Der Tomorrow-Code - Thriller
hinweg. Der Behälter war mitten auf der Straße aufgestellt worden, in der Nähe des Hügelkamms. Jetzt wurde alles weiß. Crowe schaltete schnell zur nächsten Kamera, die auf halbem Weg bergabwärts stand, und sah jetzt aus größerer Entfernung, wie der Nebel um eine Biegung der Hauptstraße kam.
Abgesehen von den Kameras auf dem Boden hatten sie auch noch drei Hubschrauber eingesetzt, die hoch über dem kumulusartigen Nebel schwebten und ununterbrochen Bilder an das Kontrollzentrum sandten.
Crowe griff zum Funkgerät. »Der Nebel hat soeben den Hügelkamm überwunden«, sagte er mit angespannter Stimme. »Höchste Zeit, mit dem Feuerwerk anzufangen.«
Um ihn herum brach im gesamten Kontrollzentrum hektische Aktivität aus. Das Zentrum befand sich hundert Meter hinter der Hauptverteidigungslinie. Offiziere der neuseeländischen Armee und der SAS bellten Befehle, Soldaten rannten umher, andere sprachen in Funkgeräte und Telefone. Die Schlacht um Auckland stand unmittelbar bevor.
Lucy Southwell meldete sich über das Funkgerät. Sie klang verängstigt, aber ruhig. »Stony, wir hatten eine Menge Probleme, Auckland zu evakuieren. Wir versuchen immer noch, die Leute aus der Stadt zu bringen. Du musst diesen Nebel aufhalten oder ihn zumindest verlangsamen. Wenn er weiter so schnell vorrückt, wird es eine …«
Sie musste den Satz nicht zu Ende bringen.
Crowe drehte sich um und warf Manderson einen Blick zu, der neben ihm stand, sagte aber nichts.
Manderson grinste. »Komm – zeigen wir diesen weißen Plüschteddys, mit wem sie sich da eingelassen haben.«
Flight Lieutenant John Ramirez saß bereits unter der geschlossenen Kabinenhaube im Cockpit seines F/A-18 Super Hornet Fighter Bombers, als der Einsatzbefehl durch sein Headset kam. Er bestätigte ihn sofort und winkte dem Bodenpersonal, das seinen Start vorbereitet hatte, noch kurz zu. Auch die übrigen Fighter seines Geschwaders schlossen ihre Kabinenhauben; in Abständen von wenigen Sekunden würden sie nach ihm vom Deck abheben.
Die USS
Abraham Lincoln
pflügte mit konstant fünfzehnKnoten durch die leichte Brise, um die Starts zu unterstützen. Nach dem Start würde der Flug nach Auckland weniger als zehn Minuten dauern.
Auf ein Handsignal vom Bodenpersonal startete Ramirez seine Triebwerke, die die Nacht hinter dem Fighter in hellen Tag verwandelten, aber noch wurde seine Maschine vom Flugzeugträger mit stählernem Griff festgehalten.
Alle Maschinen hatten Namen. Manche Piloten gaben ihnen die Namen ihrer Freundinnen, genau wie zu Zeiten der alten Bomber. Es gab eine
Mary-Lou,
eine
Barbara-Ann.
Andere gaben ihnen richtige Macho-Namen voller Wagemut wie
Sky Warrior
oder
Grim Reaper.
Ramirez' Maschine hieß
Deus ex Machina.
Die meisten anderen Piloten hatten keinen blassen Schimmer, was das hieß. Manchen kam es buchstäblich spanisch vor, wie sein eigener Name, Ramirez. Aber es war nicht Spanisch, sondern Lateinisch. Der Gott aus der Maschine.
Ramirez hatte Literatur im Hauptfach studiert. In den alten griechischen Tragödien erlebten die Helden allerlei dramatische Ereignisse und Kämpfe, die schließlich in letzter Minute von einem Gott gelöst wurden, den man mithilfe einer komplizierten Maschine auf die Bühne hinabsenkte. Dieser Gott aus der Maschine mischte sich dann just in dem Moment ein, in dem alles verloren schien, und rettete damit den Helden.
Genau das war auch seine Rolle, glaubte Ramirez, und deshalb hatte er seinen Fighter so benannt. Wenn die Bodentruppen in irgendeinem Schlamassel steckten, rief man gewöhnlich sein Geschwader von Jagdbombern zu Hilfe, das dann die Sache in Ordnung brachte.
Heute hatte er ein hübsches Sortiment von hochexplosiven Brandbomben unter den Flügeln. Irgendjemandem oder irgendetwas in Auckland würde es bald ziemlich heiß werden.
Der Launch Officer hob die Hand über den Kopf, dann brachte er sie in weitem Schwung herunter. Ramirez drückte auf ein paar Knöpfe, ein Feuerstrahl schoss heraus, während das Startkabel förmlich explodierte und den Jagdbomber auf der kurzen Startbahn des Trägers vorwärtskatapultierte.
Die Beschleunigung presste Ramirez in seinen Sitz. Er verspürte einen jähen Adrenalinschub, den kein noch so waghalsiger Trip auf der Achterbahn auch nur annähernd simulieren konnte. Das würde ihm fehlen, dachte er, wenn er erst einmal zu alt zum Fliegen sein würde und in irgendeinen stinklangweiligen Schreibtischjob wegrotiert.
Die Kante der Startbahn flog unter
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