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Der Todschlaeger

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Titel: Der Todschlaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlo von der Birke
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und die Anhöhen des
    Montmartre zu zeigen. Dann kam Frau
    Lorilleux auf den Gedanken zu fragen, ob man
    auf dem Boulevard de la Chapelle die
    Weinschenke »Moulind'Argent« sehe, in der
    man nachher essen würde. Da suchte man zehn
    Minuten lang, und man stritt sich sogar; jeder
    verlegte die Weinschenke an eine andere
    Stelle. Rings um sie erstreckte Paris seine
    graue Unendlichkeit, mit den bläulichen
    Fernen, seinen tiefen Tälern, in denen eine
    Dünung von Dächern wogte. Das gesamte
    rechte SeineUfer lag im Schatten unter einem
    großen kupferfarbenen Wolkenfetzen, und aus
    dem Rand dieser goldgefransten Wolke floß
    ein breiter Sonnenstrahl, der die Tausende von
    Fensterscheiben auf dem linken Ufer mit
    sprühenden Funken entzündete und diese in
    Licht gebadete Ecke der Stadt von dem ganz
    reinen, vom Gewitter gewaschenen Himmel
    abhob.
    »Es hat sich nicht gelohnt, heraufzusteigen,
    damit wir uns in die Haare geraten«, sagte
    Boche wütend und wandte sich wieder zur
    Treppe.
    Stumm und maulend stieg die
    Hochzeitsgesellschaft hinunter, allein die
    Schuhe polterten über die Stufen. Unten wollte
    Herr Madinier bezahlen. Aber Coupeau erhob
    laut Einspruch, legte dem Wärter eiligst
    vierundzwanzig Sous, zwei Sous pro Person,
    in die Hand. Es war fast halb sechs, man hatte
    gerade noch Zeit für den Rückweg. Alsdann
    kehrte man über die Boulevards und durch den
    Faubourg Poissonnière zurück. Coupeau fand
    jedoch, daß der Spaziergang nicht so enden
    dürfe; er drängte alle in die hintere Ecke einer
    Weinschenke, wo man Wermut trank.
    Das Festmahl war auf sechs Uhr bestellt. In
    der »Moulind'Argent« wartete man seit
    zwanzig

    Minuten

    auf

    die
    Hochzeitsgesellschaft. Frau Boche, die ihre
    Conciergeloge einer Dame aus dem Hause
    anvertraut hatte, unterhielt sich im
    Gesellschaftszimmer des ersten Stocks vor
    dem gedeckten Tisch mit Mama Coupeau.
    Und die beiden Bengels, Claude und Etienne,
    die sie mitgebracht hatte, spielten inmitten
    eines wilden Durcheinanders von Stühlen
    unter dem Tisch Haschen. Als Gervaise beim
    Eintreten die Kleinen erblickte, die sie den
    ganzen Tag über nicht gesehen hatte, nahm sie
    sie auf ihre Knie, liebkoste sie mit
    schmatzenden Küssen.
    »Sind sie artig gewesen?« fragte sie Frau
    Boche. »Haben sie Ihnen wenigstens nicht
    allzusehr zugesetzt?«
    Und als diese ihr die Bemerkungen dieser
    Würmer während des Nachmittags, über die
    man sich hätte totlachen können, erzählte,
    nahm sie sie abermals hoch und drückte sie an
    sich, von rasender Zärtlichkeit ergiffen.
    »Für Coupeau ist das immerhin komisch«,
    sagte Frau Lorilleux zu den anderen Damen im
    Hintergrund des Salons.
    Gervaise hatte ihre lächelnde Gelassenheit
    vom Vormittag beibehalten. Seit dem
    Spaziergang wurde sie jedoch zuweilen ganz
    traurig, sie betrachtete mit ihrer
    nachdenklichen und vernünftigen Miene ihren
    Mann und die Lorilleux. Sie fand Coupeau
    feige vor seiner Schwester. Noch am Vortag
    hatte er laut geschrien und geschworen, sie
    zurechtzuweisen, diese Schlangenzungen,
    wenn sie sich an ihr vergehen sollten. Aber
    ihnen gegenüber – das sah sie genau – kuschte
    er wie ein Hund, lauerte auf ihre Worte und
    wußte nicht, wo ihm der Kopf stand, wenn er
    glaubte, sie seien verärgert. Und das
    beunruhigte die junge Frau ganz einfach im
    Hinblick auf die Zukunft.
    Mittlerweile wartete man nur noch auf
    MeineBotten, der noch nicht aufgetaucht war.
    »Ach was!« rief Coupeau. »Gehn wir zu
    Tisch. Sie werden ihn gleich eintrudeln sehen;
    er hat einen guten Riecher und wittert das
    Fressen von weitem ... Hört mal, dem muß ja
    spaßig zumute sein, wenn er sich immer noch
    auf der Landstraße nach SaintDenis die Beine
    in den Bauch steht!«
    Sehr erheitert setzte sich die
    Hochzeitsgesellschaft alsdann mit lautem
    Stühlerücken zu Tisch. Gervaise saß zwischen
    Lorilleux und Herrn Madinier, und Coupeau
    zwischen Frau Fauconnier und Frau Lorilleux.
    Die anderen Gäste nahmen nach Belieben
    Platz, weil es immer mit Eifersüchteleien und
    Streitigkeiten endete, wenn die Tisch Ordnung
    festgelegt wurde. Boche schlüpfte neben Frau
    Lerat. RöstfleischBibi bekam Fräulein
    Remanjou und Frau Gaudron als
    Nachbarinnen. Was Frau Boche und Mama
    Coupeau, die ganz am Ende saßen, anbetraf, so
    beaufsichtigten sie die Kinder, sie übernahmen
    es, ihnen das Fleisch zu schneiden, ihnen zu
    trinken einzuschenken, vor allen Dingen nicht
    viel Wein.
    »Sagt niemand das Tischgebet?« fragte

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