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Der Törichte Engel

Der Törichte Engel

Titel: Der Törichte Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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er dort am Meer stand, trotz der Salzkruste, die sich auf dem Lack bildete, und der Tatsache, dass der Besitzer allem Anschein nach von der Strömung fortgerissen worden war.
    Theo wollte gern, dass es so war. Die Highway Patrol, die den Truck gefunden hatte, notierte einen Unfall. Auf den Felsen lag eine Angel, passenderweise mit einem Monogramm aus Dales Initialen. Und die Weihnachtsmannmütze, die er getragen hatte, wurde in der Nähe angespült. Aber genau das war das Problem. Betsy Butler, Dales Freundin, hatte ausgesagt, Dale sei vor zwei Tagen abends ausgegangen, um in der Karibu Lodge den Weihnachtsmann zu spielen, und sei nicht mehr nach Hause gekommen. Wer ging schon mitten in der Nacht angeln, mit einer Weihnachtsmannmütze auf dem Kopf? Zugegeben, nach Aussage der anderen Karibus hatte Dale »einiges getrunken«, und er war etwas aufgebracht nach der Konfrontation mit seiner Exfrau am Tag zuvor, aber er hatte nicht komplett den Verstand verloren. Die Klippen am Lime Kiln Rock zum Wasser hinunterzuklettern, war schon tagsüber eine riskante Angelegenheit. Nie im Leben hätte Dale es mitten in der Nacht versucht. (Theo hatte den Halt verloren und war sechs Meter abgerutscht, bis er sich fing, und hatte sich dabei das Kreuz verrenkt. Klar, war er ein bisschen stoned, aber schließlich wäre Dale ein bisschen betrunken gewesen.)
    Der Beamte von der Highway Patrol, der mit seinem Bürstenschnitt wie ein Zwölfjähriger aussah (den pädagogischen Lehrfilmen entsprungen, die Theo in der sechsten Klasse im Aufklärungsunterricht gesehen hatte – Warum Mary Nicht ins Wasser Gehen Will), ließ Theo seinen Bericht abzeichnen, dann stieg er in seinen Streifenwagen und machte sich auf den Weg die Küste hinauf ins Monterey County. Theo kehrte um und sah sich den Truck noch mal genauer an.
    Alles, was da sein sollte – Werkzeug, eine schwarze Maglite-Taschenlampe, zwei Fastfood-Verpackungen, eine zweite Angelrute, eine Rolle mit Bauplänen –, war da. Und alles, was nicht da sein sollte – blutverschmierte Messer, Patronenhülsen, abgetrennte Gliedmaßen, Spuren von Reinigungsmitteln –, war nicht da. Es schien, als wäre der Mann hierher gefahren, das Kliff hinuntergeklettert und einfach weggespült worden. Aber das war doch nicht möglich! Dale konnte geizig sein, ungehobelt und sogar gewalttätig, aber er war nicht dumm. Wenn er sich an diesem Kliff nicht hundertprozentig auskannte und nicht eine gute Taschenlampe bei sich hatte, hätte er im Dunkeln nie den Weg gefunden. Und die Taschenlampe lag noch im Wagen.
    Theo wünschte, er hätte sich mit Tatortermittlungen besser ausgekannt. Was er wusste, hatte er größtenteils aus dem Fernsehen, nicht von der Akademie, an der er vor fünfzehn Jahren acht elende Wochen verbringen musste, bis dieser korrupte Sheriff sein kleines Grasbeet gefunden und ihn dann geradewegs aufs Abstellgleis von Pine Cove geschickt hatte. Seit der Akademie war fast jeder Tatort, den er zu sehen bekam, umgehend an den County Sheriff oder die Highway Patrol weitergereicht worden.
    Noch einmal ging er die Kabine des Trucks durch, suchte irgendwas, das als Hinweis gelten konnte. Das einzig irgendwie Ungewöhnliche waren ein paar Hundehaare an der Kopfstütze. Theo konnte sich nicht erinnern, dass Dale einen Hund besaß.
    Er steckte die Hundehaare in eine Sandwichtüte und rief von seinem Handy aus bei Betsy Butler an.
    Sie wirkte nicht sonderlich niedergeschlagen, weil Dale verschwunden war. »Nein, Dale mochte keine Hunde. Er mochte auch keine Katzen. Er stand eher auf Kühe.«
    »Er mochte Kühe? Habt ihr denn eine Hauskuh? Könnten das Kuhhaare sein?«
    »Nein, er hat sie gern gegessen, Theo. Alles okay bei dir?«
    »Klar, entschuldige, Betsy.« Er war so sicher gewesen, dass er sich nicht bekifft anhörte.
    »Krieg ich jetzt also den Wagen wieder? Ich meine, bringt ihr ihn mir her?«
    »Keine Ahnung«, sagte Theo. »Sie werden ihn erst mal abschleppen. Ich weiß nicht, ob sie ihn dir überlassen. Ich muss los, Betsy.« Er klappte das Handy zu. Vielleicht war er nur müde. Molly hatte ihn letzte Nacht gezwungen, auf dem Sofa zu schlafen, und gesagt, er habe so was Mutantenmäßiges an sich. Er hatte nicht mal gewusst, dass ihr die Salatschleuder was bedeutete. Bestimmt ahnte sie, dass er Gras geraucht hatte.
    Er klappte sein Telefon wieder auf und rief Gabe Fenton an.
    »Hey, Theo. Ich weiß nicht, was dieses Zeug ist, das du mir da gebracht hast, aber Haar ist es nicht. Es brennt nicht

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