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Der Torwächter Bd. 1 - Der Torwächter

Der Torwächter Bd. 1 - Der Torwächter

Titel: Der Torwächter Bd. 1 - Der Torwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Stromiedel
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mich bewegen? Und Ira nicht?«
    Unruhig sah Ashakida sich um. »Hier ist nicht der richtige Ort, um zu reden! Lass uns gehen!«
    Simon spürte die Anspannung der Leopardin, die Gefahr war noch nicht gebannt. Dennoch schüttelte er den Kopf. »Ich kann hier nicht weg. Nicht ohne Ira.«
    »Aber du musst!« Nervös peitschte Ashakidas Schwanz hin und her. »Ich weiß nicht, wie lange ich die Zeit noch halten kann.«
    Simon sah zurück zu Ira, die regungslos zwischen den angreifenden Soldaten stand. Die Soldaten würden sich auf sie stürzen, sobald die Zeit weiterlief. Sie würde keine Chance haben.
    »Du musst ihr helfen!«
    Die Leopardin bleckte ungeduldig die Zähne. »Dir muss ich helfen. Sie ist unwichtig.«
    Simon spürte bei den Worten der Leopardin einen Stich inseinem Herzen. Obwohl er Ira gerade erst kennengelernt hatte, war der Gedanke, sie hier zurückzulassen, für ihn unvorstellbar. Entschieden schüttelte er den Kopf. »Nein, das ist sie nicht! Sie ist nicht unwichtig.«
    Ashakida seufzte. »Dein Großvater hatte mich gewarnt, dass du ein Dickkopf wärst.«
    »Mein Großvater? Was ist mit ihm? Weißt du, wo er ist?«
    Plötzlich ging ein Rucken durch die Soldaten um sie herum, so als hätte ein unsichtbarer Dirigent ihnen ein Zeichen gegeben. Es war nur ein winziger Augenblick, dann standen sie wieder still.
    »Was war das?« Simon war erschrocken zurückgewichen.
    Statt einer Antwort fletschte die Leopardin ihre Zähne, sie kämpfte mit etwas und sie brauchte ihre ganze Kraft. Ein Stöhnen entwich ihr. Erneut ging ein Ruck durch die Soldaten. Auch die Menschen auf dem Platz bewegten sich ein Stück, bevor sie wieder wie eingefroren dastanden.
    Mit drei Sprüngen war Ashakida bei Simon. »Wir müssen uns beeilen!« Sie schnappte nach seiner Hose, um ihn mit sich zu ziehen.
    Simon wehrte sich. Die Zähne der Leopardin zerfetzten sein Hosenbein.
    »Ira muss mit uns kommen!«, sagte er entschlossen. »Ohne sie gehe ich nicht.«
    Ashakida knurrte ärgerlich. Für einen Moment befürchtete Simon, dass sie ihn angreifen würde, doch sie fauchte nur laut und starrte ihn an. Simon sah, wie ihre Augen aufglühten, so als ob sie ihn mit ihren Blicken durchbohren wollte. Dannspürte er Ashakidas Geist. Es war, als würden ihre Gedanken in ihn eindringen. Obwohl er so etwas zum ersten Mal erlebte, wusste er sofort, was sie vorhatte: Sie wollte ihm ihren Willen aufzwingen. Doch das ließ er nicht zu. Er wollte Ira retten, das war das Einzige, was jetzt zählte.
    Sie kämpften eine Weile, dann wich Ashakida zurück. Sie schloss ihre Augen. Erschöpft sah sie ihn an, ihr Blick war nachdenklich geworden. »Dein Großvater hat recht: Wenn uns einer helfen kann, dann du.«
    Erneut ging ein Ruck durch die Zeit, dann ein zweiter. Simon sah erschrocken, dass der Erste der Soldaten Ira gepackt hatte. Jetzt war ihr Gesicht vor Schmerz verzerrt.
    »Hilf ihr! Bitte!«
    Ashakida seufzte, dann lief sie zu Ira und biss zu. Krachend bohrten sich die Zähne der Leopardin in Iras steinhartes Bein. Ein Zittern durchlief Ashakida, doch sie ließ nicht locker. Simon sah, wie sich erst Iras Bein zu bewegen begann, dann der Rumpf, die Arme, ihr Kopf. Er sprang der Leopardin zu Hilfe: Gemeinsam zogen sie Iras Arm aus dem Griff des Soldaten, dann packte Simon ihre Hand, um sie aus dem Kreis der Angreifer fortzuführen. Sie stöhnte auf und stolperte mit ihm. Ihre Augen blieben geschlossen. Simon griff ihren Arm, spürte ihren Herzschlag unter seinem Griff, er war unendlich langsam, so als wäre sie betäubt. Wie in Trance stolperte Ira ihm nach. Sie strauchelte, fiel auf die Knie. Mühsam zog Simon sie hoch. »Ashakida, hilf mir.«
    Als die Leopardin nicht antwortete, sah Simon zurück zu ihr. Ashakida war dort stehen geblieben, wo er sie zurückgelassenhatte: zwischen den angreifenden Soldaten. Sie wirkte schmaler als zuvor, als habe sie das, was sie getan hatte, unendlich viel Kraft gekostet.
    »Geh jetzt«, sagte sie, »schnell! Verlass die Stadt!«
    »Aber …«
    »Geh, verdammt noch mal!« Ashakida fauchte auf, Simon wusste nicht, ob aus Wut oder aus Verzweiflung.
    Ohne ein weiteres Wort packte Simon Iras Arm und zog sie mit sich, an den Soldaten vorbei und weiter über die freie Fläche vor dem Tower. Bevor sie in die Menge der regungslos dastehenden Menschen eintauchten, drehte Simon sich noch einmal um.
    Ashakida hatte den Ring der angreifenden Soldaten verlassen, sie stand jetzt am Rand der freien Fläche und sah ihnen nach. Obwohl

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