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Der Torwächter Bd. 1 - Der Torwächter

Der Torwächter Bd. 1 - Der Torwächter

Titel: Der Torwächter Bd. 1 - Der Torwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Stromiedel
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ihr nach.

29
    Es war brütend heiß, als sie die Straße zum Haus des Großvaters hinaufgingen. Simon schwitzte am ganzen Körper. Seine Seite, auf die er bei ihrer Sturzfahrt die Rolltreppe hinab geprallt war, schmerzte immer noch. Trotzdem fiel ihm das Gehen deutlich leichter als noch vor ein paar Stunden. Die Salbe, die Iras Großmutter auf den Bluterguss aufgetragen hatte, wirkte rasend schnell.
    Ira ging neben ihm. Sie trug ihr Tri-Board unter dem Arm. So wie ihm fiel ihr das Gehen leichter als noch am Morgen. Nur wer genau hinschaute, konnte sehen, dass sie das verbundene Bein mit der Bisswunde etwas weniger belastete als das andere.
    »Auch ein Stück?« Ira wischte sich den Schweiß von den Schläfen, bevor sie ihm eine Papiertüte unter die Nase hielt. Sie hatte in der Bäckerei am Hafen etwas Kuchenbruch gekauft, eine Mischung aus zerbrochenen Keksen, Baiser-Brocken und krümeligen Mürbeteig. Simon schüttelte den Kopf. Sie linste in die Tüte und griff sich etwas Schaumgebäck. Ein paar Kuchenkrümel klebten an ihrem Mundwinkel.
    Der Besuch der Bäckerei hatte sich zufällig ergeben. Gerade als sie das Haus am Hafen verlassen hatten, war die Verkäuferin aus dem Laden gekommen, um das Geschäft für die Zeit der Siesta zu schließen. Simon hatte sie erkannt, und ohne lange darüber nachzudenken, war er in die Bäckerei gehuscht und hatte nach Maria gefragt. Ira war ihm notgedrungen gefolgt. Maria war tatsächlich da gewesen, und sie sah wirklich gut aus, Simon verstand seinen Bruder, als er sie sah. Während sich Ira bei der Verkäuferin Kuchenbruch kaufte, hatte er unter einem Vorwand mit Maria gesprochen. Es war leicht gewesen, ihre Gefühle zu lesen. Sein Bruder würde überrascht sein.
    Grinsend wischte sich Simon den Schweiß von der Stirn.
    Endlich erreichten sie das Haus des Großvaters. Ira versteckte ihr Rollbrett hinter einem Stein, dann gingen sie die Auffahrt hinauf. Niemand war zu sehen oder zu hören, auch die Garagentür war verschlossen, sein Bruder war fort.
    »Warte hier.« Simon huschte durch die Eingangstür und schlich in die Küche. Im Haus war es still. Die Mutter hatte die Fensterläden zugezogen, vermutlich lag sie in ihrem Bett und schlief. Leise füllte Simon zwei große Gläser mit Wasser und trug sie nach draußen. Ira trank dankbar und auch er genoss die kalte Flüssigkeit.
    »Und wo ist die Scheune?« Ira gab Simon das Glas zurück.
    »Hinter dem Haus. Komm.« Er stellte die beiden Gläser auf den Stufen vor dem Eingang ab und ging um das Haus herum. Ira folgte ihm.
    Im Schatten unter den Olivenbäumen war es angenehm kühl, und die Sommerhitze wich, je näher sie der Scheune kamen. Simon hatte gehofft, dass die Scheunentür offen stehenwürde, doch so wie am Tag zuvor war sie fest verschlossen. Auch durch das Fenster war nichts zu sehen. Es schien, als wäre es von innen mit einer milchigen Schicht bedeckt.
    Ira rüttelte an der Türklinke. »Hast du einen Schlüssel?«
    Simon verneinte. »Den haben nur meine Eltern.«
    »Aber du warst doch schon dort drinnen, hast du gesagt. Wie denn, ohne Schlüssel?«
    Simon erzählte ihr, dass er ihn heimlich aus seinem Versteck geholt hatte.
    »Dann mach’s noch einmal. Oder gibt es einen anderen Weg, um hier reinzukommen?«
    Zögernd schüttelte er den Kopf. »Und wenn Ashakida gar nicht da drin ist?«
    »Das kriegen wir nur heraus, wenn wir nachschauen.« Abschätzend sah sie ihn an. »Oder traust du dich nicht, den Schlüssel noch einmal zu holen?«
    Simon tat cool. »Klar trau ich mich.« Sollte sie bloß nicht denken, dass er ein Feigling wäre. »Warte hier.«
    Im Haus schlich er leise die Treppe hinauf und spähte in das Schlafzimmer der Eltern. Wie er es erwartet hatte, lag seine Mutter in ihrem Bett und schlief, ein dünnes Betttuch über den Körper gezogen. Behutsam schloss er die Tür wieder.
    Das Arbeitszimmer, in dem sein Vater den Schlüssel versteckt hatte, lag direkt neben dem Schlafzimmer der Eltern. Als Simon den Raum betrat, sah er, dass die Verbindungstür zwischen dem Schlaf- und dem Arbeitszimmer nur angelehnt war. Leise drang das Atmen seiner Mutter durch den Türspalt, es klang ruhig und gleichmäßig, sie schien fest zu schlafen. AberSimon wusste, seine Mutter schreckte hoch, sobald sie ein Geräusch hörte, das sie nicht kannte.
    Eine Weile lauschte er und überlegte, ob er nicht besser umkehren sollte. Das Donnerwetter mochte er sich nicht vorstellen, wenn sie ihn dabei erwischen würde, wie er sich den

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