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Der Todschlaeger

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Titel: Der Todschlaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlo von der Birke
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Servietten, ein Tischtuch,
    Wischtücher ... Sie machen sich wohl über
    mich lustig? Ich habe Ihnen sagen lassen, Sie
    möchten mir alles zurückgeben, gebügelt oder
    nicht. Wenn Ihr Lehrmädchen nicht in einer
    Stunde mit dem Rest hier ist, überwerfen wir
    uns, Madame Coupeau, darauf mache ich Sie
    aufmerksam.«
    In diesem Augenblick hustete Goujet in seiner
    Stube.
    Gervaise fuhr leicht zusammen. Wie man sie
    vor ihm behandelte, mein Gott! Und sie blieb
    verlegen und verwirrt in der Mitte des
    Zimmers stehen und wartete auf die
    schmutzige Wäsche.
    Aber nachdem Frau Goujet aufgehört hatte
    nachzuzählen, hatte sie ruhig ihren Platz am
    Fenster wieder eingenommen und arbeitete an
    der Ausbesserung eines Spitzenschals.
    »Und die Wäsche?« fragte die Wäscherin
    schüchtern.
    »Nein, danke«, erwiderte die alte Frau, »diese
    Woche ist nichts da.«
    Gervaise wurde blaß. Man entzog ihr die
    Kundschaft. Da verlor sie völlig den Kopf, Sie
    mußte sich auf einen Stuhl setzen, weil die
    Beine unter ihr wegglitten. Und sie suchte sich
    nicht zu verteidigen, ihr fiel allein der Satz ein:
    »Herr Goujet ist wohl krank?«
    Ja, er sei leidend; statt zur Schmiede zu gehen,
    habe er heimkommen müssen, und er habe
    sich gerade auf sein Bett ausgestreckt, um sich
    auszuruhen. Frau Goujet sprach ernst; sie hatte
    ein schwarzes Kleid an wie immer, das weiße
    Gesicht war in ihre Nonnenhaube eingerahmt.
    Man habe den Tagelohn der Bolzenarbeiter
    abermals herabgesetzt; er sei von neun auf
    sieben Francs gefallen wegen der Maschinen,
    die nun die ganze Arbeit verrichteten. Und sie
    erklärte, daß sie an allem sparten; sie wolle
    ihre Wäsche wieder selber waschen. Natürlich
    hätte es sich gut getroffen, wenn die Coupeaus
    ihr das von ihrem Sohn geliehene Geld
    zurückgegeben hätten. Aber sie würde ihnen
    bestimmt nicht die Gerichtsvollzieher
    schicken, da sie ja doch nicht zahlen konnten.
    Seitdem sie von der Schuld sprach, schien
    Gervaise mit gesenktem Kopf das flinke Spiel
    ihrer Nadel zu verfolgen, die die Maschen eine
    nach der anderen neu bildete. »Dennoch«, fuhr
    die Spitzenklöpplerin fort, »könnten Sie es
    schaffen, die Schulden zu begleichen, wenn
    Sie sich ein bißchen einschränkten. Denn
    schließlich essen Sie sehr gut, Sie geben viel
    aus, dessen bin ich gewiß ... Wenn Sie uns
    jeden Monat bloß zehn Francs geben
    würden ...«
    Sie wurde von Goujets Stimme unterbrochen,
    die nach ihr rief:
    »Mama! Mama!«
    Und als sie zurückkam und sich setzte,
    wechselte sie fast sofort das Gespräch.
    Zweifellos hatte der Schmied sie angefleht,
    kein Geld von Gervaise zu verlangen. Aber
    unwillkürlich sprach sie nach fünf Minuten
    erneut von der Schuld. Oh, sie habe
    vorausgesehen, was eintreffe, der
    Bauklempner vertrinke den Laden, und er
    werde seine Frau noch weit bringen. Ihr Sohn
    hätte auch niemals die fünfhundert Francs
    verliehen, wenn er auf sie gehört hätte. Heute
    wäre er verheiratet und würde nicht vor
    Trübsinn umkommen und nicht die Aussicht
    haben, sein ganzes Leben unglücklich zu sein.
    Sie erregte sich, sie wurde sehr schroff und
    beschuldigte Gervaise deutlich, mit Coupeau
    unter einer Decke zu stecken, um ihr Kind,
    diesen Dummkopf, auszunutzen. Ja, es gäbe
    Frauen, die jahrelang die Heuchlerin spielten
    und deren schlechter Lebenswandel schließlich
    doch ans Tageslicht käme.
    »Mama! Mama!« rief Goujets Stimme noch
    heftiger ein zweites Mal.
    Sie erhob sich, und als sie wieder erschien,
    sagte sie, während sie sich wieder an ihre
    Spitze machte:
    »Gehen Sie hinein, er will Sie sehen.«
    Zitternd ließ Gervaise die Tür offen. Diese
    Szene regte sie auf, weil es vor Frau Goujet
    gleichsam ein Geständnis ihrer gegenseitigen
    zärtlichen Zuneigung war. Sie fand das ruhige,
    mit Bildern tapezierte Stübchen mit seinem
    schmalen eisernen Bett wieder, dieses
    Stübchen, das dem eines fünfzehnjährigen
    Knaben glich. Goujet, dieser große Kerl, dem
    durch Mama Coupeaus vertrauliche Mitteilung
    die Glieder wie zerschlagen waren, lag
    ausgestreckt auf dem Bett, die Augen waren
    gerötet, der schöne gelbe Bart noch feucht. Er
    mußte im ersten Augenblick der Wut mit
    seinen furchtbaren Fäusten sein Kopfkissen
    zerwalkt haben, denn das aufgerissene Linnen
    ließ die Federn herausfließen.
    »Hören Sie, Mama hat unrecht«, sagte er mit
    fast leiser Stimme zu der Wäscherin. »Sie
    schulden mir nichts, ich will nicht, daß davon
    gesprochen wird.« Er hatte sich aufgerichtet,
    er

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