Der Todeswirbel
sie musste mehrere Minuten warten, bevor Ro w ley sich aufraffte.
»Vielen Dank, Beatrice«, sagte er. »Vielen Dank.«
Und mit diesen Worten ging er zur Tür und ve r schwand. Beatrice blieb wie versteinert sitzen. Das hatte sie nicht erwartet. Irgendeinen Kommentar zu dem eben Gehörten hätte Mr Rowley, ihrer Meinung nach, schon abgeben können.
13
A utomatisch lenkte Rowley seine Schritte der Farm zu, doch nach einigen hundert Metern hielt er plötzlich inne und s chlug eine andere Ric h tung ein.
Seine Gedanken arbeiteten nur langsam. Erst jetzt kam ihm die volle Bedeutung dessen, was Beatrice ihm da erzählt hatte, zu Bewusstsein. Wenn ihr Bericht auf Wahrheit beruhte, und im Wesentlichen war dies sicher der Fall, so ging das die gesamte Familie Cloade an. Die neue Situation durfte nicht verheimlicht werden, und die in dieser Lage geeignetste Person, eine Entscheidung zu treffen, war ohne Zweifel Onkel Jeremy. Jeremy Cloade in seiner Eigenschaft als Rechtsanwalt würde gleich wi s sen, was sich mit der überraschenden Mitteilung anfangen ließ und welche Schritte zu unternehmen waren.
Obwohl Rowley im ersten Impuls die Dinge lieber selbst in die Hand genommen hätte, hielt er es schließlich doch für gescheiter, einen mit schwierigen Situationen vertrauten Rechtsanwalt über die Lage urteilen zu lassen. Je eher Jeremy von den Vorfällen unterrichtet wurde, desto besser, und dieser Erkenntnis entsprechend lenkte Rowley seine Schritte direkt zu seines Onkels Haus. Das Dienstmädchen öffnete ihm die Tür und teilte ihm mit, die Herrschaften säßen noch bei Tisch. Sie wollte Rowley ins Speisezimmer führen, aber er zog es vor, im Arbeit s zimmer seines Onkels zu warten. Ihm lag nichts daran, Frances bei der Unterredung dabei zu haben.
Ungeduldig schritt er im Zimmer auf und ab. Nach e i nem Weilchen ließ er sich in einen Sessel fallen.
»Was Rowley nur plötzlich von dir will?«, fragte Frances nachdenklich ihren Mann.
»Wahrscheinlich kennt er sich mit den Formularen nicht aus, die er ausfüllen muss. Die meisten Farmer ve r stehen nur die Hälfte von dem, was man da von ihnen wissen will«, entgegnete Jeremy Cloade gleichgültig. »Rowley nimmt’s vermutlich sehr genau und will sich Rat holen.«
»Er ist ein netter Bursche«, meinte Frances, »aber en t setzlich schwerfällig. Er tut mir Leid. Ich habe das G e fühl, als stimme in letzter Zeit nicht mehr alles so ganz zwischen ihm und Lynn.«
»Wieso… Ach so, ja, Lynn… du musst entschuldigen, meine Liebe, es fällt mir entsetzlich schwer, mich auf irgendetwas zu konzentrieren. Ich zermartere mir ständig mein Gehirn…«
Jeremy fuhr sich mit der Hand über die Stirn.
»Mach dir keine Sorgen«, fiel Frances hastig ein.» Es kommt schon alles in Ordnung. Du wirst sehen, ich habe Recht.«
»Du machst mir manchmal Angst, Frances. Du bist so unbekümmert. Du bist dir nicht im Klaren über die Situ a tion – «
»Ich bin mir absolut im Klaren darüber, und ich laufe vor der Erkenntnis nicht davon. Im Gegenteil, im Gru n de versetzt es mich in eine Art Spannung, in eine geh o bene Stimmung – «
»Das eben macht mir ja Angst, meine Liebe«, gab Jer e my zu bedenken.
Frances lächelte ihrem Mann beruhigend zu.
»Lass unseren armen jungen Farmer nicht zu lange wa r ten. Hilf ihm Formular Nummer elfhundertundneunun d neunzig ausfüllen oder was er sonst auf dem Herzen hat.«
Doch als sie aus dem Speisezimmer traten, fiel eben die Haustür ins Schloss. Edna kam und richtete aus, dass Mr Rowley beschlossen habe, wieder zu gehen, da es doch nichts Wichtiges sei, was er mit Mr Cloade habe bespr e chen wollen.
14
A n jenem bewussten Dienstagnachmittag machte Lynn Marchmont einen längeren Spaziergang. Eine innere Unruhe trieb sie aus dem Haus. Sie hatte das Gefühl, einmal gründlich und in aller Ruhe über Verschiedenes nachdenken zu mü s sen.
Sie hatte Rowley schon seit ein paar Tagen nicht mehr gesehen. Wohl waren sie sich seit jenem Nachmittag, an dem sie ihn mit der Forderung überfallen hatte, ihr fün f hundert Pfund zu leihen, wieder begegnet, aber es herrschte doch eine gewisse Spannung zwischen ihnen. Lynn war mittlerweile selbst zu der Erkenntnis geko m men, dass ihr Anliegen unvernünftig gewesen war und Rowley im Grunde keinen Vorwurf dafür verdiente, dass er es abgeschlagen hatte. Aber Vernunftgründe haben selten Aussicht, von Liebenden berücksichtigt zu werden.
Sie hatte sich in den letzten Tagen verlassen gefühlt
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