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Der Törichte Engel

Der Törichte Engel

Titel: Der Törichte Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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draußen, um sich die Tür zu greifen. Eine einarmige Leiche in einer Lederjacke wich Tucks Buffetbarrikade aus und griff nach Theo, der dem Leichnam einen Fuß an die Brust setzte und ihn die Treppe hinunterstieß. Theo zog die eine Tür zu, dann langte er um die Ecke und nahm die andere. Er zögerte.
    »Mach die gottverdammte Tür zu!«, schrie Tuck und trampelte und stampfte, verlor seinen Schwung gegen die Untoten, als er an der untersten Stufe angekommen war. Theo sah, dass verweste Hände um den Rand des Tisches langten, um nach Tuck zu greifen. Ein Mann, dessen Unterkiefer nur noch an einem Hautfetzen hing, kreischte den Piloten an und versuchte, seine oberen Zähne in Tucks Hand zu schlagen.
    Das Letzte, was Theo sah, bevor er die Tür hinter sich ins Schloss zog, war, dass Tucker Case’ Beine blau brannten und im Regen dampften.
    »Bringt noch einen Tisch hier rüber!«, rief Theo. »Stemmt euch gegen die Tür! Klemmt den Tisch unter die Griffe!«
    Es gab einen stillen Augenblick, in dem nur das Rauschen des Windes und die schluchzende Emily Barker zu hören waren, die eben hatte mit ansehen müssen, wie man ihren Exfreund erschossen und ihm das Hirn ausgesaugt hatte.
    »Was war das?«, rief Ignacio Nuñez, ein rundlicher Latino, dem die Gärtnerei im Dorf gehörte. »Was zum Teufel war das?«
    Lena Marquez war instinktiv zu Emily Barker gegangen und kniete neben der wehklagenden Frau, legte ihr einen Arm um die Schulter. Sie sah Theo an. »Tucker ist draußen. Er ist noch da draußen.«
    Theo Crowe merkte, dass alle Blicke auf ihn gerichtet waren. Er hatte seine liebe Mühe, wieder zu Atem zu kommen, und spürte, wie der Puls in seinen Ohren wummerte. So gern hätte er jemandem in die Augen gesehen, der wusste, was zu tun war, aber als er einen Blick in die Runde warf – in gut vierzig entsetzte Gesichter –, bemerkte er, dass die ganze Verantwortung an ihm hängen bleiben würde.
    »Oh Scheiße«, sagte er, als seine Hand zur Hüfte wanderte, wo normalerweise sein Holster hing.
    »Liegt bei mir in der Küche«, sagte Gabe Fenton. Gabe hielt den Buffettisch fest, der seitwärts unter die doppelten Riegel der Kirchentüren geklemmt war.
    »Nimm den Tisch weg«, sagte Theo und dachte: Ich mag den Kerl nicht mal. Er half Gabe dabei, den Tisch beiseite zu schieben und ging in die Hocke, um Anlauf zu nehmen, wie ein Sprinter vor dem Start, während Gabe die Tür bemannte.
    »Schließ sie hinter mir. Wenn du mich schreien hörst: ›Lass mich rein!‹, also …«
    In diesem Moment klirrte es hinter ihnen, und etwas flog durch eines der hohen Buntglasfenster, so dass die Scherben bis mitten in den Raum segelten. Tucker Case – nass, verkohlt und blutverschmiert – stand vom Boden auf, wo er gelandet war, und sagte: »Ich weiß nicht, wer unter diesem Fenster da geparkt hat, aber er sollte seinen Wagen lieber wegfahren, denn wenn diese Dinger daran hochklettern, kommen sie mir gleich durchs Fenster hinterher.«
     
    Theo betrachtete die Reihe der Buntglasfenster zu beiden Seiten der Kapelle, links und rechts je acht, jedes davon gut zweieinhalb Meter über dem Boden und etwa einen halben Meter breit. Als die Kapelle errichtet worden war, standen Buntglasfenster hoch im Kurs, aber die Gemeide war arm, daher fielen sie klein aus, was im Verteidigungsfall von Vorteil wäre. Es gab nur ein einziges großes Fenster im ganzen Gebäude – dort, wo früher der Altar gewesen war, wo jetzt aber Mollys zehn Meter hoher Weihnachtsbaum stand –, ein zwei mal drei Meter großes, buntes Kathedralenfenster mit einer Darstellung der heiligen Rosa, der Schutzheiligen der Inneneinrichter, die der Jungfrau Maria ein Zierkissen überreichte.
    »Nacho!«, bellte Theo Ignacio Nuñez an. »Sieh nach, ob du im Keller irgendwas findest, mit dem sich das Fenster verbarrikadieren lässt.«
    Wie aufs Stichwort tauchten zwei verwesende, schlammverschmierte Gesichter an der Öffnung auf, durch die Tuck eben hereingeflogen war, stöhnten und suchten mit ihren Knochenhänden Halt an der Fensterbank, um hereinklettern zu können.
    »Knall sie ab!«, rief Tuck vom Boden her. »Knall die Scheißdinger ab, Theo!«
    Theo schüttelte den Kopf. Keine Waffe.
    Irgendwas blitzte an Theo vorbei, und er fuhr herum und sah, dass Gabe Fenton auf das Fenster zuraste, mit einer langen Auflaufform randvoll mit Lasagne in Händen, die er offenbar in einem Akt wahrer Pastafari-Selbstopferung aus dem Fenster kippen wollte. Theo bekam den Biologen am Kragen zu

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