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Der Törichte Engel

Der Törichte Engel

Titel: Der Törichte Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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knallte den Budweiser-Plastikbecher auf den Tresen, wie ein fluchender Pirat mit einem großen Eierpunsch. »Mistkerl!«
    Es war Mittwochabend, und sie saßen im Head-of-the-Slug- Saloon, um das Essen für die Weihnachtsfeier zu reorganisieren. Als Mollys Hilferuf kam, wollte Lena erst absagen und zu Hause bleiben, aber während sie noch nach einer passenden Ausrede suchte, wurde ihr bewusst, dass sie nur allein zu Hause sitzen und sich verrückt machen würde, entweder aus Angst davor, dass man sie wegen des Mordes an Dale schnappte, oder weil dieser merkwürdige, merkwürdige Hubschrauberpilot ihr das Herz brechen könnte. Sie kam zu dem Schluss, dass es vielleicht keine so schlechte Idee war, sich mit Molly und Mavis unten im Slug zu treffen. Und vielleicht konnte sie von Molly in Erfahrung bringen, ob Theo sie verdächtigte, etwas mit Dales Verschwinden zu tun zu haben. Keine Chance, so wie Molly davon besessen war, was Theo … was auch immer Theo falsch gemacht haben sollte. Für Lena hörte es sich an, als hätte er eine Salatschleuder mit zur Arbeit genommen. Man sollte an den Problemen seiner Freunde teilhaben, aber letztendlich waren es die Probleme deiner Freunde, und Lenas Freundinnen, speziell Molly, konnten etwas überspannt sein.
    In der Bar drängten sich Singles zwischen zwanzig und vierzig, und man spürte die verzweifelte Energie im dunklen Raum, als wäre Einsamkeit minus und Sex wäre plus, und irgendjemand hielte die Drähte über einem Eimer mit Benzin aneinander. Es waren die Auswirkungen der Weihnachts-Herzschmerz-Zyklen, angefangen mit den jungen Männern, die sich aus purem Mangel an stärkerer Motivation, ihr Leben zu verändern, von ihrer momentanen Freundin trennten, damit sie ihr kein Weihnachtsgeschenk kaufen mussten. Die verzweifelten Frauen schmollten dann ein paar Tage, aßen Eiscreme und vermieden es, Verwandtschaft anzurufen, doch dann, wenn die Vorstellung, Weihnachten und Silvester allein verbringen zu müssen, drohend über ihnen aufragte, schwärmten sie ins Slug aus, auf der Suche nach jemandem, buchstäblich irgendjemandem, mit dem sie die Feiertage verbringen konnten. Mit Volldampf voraus, vergiss die Geschenke! Pine Coves männliche Singles ließen sich im Slug nieder, um ihre neu gewonnene Freiheit zu dokumentieren und von den Zuneigungsbekundungen der zurückgewiesenen Frauen Gebrauch zu machen, und zwar in Form einer kleinen, erotischen Reise nach Jerusalem, die man begierig zu den Klängen von »Deck the Halls« spielte – wobei jeder hoffte, dass er betrunken auf einem bequemen Schoß zu sitzen kam, bevor das letzte fa ausgela-la-lat war.
    Lena und Molly jedoch saßen wie unter einer Käseglocke und nahmen an dem Spiel natürlich nicht teil. Zwar waren die beiden sicher attraktiv genug, um die Aufmerksamkeit der jüngeren Männer zu erregen, aber sie hatten so einen geheimnisvollen Nimbus der Erfahrung, des »Kenn-ich-schon-war-nichts-für-mich«, des »Mir-machst-du-nichts-vor«. Im Grunde machten sie den Gästen im Slug vor allem Angst, nur nicht den Betrunkenen, doch der Umstand, dass sie ausschließlich Cola Light ohne alles tranken, war wiederum den Schnapsnasen nicht geheuer. Trotz aller persönlichen Probleme hatten Molly und Lena ihre Weihnachtsängste längst überwunden, was der Grund war, wieso sie das mit der Lonesome Christmas Party überhaupt angeschoben hatten. Mittlerweile waren sie zu neuen, individuellen Ängsten übergegangen.
    »Würstchen«, sagte Mavis. Eine gewaltige, nikotinreduzierte Rauchwolke untermalte ihre Ansage und ging über Lena und Molly hinweg. Seit Jahren war das Rauchen in kalifornischen Bars nun schon verboten, aber Mavis ignorierte das Gesetz und die Behörden (Theophilus Crowe) und rauchte weiter. »Ich steh auf warme Würstchen.«
    »Mavis, es ist Weihnachten«, sagte Lena. Bisher hatte Mavis nur suppige oder soßige Entrees vorgeschlagen – Lena vermutete, dass Mavis schon wieder ihr Gebiss verlegt hatte und deshalb für ein lutschbares Vergnügen plädierte.
    »Dann aber mit Pickles. Rote Soße, grüne Pickles, weihnachtlich.«
    »Ich meine, sollten wir an Heiligabend nicht was Netteres machen? Nicht nur Würstchen?«
    »Bei fünf Dollar pro Nase – hab ich ihr gesagt – kriegt man die Leute nur mit einem Barbecue satt.« Mavis beugte sich vor und sah Molly an, die boshaft in ihre Eiswürfel murmelte.
    »Aber alle scheinen davon auszugehen, dass es regnen wird. Als hätte es im Dezember je geregnet.«
    Molly sah auf und

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