Der Todschlaeger
der Wäsche,
gebügelt oder nicht, zu sprechen; und sie war
so angeregt, daß Gervaise das Geklatsche
witterte, den traurigen Auftritt und das
Herzeleid voraussah, von dem sie sich bedroht
fühlte.
Sie war ganz blaß, ihre Glieder im voraus wie
zerschlagen, als sie die Wäsche in einen Korb
legte und aufbrach. Seit Jahren hatte sie den
Goujets nicht einen Sou zurückgegeben. Die
Schuld
betrug
immer
noch
vierhundertfünfundzwanzig Francs. Jedesmal
nahm sie das Geld für die Wäsche, wobei sie
von ihrer bedrängten Lage sprach. Es war sehr
beschämend für sie, weil es so aussah, als
nutze sie die Freundschaft des Schmiedes dazu
aus, um ihn reinzulegen. Coupeau, der nun
weniger Skrupel hatte, grinste und sagte,
Goujet werde sie wohl schon in den Ecken in
die Taille gekniffen haben, und damit sei er
bezahlt. Aber trotz des Verhältnisses mit
Lantier, in das sie hineingeraten war, empörte
sie sich und fragte ihren Mann, ob er schon
von solchem Brot essen wolle. Man durfte in
ihrer Gegenwart nicht schlecht über Goujet
sprechen; ihre zärtliche Zuneigung zu dem
Schmied verblieb ihr wie ein Fleckchen ihrer
Ehre. So wurde sie denn auch jedesmal, wenn
sie die Wäsche zu diesen braven Leuten
zurückschaffte, gleich auf der ersten
Treppenstufe von einer Herzbeklemmung
befallen.
»Aha, Sie sind es endlich«, sagte Frau Goujet
trocken zu ihr, als sie ihr die Tür öffnete.
»Wenn ich den Tod mal brauche, werde ich
Sie schicken, ihn zu holen.«
Verlegen, ohne es auch nur zu wagen, eine
Entschuldigung zu stammeln, trat Gervaise
ein. Sie war nicht mehr pünktlich, kam nie zur
festgesetzten Stunde und ließ an die acht Tage
auf sich warten. Nach und nach ließ sie sich in
großer Unordnung gehen.
»Seit einer Woche rechne ich nun schon mit
Ihnen«, fuhr die Spitzenklöpplerin fort. »Und
dabei lügen Sie noch, Sie schicken mir Ihr
Lehrmädchen her, daß es mir Geschichten
erzählt: man sei mit meiner Wäsche
beschäftigt, man werde sie mir noch am Abend
liefern, oder auch, es sei ein Mißgeschick
passiert, und das Bündel sei in einen Eimer
gefallen. Ich verliere während dieser Zeit
meinen Arbeitstag, ich sehe nichts ankommen
und zermartere mir den Verstand. Nein, Sie
sind unvernünftig ... Nun, was haben Sie in
dem Korb da? Ist es wenigstens alles? Bringen
Sie mir das Paar Bettücher mit, das Sie mir seit
einem Monat vorenthalten, und das Hemd, das
bei der letzten Wäsche zurückgeblieben ist?«
»Ja, ja«, murmelte Gervaise, »das Hemd ist
dabei, hier ist es.«
Doch Frau Goujet erhob laut Einspruch.
Dieses Hemd gehöre ihr nicht, sie wolle es
nicht haben. Man vertausche ihr die Wäsche,
das sei die Höhe! Schon in der anderen Woche
habe sie zwei Taschentücher bekommen, die
nicht ihr Zeichen trugen. Das sei für sie nicht
gerade appetitlich, Wäsche, die wer weiß
woher stamme. Außerdem lege sie schließlich
Wert auf ihre Sachen.
»Und die Bettücher?« fing sie wieder an. »Sie
sind abhanden gekommen, nicht wahr? – Also,
meine Liebe, Sie müssen sehen, wie Sie
zurechtkommen, aber ich will sie trotzdem
morgen früh haben, verstehen Sie!«
Es trat Schweigen ein. Gervaise wurde
vollends dadurch verwirrt, daß sie fühlte, wie
die Tür zu Goujets Zimmer hinter ihr halb
offenstand. Der Schmied mußte dasein, sie
erriet es; und wie ärgerlich, wenn er alle diese
verdienten Vorwürfe mit anhörte, auf die sie
nichts erwidern konnte! Sie wurde sehr
fügsam, sehr sanft, beugte den Kopf und legte
die Wäsche so rasch wie möglich aufs Bett.
Aber es wurde noch schlimmer, als Frau
Goujet die Stücke einzeln zu prüfen begann.
Sie nahm sie auf, warf sie wieder hin und
sagte:
»Oh, Sie verlieren ganz schön Ihre geschickte
Hand. Man darf Ihnen nicht mehr alle Tage
Komplimente machen ... Ja, Sie schludern, Sie
pfuschen jetzt mit der Arbeit ... Da, sehen Sie
sich diesen Hemdeneinsatz an, er ist versengt,
das Eisen hat sich auf den Falten abgezeichnet.
Und die Knöpfe, sie sind alle abgerissen. Ich
weiß nicht, wie Sie das anstellen, es bleibt nie
ein Knopf dran ... Oh, du meine Güte, da ist
eine Unterjacke, die ich Ihnen nicht bezahlen
werde. Sehen Sie doch das hier! Der Schmutz
ist ja noch dran, Sie haben ihn einfach verteilt.
Danke schön! Wenn die Wäsche nicht mal
mehr sauber ist ...« Sie hielt inne und zählte
die Stücke. Dann rief sie aus: »Wie? Das ist
alles, was Sie bringen? – Es fehlen zwei Paar
Strümpfe, sechs
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