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Der Todschlaeger

Der Todschlaeger

Titel: Der Todschlaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlo von der Birke
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wurde,
    lächelnd und stumpfsinnig da und hatte ihnen
    den Kopf auf dem Kissen zugedreht; sie sah,
    sie hörte, aber sie fand nicht mehr die Kraft,
    eine Handbewegung oder ein Wort zu wagen.
    Ihr war, als sei sie gestorben, eines ganz
    sanften Todes gestorben, sie war glücklich, aus
    der Tiefe dieses Todes heraus zuzuschauen,
    wie die anderen lebten. Zuweilen stieg ein
    Wimmern von der Kleinen auf inmitten der
    groben Stimmen, der endlosen Betrachtungen
    über einen Mord, der gestern in der Rue du
    BonPuits am anderen Ende von La Chapelle
    begangen worden war.
    Als die Gesellschaft dann ans Aufbrechen
    dachte, sprach man über die Taufe. Die
    Lorilleux hatten eingewilligt, Pate und Patin
    zu sein. Hinterm Rücken rümpften sie die
    Nase; hätte sich das Ehepaar jedoch nicht an
    sie gewandt, so würden sie ein komisches
    Gesicht gezogen haben. Coupeau sah die
    Notwendigkeit, die Kleine taufen zu lassen,
    kaum ein; das werde ihr todsicher keine
    zehntausend Francs Jahreszinsen verschaffen,
    und dabei laufe man noch Gefahr, daß sie sich
    einen Schnupfen hole. Je weniger man mit den
    Pfarrern zu schaffen habe, desto besser. Mama
    Coupeau aber schalt ihn einen Heiden. Die
    Lorilleux taten sich etwas darauf zugute,
    religiös zu sein, ohne daß sie scheinheilig in
    die Kirchen gingen.
    »Legen wir es auf Sonntag fest, wenn ihr
    wollt«, sagte der Kettenmacher.
    Und als Gervaise zustimmend genickt hatte,
    küßten sie sie alle, wobei sie sie ermahnten,
    gesund zu bleiben. Vom Baby verabschiedete
    man sich ebenfalls. Jeder beugte sich mit
    freundlichem Lächeln, zärtlichen Worten, als
    hätte sie es verstehen können, über dieses arme
    zitternde Körperchen. Man nannte sie Nana,
    die Koseform des Namens Anna, den ihre
    Patin führte.
    »Gute Nacht, Nana ... So, Nana, nun sei schön
    brav ...«
    Als sie endlich gegangen waren, rückte
    Coupeau seinen Stuhl dicht ans Bett und
    rauchte seine Pfeife zu Ende, wobei er
    Gervaises Hand in der seinen hielt. Er rauchte
    langsam und brachte zwischen zwei Zügen tief
    bewegt Sätze hervor.
    »Na, Alte, die haben dir die Ohren voll
    geschrien, was? Du siehst doch ein, ich habe
    nicht verhindern können, daß sie herkamen.
    Schließlich ist das ein Beweis für ihre
    Freundschaft ... Aber allein fühlt man sich
    wohl er, nicht wahr? Ich, ich hatte es nötig, so
    ein bißchen mit dir allein zu sein. Lang ist mir
    der Abend vorgekommen! – Das arme
    Hühnchen! So großes Wehweh hat es gehabt!
    Diese Bälger, wenn die auf die Welt kommen,
    ahnen sie kaum etwas von den Schmerzen, die
    sie machen. Wirklich, das muß ja sein, als ob
    man einem das Kreuz aufreißt ... Wo sitzt das
    Wehweh, ich will ihm einen Kuß geben.«
    Zart hatte er ihr eine seiner großen Hände
    unter den Rücken geschoben, und er zog sie an
    sich; von der Rührung eines rauhen Mannes
    gegenüber dieser noch schmerzerfüllten
    Fruchtbarkeit erfaßt, küßte er ihr durch die
    Bettdecke hindurch den Bauch. Er fragte, ob er
    ihr nicht weh täte, er hätte sie durch
    Draufpusten heilen mögen.
    Und Gervaise war sehr glücklich. Sie schwor
    ihm, sie habe gar keine Schmerzen mehr. Sie
    sei nur darauf bedacht, so früh wie möglich
    wieder aufzustehen, weil man nun nicht die
    Hände in den Schoß legen dürfe.
    Aber er beruhigte sie. Sei es denn nicht seine
    Sorge, das Futter für die Kleine zu verdienen?
    Er wäre ja ein großer Schlappschwanz, wenn
    er jemals zulasse, daß diese Range ihr zur Last
    falle. Es fertigbringen, ein Kind zu machen,
    das scheine ihm keine große Kunst zu sein: es
    zu ernähren, das sei ein Verdienst, stimmt's?
    In dieser Nacht schlief Coupeau kaum. Er
    hatte das Feuer im Ofen mit Asche abgedeckt.
    Jede Stunde mußte er aufstehen, um dem Baby
    einen Löffel lauwarmes Zuckerwasser zu
    geben. Das hinderte ihn nicht daran, am
    Morgen wie gewöhnlich zur Arbeit zu gehen.
    Sogar seine Mittagspause nutzte er aus, um
    zum Standesamt zu gehen und die Geburt
    anzumelden. Unterdessen war Frau Boche, die
    benachrichtigt worden war, herbeigeeilt, um
    den Tag bei Gervaise zu verbringen. Doch
    diese jammerte schon nach einem
    zehnstündigen tiefen Schlaf und sagte, sie
    fühle sich ganz gerädert, weil sie das Bett
    hüten müsse. Sie würde krank werden, wenn
    man sie nicht aufstehen ließe. Als Coupeau
    heimkam, klagte sie ihm ihr Leid: zweifellos
    habe sie Vertrauen zu Frau Boche; bloß es
    bringe sie außer sich, zu sehen, wie sich eine
    Fremde in ihrer Stube niederlasse, die
    Schubläden aufziehe, ihre

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