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Der Torwächter Bd. 1 - Der Torwächter

Der Torwächter Bd. 1 - Der Torwächter

Titel: Der Torwächter Bd. 1 - Der Torwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Stromiedel
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starrte. Doch er ahnte, dass er einen Anlass suchte, den anderen nichts sagen zu müssen.
    Ira blickte Simon nachdenklich an, und als er sich zu ihr umdrehte, schaute sie nicht weg. Einen Moment lang trafen sich ihre Blicke. Dann schlug Simon die Augen nieder.
    Tomas beobachtete sie aufmerksam.
    An der Endhaltestelle verließen sie den Zug und gingen gemeinsam den langen Gang zurück, den sie am Morgen gekommen waren. Es war voll, viele Menschen waren unterwegs. Simon war froh, dass sie nicht alleine waren, denn so hatte er einen Grund, weiterhin über die zurückliegenden Ereignisse zu schweigen.
    »Und wie kommen wir wieder zum Dorf?« Erst jetzt wurde Simon klar, dass er keine Ahnung hatte, wie sie nach Hause zurückkehren sollten.
    Filippo sah auf die Uhr. »Wenn wir Glück haben, vielleicht mit dem Wagen. So müde, wie mein Onkel war …«
    Sie hatten Glück: Als sie den Ausgang der U-Bahn verließen, entdeckten sie tatsächlich an einer Laderampe des Großmarktes den Lieferwagen des Supermarktes. Filippos Onkel saß hinter dem Steuer und schlief. Erschrocken fuhr er hoch, als Filippo an die Windschutzscheibe klopfte. Er blickte auf die Uhr und stöhnte entsetzt auf.
    Kurz darauf waren sie unterwegs. Filippos Onkel bestritt fast alleine die Unterhaltung, während er über die Autobahn bretterte. Er war nervös, weil er eingeschlafen war, und zugleich erleichtert, dass er seine unerwarteten Passagiere beisich hatte. »Euch schickt der Himmel!«, sagte er immer wieder, während er laut überlegte, was für eine Geschichte er seiner Frau erzählen sollte. Ira und ihre Freunde schenkten ihm einen Grund für seine Verspätung, zumindest wollte er das gegenüber seiner Frau behaupten. Er drehte sich zu ihnen um. »Ihr verratet mich doch nicht, oder?«
    Sie schüttelten den Kopf.
    Simon hatte kaum zugehört. Immer wieder musste er daran denken, was in der Stadt geschehen war. Der Angriff der Soldaten, die Zeit, die plötzlich anhielt, eine Leopardin, die ihn beschützte … Alles kam ihm wie ein Traum vor, wären da nicht Iras verletztes Bein und seine zerfetzte Hose gewesen.
    Nachdenklich starrte Simon aus dem Fenster. Wie sollte ihm jemand das alles glauben? Er konnte ja selbst kaum begreifen, was passiert war. Allein der Gedanke, dass eine Leopardin auf ihn aufpasste, kam Simon absurd vor. Doch sie hatte eingegriffen, als die Soldaten ihn packen wollten, sie hatte die Zeit gestoppt, als er fast aus dem Fenster gestürzt war. Schon im letzten Sommer musste sie ihn beschützt haben, immerhin hatte Luc die Leopardin gesehen, nachdem der Blitz fast das Haus des Großvaters getroffen hatte. Ob Ashakida den Blitz abgelenkt hatte?
    Simon lachte auf. Was für ein Blödsinn! Er war ein dreizehn Jahre alter Junge und nichts weiter. Warum sollte es wichtig sein, was er tat? Warum sollte er beschützt werden müssen? Dass alles musste ein Irrtum sein!
    Ira sah ihn forschend an, sie hatte ihn lachen gehört. »Alles klar mit dir?«
    Er nickte stumm.
    Etwas in ihm weigerte sich, weiter nachzudenken.
    Morgen, dachte Simon, würde sein Vater zurück sein, morgen würden alle seine Fragen beantwortet werden.
    Endlich bogen sie in die Straße ein, die von der Autobahn zum Dorf führte.
    »Wo wohnst du?« Filippos Onkel drehte sich zu Simon um. »Ich bring dich nach Hause.«
    Simon erklärte ihm den Weg.
    Bald darauf fuhren sie die staubige Straße den Hügel hinauf. Das Haus des Großvaters leuchtete in der Sonne. Niemand sagte ein Wort, bis der Lieferwagen vor der Einfahrt stoppte.
    Ira warf Simon einen fragenden Blick zu, und auch die anderen schienen auf etwas zu warten. Simon wusste, worauf: dass er ihnen endlich erzählte, was in der Stadt geschehen war.
    Simon zögerte. »Kommt ihr noch mit?«
    Bevor sie antworten konnten, mischte sich Filippos Onkel ein. »Nichts da. Euer Ausflug ist vorbei, so wie ihr ausseht. Ich werde jetzt jeden Einzelnen von euch nach Hause bringen.« Seine Stimme klang entschieden. Er beugte sich zur Seitentür und stieß sie auf.
    Simon fügte sich und verließ den Wagen. Sein Blick begegnete Iras, stumm sahen sie sich an, bis Tomas aufstand und wortlos die Seitentür zuwarf.
    In eine Staubwolke gehüllt, fuhr der Lieferwagen davon.
    Als er die Auffahrt hinaufging, merkte Simon, wie erschöpft er war. Sein Kopf schmerzte, und die Seite, auf die er bei ihrem Sturz die Rolltreppe hinab gefallen war, tat bei jedem Schrittweh. Langsam näherte er sich dem Haus. Er hatte es noch nicht ganz erreicht, als

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