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Der Toeter und andere Erzaehlungen

Der Toeter und andere Erzaehlungen

Titel: Der Toeter und andere Erzaehlungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veijo Meri
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auf seine Pritsche und war, wie es schien, im Moment eingeschlafen. Am Morgen stellte man fest, daß er gegangen war. Zum Abschied hatte er seine Margarine auf die Floßbrücke geschmettert und darauf herumgetrampelt; man kam ohne auszurutschen nicht hinüber. Das war wie Schmierseife. Die Männer streuten Sand auf die Planken.

    Brüste

    Der Zug bewegte sich auf schmalen Gleisen durch kleine Landschafen. Zwischen den Schienen wuchs kurzes Gras und an den Rändern Schachtelhalm. – Ach, kommt einem das komisch vor. Als wäre alles übrige größer geworden, sagte die Frau und erschrak im selben Augenblick, denn der Zweig einer am Bahndamm stehenden Birke schlug gegen das Abteilfenster, und rieb sich weiter an der Wagenwand. Der Zug kam ans Ufer eines kreisrunden Sees. Das Wasser reichte so nah heran, daß man nichts anderes mehr sah.
    Der Mann las in einem Buch, das in kleinkariertes festes Papier eingeschlagen war. Der Wagen schaukelte so, daß der Blick immer wieder an den oberen oder unteren Rand der Seite rutschte, und auch über das Buch hinaus.
    – Verflucht nochmal. Das macht einen ja krank, sagte er, nahm die Aktentasche unter der Bank hervor und steckte das Buch weg. Er blickte geradeaus vor sich hin auf die Tür am Ende des Wagens. Da war ein rechteckiges Fenster. Die Dachecke des vorderen Wagens hielt sich zäh im Bild. Man hatte das Gefühl, die Wagen knickten ein wie ein schadhafes Fußgelenk. Es gab weiter keine Reisenden im Wagen. Links neben der Tür stand ein schwarzer großer gußeiserner Ofen; das Blechrohr ging ohne jede Stütze bis zur Decke hinauf, die um das Rohr herum verrußt war. Durch die Seitenfenster sah man, auf beiden Seiten gleichzeitig, vorübergleitende Bäume, Zaunpfähle, Felsund Schoberwände. Auf einem kleinen Feld stand ein kleiner Junge, der den Zug mit Steinen bewarf.
    – Achtzig Kilometer, drei Stunden. Mit dem Fahrrad fährt man fast ebenso schnell. Ein Auto hätte man sich kaufen sollen.
    – Aber hier gibt es so viele Stationen, sagte die Frau. – Aber in jedem Fall braucht man drei Stunden. Das schüttelt einem den Magen durcheinander. – Hier gibt es ja wohl einen Abort.
    – Da kannst du sicher sein, daß es keinen gibt, aber vielleicht halten sie an, wenn man schön bittet. Der Zug hielt wieder an einem Bahnhof. Der Bahnhofsvorsteher, in Zivil, trug eine große Milchkanne zum letzten Wagen; zwischen Deckel und Kanne steckte Butterbrotpapier. Ein Landbewohner, im Alter von fünfzig, kam in den Wagen. Er stand einen Augenblick lang im Gang und blickte zu ihnen herüber, schließlich kam er und setzte sich auf den Platz ans Fenster der Frau gegenüber. Er musterte sie beide, und rieb sich dann mit der Hand über die Backe.
    – Heiß ist es, sagte er.
    – Wird es nicht heiß sein, mit einem Pullover im Juli, sagte der Herr.
    – Wollkleidung isoliert, beeilte sich die Frau zu sagen. Das schützt wohl genauso vor Hitze wie vor Kälte.
    Der Mann starrte die Frau an. Sie trug eine weiße kurzärmlige Bluse und einen schwarzen engen Rock, der die Knie nicht bedeckte, und Nylonstrümpfe, durch die man die Haut sah. Da gab es kleine rote Punkte, dicht bei dicht. Der Herr trug ein weißes Hemd, einen braunen Schlips und einen hellbraunen Anzug. Er war über vierzig. Die Frau sah jünger aus.
    – Dort gibt es viele Kühe, obwohl die Böschung ganz abgegrast ist, sagte die Frau.
    – Kühe, ja, antwortete der Mann, während er auf die Knie der Frau starrte. Es ist trocken gewesen und heiß. Sie haben nichts zu fressen. – Sind das Ihre Kühe? fragte die Frau.
    – Nein, nicht meine, antwortete der Mann. Die Frau zog ihre Beine weiter unter die Bank. Der Herr warf einen flüchtigen Blick auf das Profil seiner Frau. Die Scheidewand zwischen den Nasenlöchern und die Ränder waren hellrot vom Licht, das durch sie hindurchschien.
    – Würdest du mir das Tuch von da oben geben, bat sie.
    Der Herr nahm das Tuch aus der auf dem Gepäckbrett stehenden offenen Tragtasche. Sie breitete es auf ihrem Schoß aus und bedeckte die Knie. – Wann sind wir am Ziel, Heikki, fragte sie. – Weiß der Teufel, ob überhaupt je. Bei dem Tempo.
    – Hähähahä, lachte der Mann und starrte auf die Brüste der Frau. Die Frau merkte es und wurde rot.
    Es entstand ein langes Schweigen. Man kam an einen Bahnhof. Durch das Türfenster blickten Leute herein, sie kamen aber nicht in den Wagen. – Wenn das so weiter geht mit der Hitze, hat man es bald auch im Pelz nicht mehr warm genug, sagte der

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