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Der Torwächter Bd. 1 - Der Torwächter

Der Torwächter Bd. 1 - Der Torwächter

Titel: Der Torwächter Bd. 1 - Der Torwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Stromiedel
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einkaufen, auch wenn das nicht zu seinen Lieblingsbeschäftigungen gehörte. Doch noch lieber wäre er hiergeblieben und hätte im Garten nach Spuren gesucht, die das geheimnisvolle Wesen in der Nacht vielleicht im Garten hinterlassen hatte. Vielleicht wäre es auch nicht schlecht, noch einmal die Scheune zu durchsuchen. Doch das konnte er der Mutter nicht sagen.
    »Also, was ist? Was machen wir?«
    Simon sah auf und grinste. »Einkaufen.«
    Ihm war ein Gedanke gekommen: Um einen Vorhang zu besorgen, mussten sie in die Stadt fahren. Und im Stadtzentrum stand der Tower, jenes Hochhaus, das sein Großvater gemalt hatte. Vielleicht entdeckte er einen Hinweis, was das Bild mit den Augen bedeutete.
    Seine Mutter fand, dass er eine gute Wahl getroffen hatte. »Wird Zeit, hier mal rauszukommen!« Sie lächelte.
    Simon spürte, dass der Satz seiner Mutter von Herzen kam. Sie mochte es, unter Menschen zu sein, und sie liebte es, durch Geschäfte zu laufen und nach irgendwelchen Sachen zu stöbern. Doch als Simon sie bat, mit ihm bis in das Zentrum der Stadt zu fahren, schüttelte sie den Kopf. Sie schätzte die Stadt nicht sonderlich. Stattdessen schlug sie vor, das nahe Shopping-Center am Stadtrand anzusteuern, dort gab es einen großen Stoffladen.
    »Wenigstens mal schauen.« Simon ließ nicht locker. »Ich war noch nie im Stadtzentrum. Wenn wir nichts finden, können wir immer noch ins Shopping-Center fahren.« Er zögerte, dann setzte er nach: »Es sind doch Ferien. Lass uns den Sommer genießen!« Bewusst wählte er die Worte, die seine Mutter am Abend zuvor dem Vater gesagt hatte.
    Die Mutter betrachtete ihn nachdenklich. Schließlich lächelte sie. »Okay.« Abermals strich sie ihm über das Haar und diesmal zog Simon seinen Kopf nicht zurück.
    Simon wartete, bis die Mutter die Treppe hinuntergegangen war, dann lief er zum Schrank, hinter dem er das Bild mit den vielen Augen versteckt hatte. Er zog es heraus und betrachtete es genau, um sich vor seiner Fahrt in die Stadt jedes Detail einzuprägen. Dieses Bild war das letzte, das der Großvater gemalt hatte. Er hatte das Gefühl, es verband ihn mit seinem Opa.
    Doch je länger er das Bild betrachtete, desto stärker spürte Simon, dass ihn etwas beunruhigte. Es waren die Augen: Er hatte den Eindruck, als würden sie ihn beobachten. Sein Magen begann zu kribbeln. Plötzlich wurden seine Hände warm, erst die Fingerspitzen, danach die Finger, die Handflächen, die Ballen.
    Erschrocken schob Simon das Bild zurück hinter den Schrank und lief aus dem Atelier.

11
    Wenig später dröhnte es vor dem Haus, die Mutter hatte das Auto vorgefahren, ein klapperiger Geländewagen, der dem Großvater gehörte. Es stank fürchterlich nach Diesel. Simon kletterte auf den Beifahrersitz und zog die Tür hinter sich ins Schloss.
    »Fertig?« Seine Mutter lächelte.
    Simon nickte.
    Der Wagen ließ die Entfernungen zusammenschmelzen, sie brauchten für die Fahrt den Hügel hinab nur wenige Minuten. Zu Fuß kam Simon der Weg bis zum Ortsrand immer endlos vor.
    An der Tankstelle kurz vor den ersten Häusern bogen sie ab und fuhren auf die neue Zubringerstraße, die vor Kurzem fertig geworden war und die das Dorf mit der Autobahn verband. Straßenarbeiter malten gerade weiße Linien und Markierungen auf die Fahrbahn. Während sie wieder bergan fuhren, blickte Simon zurück, er wollte nach dem Haus Ausschau halten, in dem Ira mit ihrer Großmutter wohnte. Doch von hier aus konnte er nicht erkennen, in welcher der vielen Gassen es sich befand. Einzig das verlassene Gebäude am alten Hafen konnte er sehen, es ragte ein kleines Stück aus dem Dächermeer heraus.
    Die Schnellstraße war stark befahren und bald stauten sich die Autos. Simons Mutter fluchte und bremste den Wagen. Meter für Meter schoben sie sich der Stadt entgegen. Simon störte es nicht: Nachdenklich betrachtete er die goldene Spitze des Towers, der aus der Mitte der am Horizont glitzernden Hochhaustürme emporragte.
    Kurz vor dem Stadtrand teilte sich die Strecke und der Stau löste sich auf. Sie fuhren auf die Stadtautobahn, ein auf Pfeilern ruhendes Betonband, das sich in flachen Bögen dem Zentrum entgegenschlängelte. Meist folgte die Strecke den alten Straßen, doch manchmal bog die Autobahn ab und führte quer durch die Häuserreihen, in die man Lücken geschlagen hatte. Simon fiel auf, dass die Häuser in allen Farben leuchteten, ganz anders als die Häuser am Stadtrand oder die in ihrem Dorf. Auch waren die Gebäude

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