Der Todeswirbel
seine lässige Haltung zu verändern, erwiderte A r den: »Ich habe diese Antwort von Ihnen erwartet.«
»Sie sind ein regelrechter Erpresser und nichts weiter«, erklärte David. »Und ich hätte die größte Lust, die Polizei auf Sie zu hetzen.«
»Mich der Öffentlichkeit preisgeben, ja?« Arden grinste. »Doch Ihnen wäre es weniger angenehm, würde ich mich an die Öffentlichkeit wenden. Aber beruhigen Sie sich, ich verzichte darauf. Wenn Sie nicht kaufen wollen, weiß ich noch andere Interessenten für meine Ware.«
»Was soll das heißen?«
»Na, die Cloades! Angenommen, ich gehe zu ihnen mit meiner Geschichte? ›Entschuldigen Sie, bitte, wenn ich Sie störe, aber es interessiert Sie vielleicht, dass Robert Underhay noch lebt!‹ Mein Lieber, stellen Sie sich den Empfang vor, den man mir bereiten würde. Mit offenen Armen käme die gesamte Familie mir entgegen.«
»Es würde Ihnen wenig nützen. Von denen kriegen Sie keinen roten Heller. Die sind samt und sonders arm wie die Kirchenmäuse«, entgegnete David grimmig.
»Es gibt doch so etwas wie – die Juristen nennen es so – ein Erfolgshonorar. Man einigt sich darauf, dass soun d soviel in bar zu zahlen ist an dem Tag, an dem klipp und klar bewiesen wird, dass Robert Underhay noch lebt, Mrs Gordon Cloade also dem Gesetz nach Mrs Underhay ist und Gordon Cloades vor der Heirat abgefasstes Test a ment seine volle Gültigkeit behalten hat.«
Einige Minuten saß David da, ohne ein Wort zu erw i dern. Dann fragte er ohne alle Umschweife:
»Wie viel?«
Die Antwort wurde ihm ebenso unverblümt zuteil:
»Zwanzigtausend.«
»Kommt nicht in Frage. Meine Schwester darf das K a pital nicht antasten. Sie hat nur die Nutznießung.«
»Also zehntausend. Sie kann sich das Geld leicht i r gendwo verschaffen. Und sie wird doch auch Schmuck haben.«
Wieder verfiel David in minutenlanges Schweigen, b e vor er erwiderte:
»Gut. Einverstanden.«
Der andere sah ihn fassungslos an und ein wenig uns i cher, als sei ihm der unerwartet in den Schoß gefallene Sieg nicht ganz geheuer.
»Keine Schecks«, erklärte er. »Nur bares Geld.«
»Aber Sie müssen uns Zeit geben, damit wir das Geld irgendwo auftreiben können.«
»Ich gebe Ihnen achtundvierzig Stunden.«
»Sagen wir nächsten Dienstag.«
»Einverstanden. Bringen Sie mir das Geld hierher.« Und bevor David noch etwas entgegnen konnte, fügte er hi n zu: »Sie an einer einsamen Wegbiegung oder einer abgel e genen Stelle am Fluss zu treffen, fällt mir nicht ein. Sie müssen mir das Geld hierher in den ›Hirschen‹ bringen, und zwar am nächsten Dienstag abends um neun.«
»Großes Vertrauen bringen Sie mir nicht entgegen«, sagte David höhnisch.
»Ich habe schon allerhand erlebt, und ich kenne Ihren Typ.«
»Also abgemacht. Nächsten Dienstag.«
David verließ das Zimmer, das Gesicht von Wut ve r zerrt.
Beatrice Lippincott trat aus dem Zimmer Nummer 4 auf den Korridor. Zwischen den Zimmern Nummer 4 und Nummer 5 gab es eine Verbindungstür, da jedoch der Kleiderschrank von Nummer 5 davor stand, blieb sie den Bewohnern dieses Zimmers meist verborgen.
Miss Lippincotts Wangen waren rosig überhaucht, und ihre Augen glänzten vor innerer Erregung.
11
S hepherds Court nannte sich das imposante Appa r tementhaus in Mayfair, das in luxuriöse Wohnu n gen aufgeteilt war. Auch jetzt noch wurden die Räume mit Bedienung vermietet, obwohl die B e dienung nicht mehr so erstklassig war wie vor dem Krieg. Früher hatten zwei Portiers den Dienst in der Halle unten vers e hen; nun musste einer dieser Aufgabe gerecht werden. Im Restaurant konnte man auch jetzt noch alle Mahlzeiten bekommen, doch wurde mit Ausnahme des Frühstücks nichts mehr aufs Zimmer serviert.
Das von Mrs Gordon Cloade gemietete Appartement befand sich im dritten Stock und umfasste einen Salon mit eingebauter Bar, zwei Schlafzimmer mit eingebauten Schränken und ein hochelegantes Bad, in dem auf Hoc h glanz polierte Kacheln mit den verchromten Hähnen und Handtuchhaltern um die Wette funkelten.
David Hunter ging im Salon mit großen Schritten auf und ab, während Rosaleen ängstlich und eingeschüchtert in der Ecke eines Sofas saß und ihn beobachtete.
»Erpressung!«, murmelte David. »Erpressung, gemeine Erpressung. Himmel, bin ich der Mensch, der sich e r pressen lässt?«
Rosaleen schüttelte ratlos den Kopf.
»Wenn ich nur eine Ahnung hätte«, sagte David. »Wenn ich nur eine Ahnung hätte.«
Von Rosaleen kam ein unterdrückter
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