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Der tolle Nick

Der tolle Nick

Titel: Der tolle Nick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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Hawkins oder Drake mag es angehen, aber vergiß bitte nicht, Nick, daß du mein Erbe bist. Die große Europareise zu machen mag noch passend sein – obwohl ich auch da nicht weiß, wozu sie wirklich dient.«
    »Aber nicht doch, Bruder«, protestierte Sir Nicholas. »Ich habe immerhin beim großen Carranza in Toledo Fechten gelernt. Das müßtest du doch anerkennen.«
    Der Lord fuhr entrüstet auf. »Und was soll das bedeuten? Mein Gott! Dieses Sticheln und Stochern mit dem barbarischen Rapier ist doch eine Erfindung des Teufels. Ein ehrliches Schwert war unseren Vorvätern gut genug.«
    »Aber nicht gut genug für uns«, meinte Beauvallet. »Und doch traue ich mir zu, dich in einem Schwertgefecht zu schlagen, Gerard. Ich glaube, daß ich ein Schwert noch recht gut zu führen weiß. Aber für Finessen und Eleganz gebt mir das Rapier!« Er deutete einen Ausfall an. »Wie, du willst behaupten, daß ich auf meinen Reisen nichts Nutzbringendes gelernt habe? Saß ich nicht zu Füßen des großen Carranza, und habe ich danach nicht Marozzo in Venedig aufgesucht? Sicher, er war schon alt, das muß ich zugeben, aber er konnte uns noch einiges beibringen. Leider kannst du nicht Italienisch! Sonst müßtest du seine opera nova lesen, in denen er sehr sorgfältig den Gebrauch des falso filo und das dritto filo erklärt. Nichts Nutzbringendes, meinst du? Zeig mir erst einmal den Mann, der mich mit Rapier und Dolch bezwingen kann!«
    Der Lord blieb ungerührt. »Nennst du solche ausländischen Tricks einen Gewinn? Hast du denn sonst nichts in all den Jahren des Herumziehens gelernt?«
    »Ich habe immerhin ein seltenes Schwert aus Toledo mitgebracht, Bruder«, meinte Nick unbeeindruckt. »Eine Klinge, die in den Wassern des Tajo gehärtet wurde und zwischen acht Kronen den Namen des Andrea Ferrara trägt. Dann eine weitere ähnliche Waffe aus der Werkstatt des Sahagom. Willst du noch mehr? Immerhin eine Rüstung, die dir sehr gut gefallen hat; die Bekanntschaft mit unseren Verwandten in Frankreich; eine genaue Kenntnis des Französischen, des Spanischen, des Italienischen – welches du nicht beherrschst –«
    »Das Englisch meiner Vorväter genügt mir«, brummte der Lord grimmig.
    »Ehrgeiz kennst du nicht, Gerard«, stellte Beauvallet betrübt fest.
    »Mir steht der Sinn nicht nach Herumziehen«, sagte der Lord schroff. »Wirst du denn niemals Ruhe geben? Lassen wir die Große Reise; vergessen wir sogar das wahnwitzige Unternehmen, das du mit Drake zusammen durchgeführt hast –«
    »Oh, tausend Dank!« Beauvallets Augen funkelten.
    »Ich gebe zu, daß es der Mühe wert war. Ein kühnes Unterfangen, für dessen Durchführung dir Ehre gebührt.«
    »Ehre gebührt Drake«, sagte Beauvallet und hob sein Glas. »Trinken wir auf seine Gesundheit! Auf Drake, unseren meisterlichen Seefahrer!«
    Der Lord stimmte in den Trinkspruch ein, doch zeigte er keine Begeisterung. »Das ist ja alles schön und gut, aber warum du dir unbedingt an Drake ein Beispiel nehmen mußtest, übersteigt mein Fassungsvermögen.«
    »Wirklich?« fragte Beauvallet. »Aber schließlich hast du, Bruder, ja nicht mit Drake die Welt umsegelt, die Seefahrt nicht von ihm erlernt und nicht Seite an Seite mit ihm Abenteuer ausgefochten.«
    »Du hast von ihm vor allem nutzlose und schändliche Ideen gelernt. Eine Reise um die Welt! Ja, schon gut, es war eine Leistung und wurde auch entsprechend belohnt. Darüber hinaus hast du Reichtümer nach Hause gebracht, die jedem Sterblichen genügen müßten. Damals wäre es an der Zeit gewesen, ein Ende zu machen. Aber was mußtest du tun? Ein eigenes Schiff bauen und wieder in See stechen! Verrückt! Eine verdammenswürdige Torheit, Nick, das muß einmal gesagt werden!«
    Sir Nicholas beugte sein Haupt in gespielter Zerknirschung.
    »Verzeiht mir, mein guter Herr!«
    »Und heute sitzt du noch immer so da wie an dem Tag, an dem du die ersten Hosen anziehen durftest!« fuhr der Lord mit einem Anflug von Humor fort. »Nein, Nick, höre auf mich. Du hast dir ein schönes Vermögen erworben – das weiß ich, denn ich bewahre es ja für dich auf. Ein Vermögen, das du in einer Weise erworben hast, die mir nicht gefällt, aber lassen wir das. Das Herrenhaus von Basing steht für dich bereit, wann immer du einzuziehen wünschst. Meine Gemahlin hat mir keine Erben geschenkt und wird es wahrscheinlich auch nie tun. Ich baue auf dich. Was soll aus unserem Haus werden, wenn du im Kampf fällst oder dein Schiff sinkt? Nimm dir eine Frau

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