Der Törichte Engel
Vielleicht wurde es einfach Zeit. Du hast mir selbst gesagt, dass das menschliche Männchen nicht für die Monogamie gemacht ist.«
»Ja, aber ich hatte eine Freundin, als ich das gesagt habe.«
»Dann stimmt es also nicht?«
»Doch, es stimmt, aber es hat mir nichts ausgemacht, als ich eine Freundin hatte. Jetzt weiß ich, dass ich biologisch darauf programmiert bin, den Samen meiner Lenden weit und breit zu säen, bei so vielen Weibchen wie möglich, eine endlose Folge heißer, sinnloser Paarungen, nur um weiter zum nächsten fruchtbaren Weibchen zu gelangen. Meine Gene wollen vererbt werden, und ich weiß nicht, wo ich anfangen soll.«
»Vielleicht solltest du erst mal duschen, bevor du anfängst, deinen Samen auszusäen.«
»Meinst du, das wüsste ich nicht? Deshalb habe ich ja versucht, meine Impulse umzuprogrammieren. Sozusagen den Animus zu zähmen.«
»Um nicht duschen zu müssen?«
»Nein, weil ich nicht weiß, wie man mit Frauen redet. Bei Val konnte ich das.«
»Val war eine Professionelle.«
»War sie nicht. In ihrem ganzen Leben hat sie es mit keinem Freier gemacht.«
» Zuhörerin, Gabe. Sie war eine professionelle Zuhörerin – eine Psychiaterin.«
»Oh, stimmt. Meinst du, ich sollte es mit einer Prostituierten versuchen … oder mehreren?«
»Wegen eines gebrochenen Herzens? Ja, das funktioniert bestimmt genauso gut wie die Elektroden an deinem Sack, aber erst musst du was für mich erledigen.« Theo dachte, vielleicht, ganz vielleicht, könnte Arbeit – normale Arbeit – seinen Freund wieder von den Klippen holen. Er griff in seine Hemdtasche und holte das Büschel blonder Haare hervor, das er aus dem Radkasten des Volvo hatte. »Ich möchte, dass du dir das hier ansiehst und dazu was sagst.«
Gabe nahm die Haare und sah sie sich an. »Stammt das von einem Verbrechen?«
»So ungefähr.«
»Woher hast du es? Was willst du wissen?«
»Erzähl mir alles, was du darüber weißt, bevor ich dir was dazu sage.«
»Also, es scheint mir blond zu sein.«
»Danke, Gabe. Ich hatte gehofft, du könntest es dir unter dem Mikroskop ansehen oder so was in der Art.«
»Hat das County dafür kein Labor?«
»Ja, aber zu denen kann ich damit nicht gehen. Es gibt da gewisse Umstände.«
»Die wären?«
»Die wären, dass sie mich für einen Kiffer oder für verrückt oder beides halten würden. Sieh dir das Haarbüschel an«, sagte Theo. »Du sagst mir was, ich sag dir was.«
»Okay, aber ich hab dieses ganze CSI -Zeug nicht.«
»Ja, aber dafür kleben sich diese Labortypen keine Batterien an die Eier. Das hast du ihnen voraus.«
Zehn Minuten später blickte Gabe von seinem Mikroskop auf.
»Also, menschlich ist das nicht«, sagte er.
»Alles klar.«
»Ich glaube nicht mal, dass es Haar ist.«
»Und was ist es dann?«
»Also, es scheint einiges von Glasfaser zu haben.«
»Dann ist es also künstlich?«
»Nicht so schnell. Es besitzt eine Wurzel und etwas, das eine Außenhülle zu sein scheint, aber es sieht nicht nach Keratin aus. Ich müsste es auf Proteine hin untersuchen. Sollte es von Menschen angefertigt worden sein, so finden sich keine Spuren auf den Produktionsprozess. Es sieht aus, als wäre es gewachsen, nicht hergestellt. Eisbärhaar besitzt Eigenschaften der Glasfaser … es lenkt Lichtenergie an die schwarze Haut weiter, zur Wärmebildung.«
»Also ist es Eisbärhaar?«
»Nicht so schnell.«
»Gabe, verdammt, woher zum Teufel kommt das?«
»Sag du’s mir.«
»Es bleibt unter uns, ja? Dieses Ding bleibt hier, bis wir uns irgendwie sicher sind, okay?«
»Natürlich. Alles okay bei dir, Theo?«
»Ob bei mir alles okay ist? Du fragst mich, ob bei mir alles okay ist?«
»Alles in Ordnung bei dir und Molly? Die Arbeit? Du rauchst doch nicht etwa wieder Dope, oder?«
Theo ließ den Kopf hängen. »Du sagst, du hast noch so ein paar Elektroden?«
Gabe strahlte. »Du musst aber eine kleine Stelle rasieren. Darf ich mein Geschenk auspacken, während du im Badezimmer bist? Du kannst meinen Rasierer benutzen.«
»Nein, pack dein Geschenk ruhig aus. Ich muss dir was erzählen.«
»Wow, eine Salatschleuder. Danke, Theo.«
»Er hat die Salatschleuder mitgenommen«, sagte Molly.
»Wow, hat ihm das Ding denn was bedeutet?«, fragte Lena.
»Es war ein Hochzeitsgeschenk.«
»Ich weiß, du hattest es von mir. Dale und ich hatten das Ding auch zur Hochzeit bekommen.«
»Siehst du, es hatte Tradition.« Molly war untröstlich. Sie trank ihre Cola Light halb aus und
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