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Der Torwächter Bd. 1 - Der Torwächter

Der Torwächter Bd. 1 - Der Torwächter

Titel: Der Torwächter Bd. 1 - Der Torwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Stromiedel
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zum Ausgang des Stoffgeschäfts.
    Seine Mutter drehte sich um. »Was denn?«
    »Der Laden dort. Sieht nett aus.« Im Geschäft gegenüber verkauften sie buntes Geschirr und Vasen und anderen nutzlosen Krimskrams – nicht perfekt, aber vielleicht klappte es.
    Die Augen seiner Mutter verengten sich.
    »Ein Stück weiter«, ergänzte Simon, »gibt es Klamotten. Nur für Frauen. Kleider und so was.«
    Misstrauisch sah sie ihn an. »Was hast du vor?«
    Simon wurde rot. »Ich? Gar nichts.«
    »Du schickst mich doch nicht ohne Grund weg.«
    Gespielt arglos zuckte er mit den Achseln. »Ich dachte, das macht dir Spaß. Und ich kann mich hier in der Zeit ein bisschen umschauen.« Genau das hatte er ja auch vor, sagte er sich und beobachtete seine Mutter genau.
    Ihr Misstrauen blieb. Doch sie drehte sich um und sah hinaus in die Ladenpassage.
    »Du bist doch so selten hier«, setzte er nach und hakte sich bei ihr ein. »Hier gibt es bestimmt ganz andere Sachen als in den Läden, in denen du sonst einkaufst.«
    Erneut suchte seine Mutter mit den Augen die Geschäfte ab, die sie von hier aus sehen konnten. Simon merkte, dass sie überlegte.
    »Und was machst du in der Zeit?« Sie musterte ihn forschend.
    »Hab ich doch schon gesagt: mich umschauen. Ist spannend hier.«
    »Alleine?« Die Vorstellung schien ihr nicht zu behagen.
    Simon blickte sie vorwurfsvoll an. »Mama, ich bin fast vierzehn!«
    Sie zögerte. Dann lächelte sie. »Na gut. Eine Viertelstunde. Dann treffen wir uns wieder. In der Boutique an der Ecke.« Sie zeigte ihm das Geschäft, das sie meinte.
    Simon versprach, pünktlich zu sein. Bevor sie es sich anders überlegen konnte, lief er schnell hinaus in die Passage.
    Kurze Zeit später hatte er den Ausgang des Einkaufszentrums erreicht. Ohne anzuhalten, rannte er den Gehweg entlang, bis er den Tower sah. Fasziniert betrachtete er den goldenen Turm. Es war ihm ein Rätsel, wie irgendjemand darin leben konnte. Weder sah er Fenster, noch entdeckte er irgendwo Türen, durch die man in das Hochhaus hineingehen konnte. Je länger er den Turm betrachtete, desto eigenartiger kam ihm das Gebäude vor. Als er schließlich näher kam, fiel ihm auf, dass niemand die direkt angrenzende Fläche rund um das Hochhaus überquerte. Alle machten einen Bogen um den Turm, als würden sie ihn meiden.
    Am Rand der freien Fläche blieb Simon stehen. Keiner beachtete ihn, obwohl er der Einzige war, der nicht weiterging,sondern stattdessen den Turm ansah. Oder war da jemand hinter ihm? Simon fuhr herum, er hatte das merkwürdige Gefühl, beobachtet zu werden. Doch sosehr er sich auch umsah, er konnte niemanden entdecken, der ihn anschaute.
    Er betrat die freie Fläche. Sein Magen begann zu kribbeln. Langsam näherte er sich dem Turm, während er den Kopf in den Nacken legte. Ihm wurde schwindelig, als er an der goldglänzenden Fassade hinaufblickte, von hier aus wirkte der Tower noch höher und noch gewaltiger. Die Spitze schien mit dem Himmel zu verschmelzen.
    Eine Armlänge von dem Gebäude entfernt blieb Simon stehen. Er kniff die Augen zusammen. Das goldene Glänzen brannte in seinen Augen. Simon musste an das Bild denken, das sein Großvater gemalt und das die gleiche Wirkung auf ihn gehabt hatte: Sein Magen hatte gekribbelt, genau wie jetzt.
    Was würde er spüren, wenn er den Turm berührte?
    Vorsichtig streckte Simon seine Hand aus und legte erst seine Fingerspitzen an die Fassade, dann die Handfläche. Der Turm war kalt, eiskalt, ein Schauer durchlief ihn.
    Im gleichen Moment ertönte eine Stimme hinter ihm. »Was machst du hier?«
    Simon fuhr herum. Ein Wachmann stand dort und blickte streng zu ihm herab. Er trug eine schwarze Uniform, dazu Handschuhe und eine dunkle Brille. Simon fragte sich, woher der Mann so plötzlich aufgetaucht war.
    »Ich schau mir nur das Haus an.« Simon zögerte. »Ist doch nicht verboten, oder?«
    Der Wachmann betrachtete ihn schweigend. Simon kam esvor, als ob ein leichtes Schmunzeln seine Mundwinkel umspielte. Sein strenger Gesichtsausdruck wurde milder. »Verschwinde besser.« Die Stimme des Wachmannes klang bestimmt, doch nicht unfreundlich.
    Simon zögerte. Noch einmal blickte er zu dem goldglänzenden Turm. Dort, wo er die Handfläche auf die Fassade gelegt hatte, war ein Fleck entstanden, er wurde größer, bis der Abdruck einer Hand zu sehen war. Die Hand glitzerte. Verblüfft sah Simon, dass sich an der Stelle funkelnde Eiskristalle gebildet hatten, und das trotz der Hitze in der Stadt.
    Der

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