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Der Todschlaeger

Der Todschlaeger

Titel: Der Todschlaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlo von der Birke
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werde
    sie schon daran hindern, herumzusumpfen,
    und wenn er ihr die Pfoten kaputtschlagen
    müßte. Wenn er gute Laune hatte, machte er
    sich manchmal über sie lustig und zog sie auf.
    Wahrhaftig, ein schöner Bissen für die
    Männer, eine Seezunge, so platt sei sie, und
    dazu Salznäpfe an den Schultern, so groß, daß
    man die Faust hineinstecken könne! Nana, die
    für die häßlichen Dinge, die sie nicht begangen
    hatte, geschlagen und in die Roheit der
    abscheulichen Beschuldigungen ihres Vaters
    hinabgezerrt wurde, legte die tückische und
    grimmige Unterwürfigkeit umzingelter Tiere
    an den Tag.
    »Laß sie doch in Ruhe!« sagte Gervaise, die
    vernünftiger war, immer wieder. »Schließlich
    machst du ihr noch Lust dazu, wenn du soviel
    zu ihr davon sprichst.«
    Ach ja, du meine Güte, die Lust dazu kam ihr!
    Das heißt, es juckte sie am ganzen Leibe,
    abzuhauen und durchgezogen zu werden, wie
    Vater Coupeau sagte. Er ließ sie allzusehr in
    diesem Gedanken leben, auch ein ehrbares
    Mädchen hätte dabei Feuer gefangen. Mit
    seiner Art herumzubrüllen brachte er ihr sogar
    Dinge bei, die sie noch nicht kannte, was recht
    erstaunlich war. Nach und nach nahm sie nun
    komische Manieren an. Eines Morgens
    bemerkte er, wie sie in einem Papier
    herumkramte, um sich etwas in die Fratze zu
    kleistern. Es war Reispuder, mit dem sie aus
    einem verderbten Geschmack heraus den so
    zarten Atlas ihrer Haut bepflasterte. Er
    beschmierte sie so mit dem Papier, daß er ihr
    fast das Gesicht zerschrammte, und schimpfte
    sie Müllerstochter. Ein andermal brachte sie
    rote Bänder mit, um ihre Mütze, diesen alten
    schwarzen Hut, der ihr soviel Schande machte,
    neu aufzuputzen. Und er fragte sie wütend, wo
    diese Bänder herkämen. Die habe sie sich
    wohl auf dem Rücken liegend verdient, was?
    Oder habe sie sie etwa englisch eingekauft?
    Schlampe oder Diebin, vielleicht schon beides.
    Wiederholt sah er so in ihren Händen nette
    Gegenstände, einen Karneolring, ein Paar
    Ärmel mit kleinen Spitzen, eins jener
    Doubléherzen, ein »Fühlmaldran«, das sich die
    Mädchen zwischen die beiden Brüstchen
    hängen. Coupeau wollte alles zertrampeln,
    aber sie verteidigte ihre Sachen wütend: das
    gehöre ihr, Damen hätten es ihr geschenkt,
    oder auch, sie habe in der Werkstatt etwas
    eingetauscht. Das Herz zum Beispiel habe sie
    in der Rue d'Aboukir gefunden. Als ihr Vater
    das Herz mit dem Absatz zertrat, blieb sie
    ganz aufrecht, weiß und zuckend stehen,
    während ein inneres Aufbegehren sie dazu
    trieb, sich auf ihn zu stürzen, um ihm irgend
    etwas zu entreißen. Seit zwei Jahren träumte
    sie davon, dieses Herz zu besitzen, und nun
    trampelte man es ihr platt! Nein, das fand sie
    zu stark, das mußte schließlich mal ein Ende
    nehmen!
    Coupeau legte jedoch mehr Quälerei als
    Rechtlichkeit in die Art und Weise, wie er
    Nana gängeln wollte. Oft hatte er unrecht, und
    seine Ungerechtigkeiten brachten die Kleine
    hoch. Es kam so weit mit ihr, daß sie in der
    Werkstatt fehlte; verabreichte der
    Bauklempner ihr dann seine Tracht Prügel, so
    machte sie sich über ihn lustig und erwiderte,
    sie wolle nicht mehr zu Titreville
    zurückkehren, weil man sie neben Augustine
    setze, die bestimmt ihre Füße gegessen haben
    müsse, so sehr stinke sie aus dem Maul. Nun
    brachte Coupeau sie selber in die Rue du Caire
    und bat die Chefin, sie zur Strafe immer neben
    Augustine zu pflanzen. Vierzehn Tage lang
    machte er sich jeden Morgen die Mühe, von
    der

    Barrière

    Poissonnière

    aus
    hinunterzugehen, um Nana bis zur Tür der
    Werkstatt zu begleiten. Und er blieb fünf
    Minuten auf dem Bürgersteig stehen, um
    sicher zu sein, daß sie hineingegangen war.
    Aber als er eines Morgens mit einem Kumpel
    in einer Weinschenke in der Rue SaintDenis
    halt gemacht hatte, sah er, wie das
    Frauenzimmer zehn Minuten später, mit den
    Unterröcken wedelnd, dem unteren Ende der
    Straße zu flitzte. Seit vierzehn Tagen hielt sie
    ihn zum besten; sie stieg zwei Stockwerke
    hoch, statt bei Titreville hineinzugehen, und
    setzte sich so lange auf eine Treppenstufe, bis
    er weg war. Als sich Coupeau an Frau Lerat
    halten wollte, schrie diese ihm sehr
    unverblümt zu, sie lasse sich den Verweis
    nicht gefallen; sie habe ihrer Nichte alles
    gesagt, was sie gegen die Männer sagen
    müsse, und es sei nicht ihre Schuld, wenn
    diese Göre noch immer Sinn für diese
    Dreckskerle habe; nun wasche sie ihre Hände
    in Unschuld, sie schwöre, sich in nichts

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