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Der Torwächter Bd. 1 - Der Torwächter

Der Torwächter Bd. 1 - Der Torwächter

Titel: Der Torwächter Bd. 1 - Der Torwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Stromiedel
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glühte in der Dunkelheit, ein pulsierendes Leuchten, das immer schwächer wurde.
    »Lauf, Simon, lauf!«, rief die Leopardin.
    Doch Simon war erstaunt stehen geblieben: Vor ihm in der Luft hing ein Vogel, regungslos, die Flügel im Flug ausgestreckt. Ashakida hatte die Zeit angehalten.
    »Lauf, Simon! Rette dich!«
    Die Stimme der Leopardin klang erschöpft. Sie stöhnte auf, ließ den Lichtstrahl los und taumelte zurück. Kraftlos fiel sie zu Boden. Das Leuchten in ihrem Fell verlosch. Im gleichen Augenblick kam Leben in den Vogel vor Simon, er flog weiter, als sei er nie im Flug gestoppt worden.
    Plötzlich spürte Simon, wie die fremde Macht wieder nach ihm griff. Erschrocken schrie er auf. Die Kraft tastete nach ihm, um ihn mit sich zu ziehen. Simon fühlte, wie seine Beine zitterten, und verzweifelt stemmte er sich gegen den Sog. Er kämpfte sich bis zur Haustür und klammerte sich an der Klinke fest. Die Tür gab nach und schwang auf, Simon packte den Türrahmen, und mit größter Anstrengung zog er sich über die Schwelle. In der gleichen Sekunde ließ die Macht von ihm ab. Simon taumelte vorwärts. Benommen stolperte er in die Dunkelheit des Hausflurs.

34
    Krachend fiel die Haustür ins Schloss. Simon taumelte durch den Flur, er stolperte, stürzte auf die Knie. Erschöpft kroch er zur Wand, um sich dort anzulehnen. Sein Herz hämmerte.
    Licht fiel in den Flur, die Mutter hatte die Küchentür aufgerissen. Bestürzt sah sie ihn auf dem Boden sitzen. »Simon! Was ist passiert?« Sie eilte herbei und kniete sich vor ihn. »Simon! Hörst du mich?« Besorgt nahm sie sein Gesicht zwischen ihre Hände.
    Er blickte zu ihr hoch. »Wir müssen ihr helfen!« Er schob die Hände seiner Mutter zur Seite. Mühsam stand er auf und ging zur Tür.
    Seine Mutter hielt ihn zurück. »Wem müssen wir helfen?«
    »Ashakida. Sie beschützt mich.«
    Seine Mutter betrachtete ihn erstaunt, dann strich sie ihm sanft über den Kopf. »Du hast bestimmt nur geträumt. Komm, ich bring dich ins Bett.« Behutsam zog sie ihn mit sich. »Morgen wird es dir sicher besser gehen.«
    »Das war kein Traum, Mama!« Simon riss sich los. »Da draußen liegt eine Leopardin! Sie braucht unsere Hilfe!«
    Die Mutter horchte bei seinen Worten auf. »Eine Leopardin? Wie, meinst du, heißt sie?«
    »Ashakida. Sie hat mich gerettet!« Und Simon erzählte ihr in knappen Worten, was in den letzten Tagen passiert war.
    Der Blick seiner Mutter wechselte zwischen Sorge, Erschrecken und Fassungslosigkeit hin und her. »Aber warum hast du mir nichts davon gesagt?«
    »Du hast mir doch auch nichts erzählt. Und Papa verboten, dass er mit mir redet.«
    Seine Mutter stutzte. »Woher weißt du das?«
    Simon spürte, wie er rot wurde. »Es stimmt doch, oder?« Entschlossen ging er zur Haustür. »Ich muss zurück zu Ashakida. Sie braucht meine Hilfe.«
    »Ich werde gehen!« Die Mutter schob ihn zur Seite, um die Tür selbst zu öffnen. Vorsichtig sah sie hinaus, dann ging sie auf den Vorplatz und schaute sich um. »Hier ist niemand.«
    Simon reagierte nicht, er lauschte angespannt, denn ihm war aufgefallen, dass sich die Nachtvögel wieder regten. Auch der Wind war zu hören, er strich leise durch die Bäume. Ein Motorrad knatterte den Hügel hinauf. Zögernd trat Simon über die Schwelle. Kurz fürchtete er, dass ihn die fremde Macht wieder packen würde, doch es geschah nichts – es war, als wäre nie etwas passiert.
    Ihm wurde schwindelig. Die Mutter stützte ihn, als er taumelte, und nötigte ihn, sich auf die Stufen zu setzen. »Warte hier. Ich kümmere mich um die Leopardin. Wo ist sie?«
    »Vor der Scheune.«
    Die Mutter strich ihm über den Kopf, dann eilte sie fort.
    Zwischenzeitlich war das Knattern lauter geworden, Simon erkannte in dem Geräusch den Roller seines Bruders. Ein Lichthuschte durch die Bäume. Tim hatte das Tor erreicht und fuhr die Auffahrt hinauf. Ein Mädchen saß bei ihm auf dem Rücksitz, ihr langes Haar wehte unter dem Helm hervor.
    Im gleichen Augenblick jaulte ein zweiter Motor auf, ein hochtouriges Heulen, das rasch näher kam. Tim hatte das Haus noch nicht ganz erreicht, als ein Wagen auf das Grundstück einbog und heranjagte. Er überholte den Motorroller und bremste vor ihnen. Die Fahrertür wurde aufgerissen, es war ihr Vater, er stürzte zu Simon und nahm ihn in die Arme.
    Simon war erleichtert, den Vater zu sehen, bei ihm fühlte er sich sicher. Für einen Moment war alles gut. Dann fiel sein Blick auf den Ring am Finger des

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