Der Todeskünstler: Thriller (German Edition)
war als eine flache Hand.
Sie schnellte hoch, holte aus, ballte die Faust und schlug Kirsten auf die Nase, so fest sie konnte. Der Aufprall war wie ein Schock.
Das hat wehgetan!
Sie hatte Kirsten voll getroffen. Blut schoss aus beiden Nasenlöchern, und Kirsten stolperte rückwärts, fiel hin, landete auf dem Hintern.
Jetzt! Gib ihr den Rest, bevor sie aufstehen kann!
Sarah hatte zweimal erlebt, wie es Mädchen ergangen war, die sich Kirsten widersetzt hatten. Beide Male hatte Kirsten es nicht bei Ohrfeigen belassen. Eines der Mädchen hatte sie bewusstlos getreten und ihm dann den Kopf kahl rasiert. Dem zweiten Mädchen hatte sie den Arm auf den Rücken gedreht, bis er mit einem hörbaren knacken gebrochen war. Dann hatte Kirsten das schreiende Mädchen splitternackt ausgezogen und draußen auf dem Flur ausgesperrt.
Sarah wusste, dass sie diesen Kampf genauso erbittert führen musste.
Kirsten kämpfte sich bereits wieder auf die Beine. Sarah trat ihr ins Gesicht. Ihr Fuß traf Kirsten voll auf den Mund, und die Unterlippe platzte auf. Ihre Augen quollen hervor, und sie kreischte vor Schmerz. Überall war plötzlich Blut.
In Sarah stieg eine düstere, wilde Freude auf. Endlich einmal wartete sie nicht darauf, dass etwas Schlimmes geschah. Endlich einmal erwachte sie nicht aus einem Albtraum, um festzustellen, dass sie in einem Albtraum lebte.
Dies hier war
(besser)
Diesmal hatte sie alles unter Kontrolle.
Sie trat Kirsten erneut, diesmal voll auf die Nase. Der Kopf des älteren Mädchens wurde in den Nacken geschleudert, Blut spritzte – in Sarahs Augen eine wunderschöne Fontäne. Kirsten starrte voller Entsetzen zu Sarah auf.
Sarah blähte die Nüstern bei diesem Anblick.
Noch mehr! Noch mehr! Nicht aufhören!
Sie sprang Kirsten an, warf sich auf sie, stieß sie auf den Rücken und prügelte mit den Fäusten auf sie ein, bis sie kein Gefühl mehr in den Händen hatte. Dann stand sie auf, trat Kirsten in den Bauch, gegen die Arme, die Brust, die Beine. Das ältere Mädchen rollte sich zusammen und versuchte sein Gesicht zu schützen.
Sarah hatte nicht das Gefühl, die Kontrolle über sich verloren zu haben. Ganz im Gegenteil. Sie fühlte sich losgelöst. Zufrieden, freudig erregt und zugleich losgelöst. Als würde sie in einem Traum ein besonders köstliches Stück Kuchen essen.
Sie hörte auf, als Kirsten zu schluchzen begann.
Sarah verharrte einen Moment über ihr, bis sie wieder zu Atem gekommen war. Kirsten weinte, die Arme über dem Kopf zusammengeschlagen. Sarah erhaschte Blicke auf blutige Lippen, eine gebrochene Nase, ein Auge, das bereits halb zugeschwollen war.
Du wirst es überleben.
Sie ging auf die Knie und brachte ihre Lippen nahe an Kirstens Ohr.
»Wenn du noch mal versuchst, mich zu schlagen, bring ich dich um. Verstanden?«
»J-ja«, schluchzte Kirsten.
Ein Donnerhall in Sarahs Innerem, und ihre Wut war verflogen. Einfach so.
Ein Ausspruch ihrer Mutter kam ihr in den Sinn: »Wenn es dir gelingt, deine Feinde zu Freunden zu machen, lebst du ein besseres Leben.«
Sarah hatte damals nicht gewusst, was ihre Mutter gemeint hatte. Jetzt glaubte sie die Bedeutung der Worte zu verstehen.
Sie streckte die Hand aus.
»Komm, ich helf dir, dich wieder in Ordnung zu bringen.«
Kirsten spähte misstrauisch hinter ihren Armen hervor, noch immer voller Angst. Sie blickte auf Sarahs Hand.
»Warum willst du mir helfen?«
»Ich will dich nicht herumkommandieren. Ich will nicht dein Boss sein. Ich will nur, dass du mich in Ruhe lässt.« Sie beugte sich vor und winkte. »Los, komm.«
Nach einigen weiteren ungläubigen Sekunden nahm Kirsten die Arme herunter. Sie setzte sich auf und betrachtete Sarah mit einer Mischung aus Angst und Neugier. Ihre Hand zitterte,als sie den Arm ausstreckte, um Sarahs Hand zu ergreifen. Sie zuckte zusammen, als sie aufstand.
Kirstens Gesicht war blutig und verquollen.
»Ich habe dir die Nase gebrochen«, sagte Sarah.
»Ja.«
Sarah zuckte die Schultern. »Tut mir leid. Soll ich dir im Waschraum helfen, dein Gesicht sauber zu machen?«
Kirsten musterte das jüngere Mädchen für eine Sekunde. »Nein. Ich geh allein, und dann gehe ich zur Schwester.« Sie versuchte zu lächeln, doch es wurde eine Grimasse. »Ich sag ihr, dass ich ausgerutscht und aufs Gesicht gefallen bin.«
Sarah blickte dem älteren Mädchen hinterher, als es davonhumpelte. Sobald Kirsten weg war, setzte sie sich auf ihre Pritsche und ließ das Gesicht in die Hände sinken. Der
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