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Der Torwächter Bd. 1 - Der Torwächter

Der Torwächter Bd. 1 - Der Torwächter

Titel: Der Torwächter Bd. 1 - Der Torwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Stromiedel
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zitterte. Langsam schaute sie auf, ihr Blick traf den seinen. Ihr Flüstern war eindringlich. »Finde ihn!«

28
    Simon war froh, als er das Haus verlassen hatte und durch die Gassen hinunter zum Hafen rannte. Er spürte nichts von irgendeiner Kälte, im Gegenteil, es war heißer als sonst, zumindest kam ihm das so vor. Diesmal fand er einen kürzeren Weg zum Hafen, und bald schon hatte er das leer stehende Haus erreicht. Simon prüfte kurz, ob die Luft rein war, dann kletterte er durch eine der Fensterhöhlen in das Innere des Hauses und stieg, so schnell es die morschen Stufen zuließen, die Treppe hinauf. Zu seiner Enttäuschung war Ira nicht in Filippos Versteck. Vorsichtig befestigte er die Mauerattrappe wieder vor der Öffnung. Blieb nur noch das Dach. Als er seinen Kopf durch die Lücke zwischen den Dachziegeln schob, sah er sie.
    Ira saß auf dem First des Daches, ihr Gesicht war der Sonne zugewandt. Der Wind zerrte an ihren Haaren. Simon schob seinen Körper durch die Öffnung und kletterte zu ihr hinauf. Seine Seite schmerzte, aber das Klettern ging besser, als er erwartet hatte, die Salbe schien schon zu wirken. Es war heiß hier oben, doch erträglich, der stetige Wind, der vom Meer kam, war kühl. Vorsichtig setzte sich Simon neben Ira. Er fühlte sich unwohl ohne Halt an der höchsten Stelle des Hauses.Krampfhaft hielt er sich an einem Dachziegel fest. Als er sich mit dem Rücken gegen einen Schornstein lehnte, ging es besser.
    Eine Weile schwiegen sie und blinzelten in die Sonne.
    Schließlich brach Simon das Schweigen. »Das war gar kein Zufall, dass wir uns getroffen haben.« Es war keine Frage, mehr eine Feststellung.
    Ira nickte verlegen. »Ich hab dich gesehen, als du im Laden von Filippos Tante warst. Ich wusste, wer du bist, wegen dem Bild, das dein Opa uns gegeben hat. Also dass du Salvatore sein solltest. Deshalb bin dir nachgegangen.«
    »Und warum hast du dann die Scheibe auf der Jacht von dem Dicken zerschossen?«
    Sie zuckte mit den Achseln. »Keine Ahnung. War bescheuert. Aber immerhin hast du mich bemerkt.«
    »Wir hätten richtig Ärger kriegen können, wenn der uns erwischt hätte!«
    »Hat er aber nicht.« Ira grinste kurz bei der Erinnerung an ihre Flucht. »Was hättest du denn an meiner Stelle gemacht? Ich war neugierig, wer du bist. Hätte ich dich da gehen lassen sollen?«
    »Du hättest einfach ›Hallo‹ sagen und mir von dem Bild erzählen können!« Simon war ärgerlich.
    »Und wenn du ein Spinner gewesen wärst? Dann hätte ich dich an der Backe gehabt!«
    »Aber später hättest du was davon sagen können!«
    »Das wollte ich ja. Aber als ich vom Dach gestürzt bin, hab ich’s vergessen. Und später … Mann, mir war das peinlich, irgendwie. Nachher hättest du noch gedacht, dass alles Absicht war.«
    »Es war doch Absicht.«
    »Quatsch! Ich renn doch keinen Jungs hinterher!« Ira schien ehrlich empört zu sein.
    Simon grinste. »Aber du bist mir doch nachgerannt. Na ja, nachgeschlichen.«
    Sie blieb ernst. »Stimmt. Aber das war doch was ganz anderes. Du weißt schon, wie ich das meine.«
    Simon schwieg. Sosehr es ihn auch ärgerte, dass Ira nicht die ganze Wahrheit gesagt hatte, so schön war es, dass sie einander begegnet waren. Eines stand fest: Hätte sein Großvater ihrer Oma nicht sein Bild gegeben, dann hätten sie sich nicht kennengelernt. Er fragte sich, ob Ira ihn sonst überhaupt beachtet hätte.
    »Was hat dir meine Oma alles erzählt?« Jetzt war es Ira, die das Schweigen brach.
    Noch immer schlecht gelaunt, konnte Simon es sich nicht verkneifen, zu sticheln. »Ich dachte, deine Oma redet nicht mit mir. Das hast du mir gesagt.«
    Ira verzog genervt das Gesicht. »Herrje, tut mir leid. Ich wollte nicht, dass sie dir von dem Bild erzählt. Was willst du hören? Eine Entschuldigung?«
    »Warum nicht?«
    »Ich sag doch, dass es mir leidtut!«
    Kurz war es still. Dann wandte sich Ira ihm zu. Versöhnlich sah sie ihn an. »Was soll dieser Streit?« Sie legte ihre Hand auf seinen Arm. »Es tut mir wirklich leid, Simon. Okay?«
    Simon nickte. Die plötzliche Berührung verwirrte ihn.
    Nun berichtete er ihr von seinem Gespräch mit ihrer Großmutter. Ira war erstaunt: Von dem Skizzenbuch hatte sie nichts gewusst. Gespannt blätterte sie durch die Seiten des Buches, das Simon ihr reichte. Bei einer Skizze hielt sie inne, die Zeichnung zeigte den Tower inmitten von Ruinen. »Ist dies das Bild, von dem du erzählt hast?«
    Simon warf einen flüchtigen Blick in das

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