machen können. Warum streunst du nicht ein bißchen durch den Wald, während die fleißige Kongreß-abgeordnete Laura Smith sich in ihre Wählerpost vergräbt? Heute abend mach’ ich dann ein absolut versnobtes Feinschmeckeressen für uns beide. Gegessen wird am flackernden Kamin. Die Lady des Hauses
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