Der Todschlaeger
Wasserstrahl berieselte, um ein
Weich werden des Stahles zu verhindern; und
fertig war es, die Spindel senkte sich, der
Bolzen sprang mit seinem runden, wie in der
Form gegossenen Kopf auf die Erde. In zwölf
Stunden stellte diese verdammte Maschine
Hunderte von Kilogramm her. Goujet war
nicht bösartig, aber in manchen Augenblicken
hätte er gern Fifine genommen, um auf dieses
ganze Eisenzeug loszuschlagen, aus Zorn
darüber, daß dessen Arme stärker waren als
seine. Das bereitete ihm heftigen Kummer,
selbst wenn er sich bemühte, vernünftig zu
sein und sich sagte, daß Fleisch nicht gegen
Eisen ankämpfen könne. Eines Tages würde
die Maschine sicher den Arbeiter umbringen;
die Tageslöhne der Arbeiter waren bereits von
zwölf auf neun Francs gesunken, und es hieß,
sie sollten abermals herabgesetzt werden; kurz,
sie hatten nichts Heiteres an sich, diese großen
Bestien, die Niete und Bolzen machten, wie
sie Wurst gemacht hätten. Diese da betrachtete
er gut drei Minuten lang, ohne irgend etwas zu
sagen; seine Brauen runzelten sich, und sein
schöner gelber Bart sträubte sich drohend.
Dann ließ ein Ausdruck der Sanftmut und der
Schicksalsergebenheit seine Züge nach und
nach weich werden.
Er wandte sich zu Gervaise um, die sich dicht
an ihn drängte, er sagte mit einem traurigen
Lächeln:
»Das sticht uns ganz schön aus, was! Aber
vielleicht dient das später mal dem Wohl
aller.«
Gervaise pfiff auf das Wohl aller. Sie fand die
Maschinenbolzen schlecht gemacht.
»Sie verstehen mich«, rief sie feurig, »sie sind
zu gut gemacht ... Ihre sind mir lieber. Da
spürt man wenigstens die Hand eines
Künstlers.«
Sie verschaffte ihm eine sehr große
Befriedigung, indem sie so sprach, weil er
einen Augenblick Angst gehabt hatte, sie
verachte ihn, nachdem sie die Maschinen
gesehen hatte. Freilich! Wenn er auch stärker
war als Salzschnabel, genannt Trinkohndurst,
die Maschinen waren stärker als er. Als er sich
auf dem Hof endlich von ihr trennte, drückte
er ihr wegen seiner heftigen Freude die
Handgelenke zum Zerbrechen.
Die Wäscherin ging jeden Sonnabend zu den
Goujets, um ihnen ihre Wäsche
zurückzubringen. Sie wohnten immer noch in
dem kleinen Haus in der Rue Neuve de la
Goutted'Or. Im ersten Jahr hatte sie ihnen
regelmäßig zwanzig Francs monatlich von den
fünfhundert Francs zurückgezahlt; um die
Abrechnungen nicht durcheinanderzubringen,
wurde das Buch nur am Monatsende addiert,
und sie legte den erforderlichen Rest hinzu,
um die zwanzig Francs vollzumachen, denn
die Wäsche für die Goujets überstieg im
Monat kaum sieben oder acht Francs. So hatte
sie denn gerade etwa die Hälfte der Summe
beglichen, als sie eines Tages, an dem die
Vierteljahresmiete fällig war und sie nicht
mehr aus noch ein wußte, weil Kunden ihre
Zusagen nicht gehalten hatten, zu den Goujets
laufen und die Miete von ihnen hatte borgen
müssen. Noch zweimal hatte sie sich, um ihre
Arbeiterinnen zu bezahlen, ebenfalls an sie
gewandt, so daß die Schuld wieder auf
vierhundertfünfundzwanzig
Francs
angestiegen war. Nun zahlte sie keinen Sou
mehr, sie tilgte ihre Schulden einzig und allein
durch das Waschen. Nicht etwa, daß sie
weniger arbeitete oder daß ihre Geschäfte
schlechter gingen. Im Gegenteil. Doch es
entstanden Löcher bei ihr, das Geld schien zu
zerrinnen, und sie war froh, wenn sie geradeso
auskam. Mein Gott, wenn man nur lebt, nicht
wahr, so hat man nicht allzusehr zu klagen. Sie
nahm zu, sie gab jeder kleinen Nachlässigkeit
ihrer beginnenden Wohlbeleibtheit nach, weil
sie nicht mehr die Kraft hatte, beim Gedanken
an die Zukunft zu erschrecken. Na, wenn
schon! Geld würde immer einkommen, es
rostete, wenn man es beiseite legte. Frau
Goujet blieb jedoch mütterlich zu Gervaise.
Manchmal kanzelte sie sie sanft ab, nicht
wegen ihres Geldes, sondern weil sie sie gern
hatte und weil sie fürchtete, sie könnte sich
zugrunde richten.
Von ihrem Geld sprach sie nicht einmal.
Kurzum, sie brachte viel Zartgefühl dabei auf.
Der Tag nach Gervaises Besuch in der
Schmiede war gerade der letzte Sonnabend des
Monats. Als sie bei den Goujets ankam – sie
legte großen Wert darauf, selbst zu ihnen zu
gehen –, waren ihr vom Korb die Arme so
zerschlagen, daß sie zwei reichliche Minuten
lang keine Luft bekam. Man weiß gar nicht,
wie schwer Wäsche ist, besonders wenn Laken
dabei sind.
»Sie bringen doch alles?« fragte Frau
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