Der Törichte Engel
konnte nichts erkennen und dachte, Skinner tolle bestimmt nur im Matsch herum. Der Constable zündete das Bong an und verlor sich im Blubbern von süßem, tröstlichem Rauch.
Draußen vor dem Wagen, keine drei Meter entfernt, riss Skinner frohgemut einer untoten Lehrerin den Kopf ab. Ihre Arme und Beine schlenkerten herum, und ihr Mund bewegte sich, aber der Labrador hatte ihr die verweste Kehle bereits so gut wie durchgebissen und schüttelte ihren Kopf hin und her. Ein erfahrener Lippenleser hätte einem erklären können, dass Esther sagte: »Ich wollte nur ganz kurz an seinem Hirn nippen. Dieses Verhalten ist ausgesprochen unangemessen, junger Mann.«
Dafür werde ich so was von geböserhundet werden, dachte Skinner.
Theo stieg aus dem Wagen und trat in eine knöcheltiefe Pfütze. Trotz Kälte, Wind, Regen und dem Matsch, der ihm in seine Wanderstiefel lief, seufzte Theo, denn er war absolut und völlig stoned und befand sich an jenem wohl bekannten Ort, an dem alles, einschließlich des Regens, seine Schuld war und er einfach damit leben musste. Kein rührseliges Selbstmitleid wie vom Irish Whiskey, keine wütenden Schuldzuweisungen wie vom Tequila, keine nervöse Speed-Paranoia, nur eine kleine, melancholische Selbstverachtung und die Erkenntnis, was für ein elender Loser er war.
»Skinner. Komm her. Komm schon, Dicker, komm in den Wagen!«
Theo konnte Skinner kaum sehen, aber der große Hund lag auf dem Rücken und suhlte sich in etwas, das wie ein Haufen feuchter, schlammiger Wäsche aussah – wälzte sich hin und her, mit offenem Maul, und seine rosa Zunge flog in ekstatischem Hundasmus hin und her.
Wahrscheinlich ein toter Waschbär, dachte Theo und versuchte, den Regen aus seinen Augen zu blinzeln. So glücklich war ich noch nie. So glücklich werde ich niemals sein.
Er überließ den Hund seinem Vergnügen und schleppte sich zurück zur Weihnachtsparty. Er meinte, eine Hand an seinem Hals zu spüren, als er sich durch die Doppeltüren kämpfte, dann hörte er ein lautes Stöhnen, als die Türen zuknallten, aber vermutlich war es nur der Wind. Es fühlte sich nicht an wie Wind. Musste aber wohl der Wind sein.
15
Kurz blitzt Molly auf
»Beim purpurroten Horn des Nigoth … ich befehle dir zu sieden!«, kreischte das Warrior Babe. Was nützte eine höhere Macht, wenn sie einem nicht mal helfen konnte, chinesische Nudeln zu kochen? Molly stand über den Herd gebeugt, nackt bis auf eine breite Schärpe, an der mittig auf dem Rücken die Scheide für ihr Breitschwert hing, was den Eindruck vermittelte, als habe sie beim Festumzug für die »Miss Amok Nackedei« den Ehrenpreis gewonnen. Ihre Haut war schweißnass, nicht weil sie trainiert hatte, sondern weil sie den Kaffeetisch mit ihrem kaputten Breitschwert zerhackt und im Kamin verfeuert hatte, zusammen mit zwei Stühlen der Esszimmergarnitur. Es war glühend heiß in der Hütte. Noch war der Strom nicht ausgefallen, aber das würde er bald, und das Warrior Babe of the Outland schaltete erheblich früher in ihren Überlebens-Modus als die meisten Leute. Es stand in ihrer Job-Beschreibung.
» Es ist Heiligabend « , sagte der Erzähler. » Sollten wir nicht vielleicht was Festlicheres essen? Eierpunsch? Wie wäre es mit nigothförmigen Zuckerplätzchen? Hast du purpurne Streusel? «
»Du kriegst nichts und wirst dich damit zufrieden geben! Du bist nur ein seelenloser Geist, der mich plagt und wie eine Spinne durch meine Gedanken läuft. Sobald am Fünften mein Scheck kommt, wirst du für alle Zeit in den Abgrund verbannt.«
» Ich meine ja nur: den Kaffeetisch zerhacken? Die Suppe anschreien? Ich finde, du könntest deine Energien in etwas positivere Bahnen lenken. Etwas weihnachtlicher. «
Kurz blitzte Molly auf, und das Warrior Babe wurde sich bewusst, dass es eine Grenze gab, die sie überschreiten konnte, wenn der Erzähler zur Stimme der Vernunft wurde und sie nicht nur dazu bringen wollte, sich seltsam zu gebärden. Sie drehte die Gasflamme kleiner und ging ins Schlafzimmer.
Sie zog einen Hocker vor den Schrank und kletterte hinauf, damit sie das oberste Regal erreichen konnte. Wenn man einen Mann heiratete, der eins fünfundneunzig groß war, hatte man oft das Problem, dass man alle möglichen Borde erklimmen musste, um an Sachen heranzukommen. Und außerdem brauchte man ein vernünftiges Dampfbügeleisen, wenn man seine Hemden bügeln wollte. Nicht, dass sie es besonders oft tat, denn wenn man mal versucht hat, in einem meterlangen
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