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Der tolle Nick

Der tolle Nick

Titel: Der tolle Nick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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ist eine sehr bemerkenswerte Frau, Diego.«
    »Und meine Kusine ist eine erstaunlich dickköpfige Person«, sagte Don Diego. Er leckte seine Finger ab und schloß die Dose. »Sie ist kalt wie Eis«, sagte er ungeduldig. »Verhext. Ein störrisches Ding, das gezähmt werden muß.«
    »Bitte, vergiß nicht, daß Don Manuel kaum tot und es für sie noch sehr früh ist, an eine Heirat zu denken«, meinte Don Rodriguez entschuldigend. »Vielleicht wäre es gut, sanft mit ihr zu verfahren.«
    »Bin ich denn nicht sanft mit ihr?« Der Hohn war jetzt deutlich merkbar. »Und während ich hier bettle, wird sie immer kühler, und jeder Caballero in Madrid fühlt sich versucht, bei ihr sein Glück zu versuchen. Sie wird bald mit einem anderen auf und davon sein, wenn das so weitergeht. Oder aber es mischt sich ihr Onkel de Tobar ein und versucht, ihre Hand für diesen ausgewachsenen Idioten von Miguel zu erhalten. Sie hat sogar angedeutet, daß sie ihm schreiben will! Oh, diese Bestie!«
    Don Rodriguez murmelte vage besänftigende Wort. »Das glaube ich nicht, das glaube ich wirklich nicht. Sie will sich noch nicht verheiraten, und deine Mutter hat ein Auge auf sie. Es ist nicht gut, wenn du ihr in den Rücken fällst.«
    »Ich werde anders mit ihr verfahren, wenn sie weiterhin so kalt zu mir ist«, sagte Don Diego. Seine Augen funkelten, und Don Rodriguez wandte den Blick ab.
    »Überlaß alles deiner Mutter«, versuchte er, ihn mit schwacher Stimme zu besänftigen. »Es ist noch viel zu früh, um zu verzweifeln.«
    Don Diegos schlechte Laune war durchaus begründet. Er hatte eine sehr hübsche Kusine, Erbin eines großen Vermögens, die ihm der Himmel ganz offensichtlich zur Frau bestimmt hatte, und das Verteufelte war, daß ihn das Mädchen nicht mochte. So etwas war ihm noch nie zuvor geschehen. Zuerst war er ungläubig, dann trotzig.
    Dominica hatte guten Grund, sich den Wünschen ihrer Familie nicht zu beugen. Wie konnte ein Mädchen, das zitternd in Beauvallets Armen gelegen war, an einen Diego denken?
    Seit jenen verrückten Tagen auf See hatte sich sehr viel in ihrem Leben verändert. Sie wurde von den Ereignissen überrumpelt und war zwar ungebrochen, aber mißtrauisch geworden.
    Ihr Vater war zum Sterben heimgekommen und hatte sie in der Obhut ihrer Tante Beatrice zurückgelassen. Sie entdeckte, daß sie reich war, große Güter im Süden des Landes besaß, und daher eine großartige Partie war. Ihre Tante nahm sich ihrer mit der ganzen Kraft ihrer ausgeprägten Persönlichkeit an; doch konnte Dominica aus ihr nicht klug werden.
    Niemand konnte leugnen, daß Doña Beatrice gütig war, doch lag mehr unter der Oberfläche verborgen als nachgiebige Fröhlichkeit. Dominica weilte nur kurze Zeit im Haus ihrer Tante, bis sie entdeckte, daß ihr Onkel und sogar ihr Vetter nur Marionetten waren, die nach Doña Beatrices Fäden tanzten. Sie fürchtete, daß man auch sie zur Marionette machen würde, und hob bei diesem Gedanken herrisch das Kinn. Doña Dominica, die jahrelang selbst die Herrin gespielt hatte, war es nicht gegeben, sich leichthin unterzuordnen, und sie vertrug die strengen Regeln nicht, nach denen sich die spanischen Mädchen zu richten hatten. Sie machte deutlich, daß sie ihren eigenen Willen hatte, und trat allen Ausbrüchen des Zorns trotzig entgegen. Es kamen keine; noch nie hatte jemand Doña Beatrice nicht als Herrin der Situation gesehen. Sie hob lässig die müden Lider und fuhr fort zu lächeln. »Charmant, meine Liebe, charmant. Es steht dir ausgezeichnet!« sagte sie.
    Sprachlos stotterte Dominica: »Was steht mir, Tante?«
    Doña Beatrice winkte lässig mit dem Fächer: »Dieser Temperamentsausbruch, meine Liebe. Aber hier ist er völlig nutzlos. Zeig dich meinem Sohn so; ich bin viel zu alt, um mich von so etwas mitreißen zu lassen, und dazu noch zu faul.«
    Dominica, die schon zu diesem Zeitpunkt die Pläne ihrer Familie durchschaut hatte, beschloß, reinen Tisch zu machen: »Señora, wenn Ihr wollt, daß ich Euren Sohn heirate, dann ist es nur billig, wenn ich Euch sage, daß ich ihn nicht haben will.«
    »Aber natürlich wirst du ihn heiraten«, bemerkte die Tante ruhig. »Setz dich, meine Liebe. Du strengst mich wirklich zu sehr an.«
    »Das hatte ich doch vermutet!« fuhr Dominica wütend auf.
    »Das war auch nicht schwer«, sagte Doña Beatrice. »Aber von Hochzeit zu sprechen wäre jetzt noch viel zu früh. Wir müssen den nötigen Anstand walten lassen. Ich habe schon oft gedacht, wie

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