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Der Törichte Engel

Der Törichte Engel

Titel: Der Törichte Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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und schmilzt nicht, und es ist kaum zu schneiden oder zu brechen. Gut, dass es an den Wurzeln rausgerissen wurde.«
    Theo zuckte zusammen. Fast hatte er diesen blonden Irren schon vergessen, den er überfahren hatte. Es lief ihm eiskalt über den Rücken, wenn er daran dachte. »Gabe, ich hab hier noch ein paar Haare, die du dir ansehen solltest.«
    »Gott im Himmel, Theo, hast du noch jemanden überfahren?«
    »Nein, ich habe niemanden überfahren. Meine Güte, Gabe!«
    »Okay, ich bin den ganzen Tag hier. Und den ganzen Abend auch. Ich wüsste sowieso nicht, wohin ich gehen sollte. Und ich habe auch niemanden, den es interessieren würde, ob ich tot oder lebendig bin. Und ich weiß auch nicht …«
    »Okay, ich komm rüber.«
    Zwei Männer und drei Frauen, darunter auch Lena, saßen im Büro von Properties in the Pines, als Tucker Case zur Tür hereinkam. Die Frauen waren auf der Stelle fasziniert, und die Männer konnten ihn auf der Stelle nicht leiden. So war es bei Tuck schon immer gewesen. Später, wenn sie ihn näher kennen gelernt hatten, winkten die Frauen ab, und die Männer konnten ihn noch immer nicht leiden. Im Grunde war er ein Waschlappen im Körper eines Strahlemanns – das eine oder andere arbeitete gegen ihn.
    Der Raum war voller Schreibtische, und Tuck steuerte direkt auf Lenas Tisch zu. Im Gehen nickte er und lächelte die Makler an, die sein Lächeln lahm erwiderten und sich alle Mühe gaben, nicht höhnisch zu grinsen. Sie waren geschafft, nachdem sie ihre Objekte Kurzurlaubern vorgeführt hatten, die nicht mal hierher ziehen würden, wenn sie in dieser Spielzeugstadt Arbeit fänden. Sie hatten es nur versäumt, sich für die Ferien irgendetwas vorzunehmen, und beschlossen, die Kinder mit auf eine lustige Runde »Verarsch den Makler« mitzunehmen.
    Lena fing Tucks Blick auf und lächelte instinktiv, dann runzelte sie die Stirn.
    »Was machst du hier?«
    »Mittagessen? Du. Ich. Essen. Reden. Ich muss dich was fragen.«
    »Ich dachte, du musst fliegen.«
    Tuck hatte Lena noch nicht in ihrer Arbeitskleidung gesehen – ein schlichter Rock mit Bluse, nur ganz wenig Wimperntusche und Lippenstift, das Haar mit lackierten Stäbchen hochgesteckt, wobei hier und da Strähnen herausfielen und ihr Gesicht umrahmten. Der Look gefiel ihm.
    »Ich bin den ganzen Morgen geflogen. Das Wetter spielt nicht mit. Ein Sturm kommt auf.« Am liebsten hätte er ihr die Stäbchen aus dem Haar gezogen, sie auf den Tisch geworfen und ihr gesagt, wie er sich in Wahrheit fühlte – nämlich einigermaßen erregt. »Wir könnten uns was Chinesisches holen«, fügte er hinzu.
    Lena sah aus dem Fenster. Der Himmel über den Läden auf der anderen Straßenseite war dunkelgrau. »In Pine Cove gibt es keinen Chinesen. Außerdem gehe ich hier gerade in Arbeit unter. Ich kümmere mich um die Ferienvermietung, und heute ist Heiligabend.«
    »Wir könnten doch auf eine schnelle Mittagspause zu dir nach Hause gehen. Du glaubst gar nicht, wie schnell ich sein kann, wenn ich mich konzentriere.«
    Lena sah hinter ihm ihre Kollegen, die jetzt natürlich herüberstarrten. »Das musstest du mich fragen?«
    »Oh, nein, nein, natürlich nicht. Ich würde nie … das wäre ja, also … aber ich hab da noch was anderes.« Tuck spürte, dass die Makler ihn beobachteten, ihm zuhörten. Er beugte sich über Lenas Schreibtisch, damit nur sie ihn hören konnte.
    »Heute früh hast du gesagt, dass dieser Polizist, mit dem deine Freundin verheiratet ist, in einer Hütte am Rande einer Ranch wohnt. Das ist nicht rein zufällig diese große Ranch nördlich der Stadt, oder?«
    Noch immer sah Lena an ihm vorbei. »Doch, die Beer-Bar Ranch. Gehört Jim Beer.«
    »Und da steht ein alter Wohnwagen-Trailer neben der Hütte?«
    »Ja, das war früher Mollys, aber jetzt wohnen sie in der Hütte. Wieso?«
    Tuck richtete sich auf und grinste. »Dann also weiße Rosen dazu«, sagte er etwas zu laut, damit das Publikum es mitbekam.
    »Ich wusste nur nicht, ob die für Weihnachten auch angemessen sind.«
    »Bitte?«, sagte Lena.
    »Bis heute Abend«, sagte Tuck. Er beugte sich vor und gab ihr einen Kuss auf die Wange, dann schlenderte er zur Tür und lächelte die erschöpften Makler mitleidig an.
    »Frohe Weihnachten euch allen!«, sagte er und winkte an der Tür.
     
    Als Theo Gabe Fentons Hütte betrat, fielen ihm zuallererst die Aquarien mit den toten Ratten auf. Das Weibchen lief im mittleren Käfig herum, schnüffelte, kackte und sah so zufrieden aus, wie eine

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