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Der Todesstoss

Der Todesstoss

Titel: Der Todesstoss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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helles Brot und begann zu essen.
Birger hatte Recht. Sie hatten noch eine lange Nacht vor sich
und würden jedes bisschen Kraft bitter nötig brauchen.
»Erzählt uns von diesen angeblichen Teufelsanbetern«, bat
Andrej. »Wer sind sie? Was tun sie genau, und welchem Kult
hängen sie an?«
»Das weiß niemand.« Birger kniete sich so zwischen sie, dass
er Andrej und Abu Dun zusammen im Auge behalten konnte.
»Sie tarnen sich mit den Zeichen des Christentums. Das Dorf ist
kein richtiges Dorf, sondern ein altes Kloster mit einer Handvoll
Häusern an der Westseite. Angeblich sind es fromme Männer,
aber nachts feiern sie schwarze Messen, und die Figur an dem
umgedrehten Kruzifix, vor dem sie beten, ist nicht unser Herr
Jesus Christus.« Er legte den Kopf schräg und sah Abu Dun an.
»Aber damit habt Ihr ohnehin nicht viel im Sinn, nehme ich
an?«
»Ist das für dich von Bedeutung?«, fragte Abu Dun.
»Nein«, antwortete Birger. Es klang ehrlich. »Und Ihr,
Andrej?«
»Warum fragt Ihr das?«
Birger wackelte mit dem Kopf. »Gestern Abend, als Ihr Vater
Ludowig gegenüberstandet - ich hatte den Eindruck, dass Eure
Vorsicht mehr seinem Gewand galt als seinen Worten.«
»Ihr seid ein guter Beobachter«, entgegnete Andrej. »Ich hatte
in der Vergangenheit einige Begegnungen mit Männern der
Kirche.«
»Weiter«, sagte Abu Dun. »Sie leben also in einem
angeblichen Kloster.
Was genau tun sie dort? Wieso unternimmt niemand etwas
gegen sie, wenn sie doch den Teufel anbeten?«
»Sie sind sehr vorsichtig«, antwortete Birger. »Für die
meisten sind sie einfach nur Bergbauern und Schäfer, die das
Kloster versorgen. Aber wir kennen ihr Geheimnis. Deshalb
hassen sie uns auch so. Sicher hätten sie unser ganzes Dorf
ausgelöscht, hätten sie nicht Angst gehabt, damit zu viel
Aufsehen zu erregen.«
Nachdenklich kaute Andrej auf dem Stück gesalzenen
Fleisches, das Birger ihm gegeben hatte. Die Antworten Birgers
klangen glaubhaft und überzeugend. Wieder hatte er das
Gefühl, dass hier etwas nicht stimmte. So wie am Abend zuvor,
als sie ins Dorf hineingeritten waren und er gespürt hatte, dass
sie in eine Falle tappten.
»Vielleicht sollten wir uns wirklich ausruhen«, schlug Abu
Dun vor. »Es wird eine lange Nacht.«
Birger stand auf. »Ich sehe nach Stefan und seinem Bruder.«
Sie warteten, bis es dunkel wurde. Der Himmel hatte sich fast
lückenlos mit Wolken zugezogen, sodass es sehr dunkel war,
und die Kälte wurde grausam.
Andrej zitterte am ganzen Leib. Er war nicht mehr sicher, ob
es wirklich gut gewesen war, so lange zu rasten. Inzwischen
war er steif gesessen, und sein Rücken schmerzte.
Abu Dun drehte sich in Richtung der Pferde, aber Birger
schüttelte den Kopf. »Von hier aus gehen wir besser zu Fuß«,
sagte er. »Mit den Pferden kommen wir nicht mehr sehr weit.
Das Gelände wird bald un-wegsam.«
Sie marschierten los; Birger an der Spitze, Andrej und Abu
Dun dicht hinter ihm. Die Kälte schien schlagartig zuzunehmen,
als sie die unsichtbare Grenze überschritten und unter ihren
Stiefeln nun endgültig verharschter Schnee knirschte. Das
Gelände war so unübersichtlich, dass sie mit den Pferden keine
hundert Schritte weit gekommen wären, und ohne Birgers
Führung hätten sie sich schon nach fünfzig Schritten
hoffnungslos verirrt.
Der Boden schimmerte in einem unheimlichen Knochenweiß,
und die Bäume verkrochen sich in den Schatten. Selbst Andrej
mit seinen überscharfen Sinnen war beinahe orientierungslos.
Abu Dun musste es vollkommen sein. Andrej nahm an, dass
Birger sich hier gut genug auskannte, um sich auch mit
verbundenen Augen zurechtzufinden.
Die unheimliche Nacht trübte auch Andrejs Zeitgefühl. Er
hätte nicht sagen können, wie lange sie schon unterwegs waren.
In der Wolkendecke über ihnen erschienen einige Lücken, und
bald sahen sie sogar eine bleiche Mondsichel.
Plötzlich hörte Andrej ein Geräusch. Es war unendlich leise,
gerade an der Wahrnehmungsgrenze selbst seiner unvorstellbar
scharfen Sinne. Aber etwas daran war so unheimlich, dass er
mitten in der Bewegung innehielt und sich halb in die Richtung
drehte, aus der das Geräusch gekommen war.
»Was habt Ihr?«, fragte Birger.
Abu Dun sagte nichts, aber seine Hand senkte sich auf das
Schwert.
»Da ist etwas«, murmelte Andrej. »Ich habe etwas gehört.«
Birger lauschte angespannt, und genau im gleichen Moment,
in dem er den Kopf schüttelte und sagte: »Ich höre nichts«,
erklang das Geräusch wieder:

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