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Der tolle Nick

Der tolle Nick

Titel: Der tolle Nick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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rasch. Und leise!«
    »Begraben?« rief Joshua. »Vielleicht mit Eurem Degen? Was für eine schlimme Stunde. Aber nein, wartet! Soviel ich mich erinnere, liegt Werkzeug in dem Schuppen.«
    Eine Stunde später, nachdem sie ihre traurige Arbeit getan hatten, kam Sir Nicholas, jetzt wieder ganz nüchtern, in den Gasthof zurück. Er runzelte die Stirn. Was geschehen war, gefiel ihm nicht und hatte auch einen anderen Verlauf genommen, als er es geplant hatte. Doch wer hätte auch gedacht, daß der junge Narr sich derart heimtückisch verhalten würde? Er stieg schweigend in seine Kammer hinauf und setzte sich aufs Bett, während Joshua die Laterne entzündete.
    Als das Licht auf der Truhe stand, wischte Beauvallet seinen Degen ab und steckte ihn in die Scheide. Er zog das Paket aus seinem Wams und schnitt die seidene Umhüllung mit seinem Dolch auf. Im Inneren fanden sich knisternde Pergamentbogen. Beauvallet drehte sich zum Licht. Seine Augen überflogen forschend das erste Blatt und blieben auf der Unterschrift haften. Unwillkürlich entfuhr ihm ein Ausruf des Erstaunens; er zog die Laterne noch näher. Er hielt einen Brief von Guise an König Philipp in der Hand, doch war der Großteil verschlüsselt geschrieben.
    Joshua, der neugierig um ihn herumstrich, fragte: »Was ist es? Steht sein Name in den Papieren?«
    Beauvallet drehte gerade einen in zierlicher Handschrift ausgefüllten Paß zwischen den Fingern. »Es scheint, mein Joshua«, sagte er, »daß ich einen Sproß des Hauses Guise erschlagen habe.«
    »Du lieber Himmel, Herr!« schrie Joshua auf. »Kann uns das was nützen? Können wir einen Vorteil davon haben?«
    »Da diese Papiere anscheinend an Seine Katholische Majestät von Spanien gerichtet sind, können wir damit sehr viel anfangen«, erklärte Sir Nicholas und wandte sich wieder dem ersten Dokument zu. »Ich glaube, doch etwas von verschlüsselten Papieren zu wissen …« Er blickte auf. »Geh schlafen, Bursche, geh wieder schlafen!«
    Ein Stunde später sah Joshua, als er sich umdrehte und dadurch erwachte, wie Sir Nicholas noch immer neben der Truhe saß, ein nasses Tuch um den Kopf gewickelt, der sicher zu Recht schmerzte, und die Stirn nachdenklich runzelte. Joshua schloß wieder die Augen und schlief ein.
    Als er wach wurde, war es heller Tag. Sir Nicholas lag schlafend im Bett; von den Dokumenten war keine Spur zu sehen. Joshua zog sich leise an und schlich sich nach unten. Dort fand er einen völlig verwirrten Wirt, der lauthals über den jungen Herrn schimpfte, der sich in der Nacht davongemacht hatte, ohne seine Zeche zu bezahlen. Joshua täuschte beiläufiges Interesse vor, stellte die passenden Fragen, erging sich in lauten Ausrufen über ein derart unangebrachtes Benehmen und dachte heimlich an die Vorgänge der vergangenen Nacht.
    Nach kurzem ertönte auch Sir Nicholas’ Stimme, der nach seinem Diener rief. Joshua eilte mit einem Tablett hinauf, auf dem sich das Frühstück für seinen Herrn befand.
    Sir Nicholas war ganz munter und frisch, als hätte er nicht die halbe Nacht damit zugebracht, einen Code zu entschlüsseln. Seine Augen blickten frisch und klar; und nur das feuchte Tuch, das noch auf dem Boden lag, zeugte von der harten Arbeit dieser Nacht.
    Joshua setzte das Tablett nieder und brachte seinem Herrn ein sauberes Hemd. »Herr, unten herrscht große Aufregung. Ihr wißt schon, weshalb. ›Wo ist der Mann hingekommen? Wieso ist er verschwunden?‹ Ich will mir nicht die Freiheit herausnehmen, die Frage zu beantworten, aber ich glaube, es wäre gut, wenn wir rasch über die Grenze gehen.«
    »Sobald ich gegessen habe«, sagte Beauvallet. »Schließe die Tür fest. Und jetzt, Bursche, hör mir zu.« Er trank einen Schluck Wein und brach ein Stück von dem Roggenbrot. »Heute nacht habe ich mich in den Chevalier Claude de Guise verwandelt, ist dir das klar?«
    »Gut, Herr. Ich wußte ja, daß wir aus der Sache einen Nutzen ziehen würden.«
    »Den allergrößten. Ich verstehe nicht alle Dokumente, und eines ist versiegelt. Aber es wird ausreichen. Es sind Affären, die für dich zu hoch sind; was du wissen darfst, ist, daß wir von heute an als geheime Boten von Guise zu König Philipp reisen. Da ist genug Stoff für Walsingham drinnen!« Er streckte sich und langte nach seinem Hemd. »Ein großes Abenteuer, Joshua – das größte, in das ich je verwickelt worden bin!«
    »Wahrscheinlich wird es ein böses Ende nehmen«, murmelte Joshua unwirsch. »Geheime Boten, wenn ich das schon

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