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Der Todschlaeger

Der Todschlaeger

Titel: Der Todschlaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlo von der Birke
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einem
    Eimer und ihrer Bürste, ohne daß sie darunter
    zu leiden schien, so in diese Wohnung, in der
    sie als schöne blonde Meisterin gethront hatte,
    zurückzukehren und eine schmutzige und
    niedrige Arbeit, die Arbeit der Wischlappen,
    zu verrichten. Es war eine letzte Erniedrigung,
    das Ende ihres Stolzes.
    Eines Sonnabends hatte sie ganz schön zu tun.
    Es hatte drei Tage lang geregnet, die Füße der
    Kunden schienen allen Schmutz des Viertels in
    den Laden gebracht zu haben. Virginie stand
    am Ladentisch und war dabei, die feine Dame
    zu spielen, gut gekämmt, mit einem kleinen
    Kragen und Spitzenärmeln. Neben ihr
    lümmelte sich Lantier auf dem schmalen roten
    Moleskinbänkchen, sah aus, als sei er hier zu
    Hause, als sei er der wahre Chef der Bude; und
    er schob nachlässig die Hand in ein
    Bonbonglas mit Pfefferminzplätzchen, bloß
    um gewohnheitsmäßig Zucker zu knabbern.
    »Hören Sie mal, Madame Coupeau!« rief
    Virginie, die mit zusammengekniffenen
    Lippen die Arbeit der Scheuerfrau verfolgte.
    »Sie lassen dahinten in der Ecke ja Dreck
    liegen. Wischen Sie mir das doch ein bißchen
    besser!«
    Gervaise gehorchte. Sie kehrte in die Ecke
    zurück, begann von neuem zu scheuern.
    Mitten im Schmutzwasser auf der Erde kniend,
    krümmte sie sich zusammen mit
    vorspringenden Schultern, mit blau
    angelaufenen und steif gewordenen Armen. Ihr
    triefender alter Unterrock klebte ihr auf dem
    Arsch. Sie bildete auf dem Fußboden einen
    Haufen von etwas Unsauberem, hatte das Haar
    zerzaust und ließ durch die Löcher ihrer
    Unterjacke die Aufgedunsenheit ihres Leibes
    sehen, ein Überquellen schlaffer
    Fleischmassen, die bei den heftigen Stößen
    ihrer Arbeit schwabbelten, kullerten und
    hüpften; und sie schwitzte derart, daß von
    ihrem pitschnassen Gesicht große Tropfen
    pißten.
    »Sich regen bringt Segen«, sagte Lantier
    weise, der den Mund voller Plätzchen hatte.
    Virginie, die sich mit der Miene einer Fürstin
    zurücklehnte, verfolgte mit halbgeschlossenen
    Augen immerzu das Scheuern und ließ
    Bemerkungen fallen.
    »Noch ein bißchen nach rechts. Nun geben Sie
    gut acht auf die Täfelung ... Sie wissen ja,
    letzten Sonnabend bin ich nicht sehr zufrieden
    gewesen. Die Flecken waren geblieben.«
    Und alle beide, der Hutmacher und die
    Süßwarenhändlerin, spreizten sich noch mehr?
    wie auf einem Thron, während Gervaise zu
    ihren Füßen im schwarzen Schlamm
    herumkroch. Virginie weidete sich wohl daran,
    denn ihre Katzenaugen leuchteten einen
    Augenblick mit gelben Funken auf, und sie
    schaute Lantier mit einem unmerklichen
    Lächeln an. Das rächte sie also endlich für die
    Arschhiebe damals im Waschhaus, die sie stets
    im Bewußtsein behalten hatte!
    Währenddessen kam ein leises Sägegeräusch
    aus dem hinteren Zimmer, wenn Gervaise auf
    hörte zu wischen. Durch die offene Tür
    gewahrte man das sich vom fahlen Tageslicht
    des Hofes abhebende Profil Poissons, der an
    diesem Tage dienstfrei hatte und seine
    Mußezeit dazu benutzte, um sich seiner
    Leidenschaft für kleine Schachteln
    hinzugeben. Er saß an einem Tisch und
    schnitzte mit außerordentlicher Sorgfalt
    Arabesken in das Mahagoniholz einer
    Zigarrenkiste.
    »Hören Sie, Badinguet!« rief Lantier, der
    wieder begonnen hatte, ihm aus Freundschaft
    diesen Spitznamen zu geben.
    »Ich behalte Ihre Schachtel, ein Geschenk für
    eine junge Dame.«
    Virginie kniff ihn, aber der Hutmacher vergalt
    ihr galant, ohne daß er zu lächeln aufhörte,
    Böses mit Gutem, indem er unter dem
    Ladentisch an ihrem Knie entlang Mäuschen
    spielte; und er zog seine Hand unbefangen
    zurück, als der Ehemann den Kopf hob und
    seinen roten struppigen Napoleonbart in
    seinem erdfahlen Gesicht sehen ließ.
    »Ich habe ja doch speziell für Sie gearbeitet,
    Auguste«, sagte der Polizist. »Es war ein
    freundschaftliches Andenken.«
    »Na, zum Donnerwetter, da werde ich das
    Dingelchen von Ihnen behalten!« entgegnete
    Lantier lachend. »Wissen Sie, ich werde es mir
    mit einem Band um den Hals hängen.« Als
    erwecke dieser Einfall einen anderen, rief er
    dann jäh: »Was ich noch sagen wollte, gestern
    abend habe ich Nana getroffen.«
    In der Erregung über diese Nachricht setzte
    sich Gervaise mit einem Schlag in die
    schmutzige Wasserlache, die den Laden
    anfüllte. Schwitzend, atemlos, verharrte sie so
    mit ihrer Bürste in der Hand.
    »Ach!« murmelte sie lediglich.
    »Ja, ich ging die Rue des Martyrs hinunter,
    schaute nach einer Kleinen, die am Arm

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