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Der Torwächter Bd. 1 - Der Torwächter

Der Torwächter Bd. 1 - Der Torwächter

Titel: Der Torwächter Bd. 1 - Der Torwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Stromiedel
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habe.«
    Simon grinste ihn an, während er die hintere Tür des Wagens öffnete. Tim grinste dankbar zurück. Gemeinsam hoben sie Ashakida von der Rückbank. Simon nahm die Leopardin auf den Arm. Sie war leichter, als er gedacht hatte.
    »Warte.« Tim hatte den Rucksack im Wagen entdeckt, er holte ihn und hängte ihn Simon um. Dann schloss er die Tür. »Ich fahr am besten wieder zum Haus von Opa. Vielleicht brauchen Papa und Mama meine Hilfe.«
    »Nein, das geht nicht. Ihr könnt nicht zurück. Ihr müsst hier im Dorf bleiben.«
    »Aber wo sollen wir hin? Zu Marias Eltern?« An Tims Gesicht war zu sehen, dass das unmöglich war. »Sollen wir mit dir kommen?«
    Simon fiel das leer stehende Haus am Hafen ein und er erzählte Tim von dem Versteck. »Verbergt euch dort, bis alles vorbei ist.«
    »Bis was vorbei ist?«
    Simon hob hilflos die Schultern. »Ich weiß es nicht. Pass auf dich auf, Tim.«
    »Du auch.« Tim grinste schief. »Irgendwie hast du dich verändert. Bist erwachsener geworden.«
    Simon wusste nicht, was er antworten sollte, darum lächelte er nur kurz, bevor er Ashakida die Treppe hinauftrug. Hinter ihm jaulte der Motor auf, dann hörte Simon, wie sich der Wagen entfernte.
    Ira stand an der Tür, als Simon die Halle betrat. Überrascht sah sie die Leopardin auf seinem Arm.
    »Das ist Ashakida.«
    Ira war baff. »Die Leopardin, von der du erzählt hast?«
    Simon nickte. »Wo soll ich sie hinbringen?«
    »Hierher!« Iras Großmutter war in die Tür ihres Zimmers getreten. Mit ihrem wehenden Nachthemd und den weißen, offenen Haaren sah sie wie ein Gespenst aus. Doch Simon kam sie mehr wie ein Engel vor.
    »Wo bin ich?« Ashakida hob den Kopf.
    »Bei einer Freundin. Ihre Oma wird dir helfen.« Simon trug die Leopardin in das Zimmer der Alten. Vorsichtig legte er Ashakida auf den großen Esstisch. Er war froh, sie nicht mehr tragen zu müssen, die letzten Meter hatte er sie kaum noch halten können. Eilig holte er die Kräuter aus dem Seitenfach des Rucksacks und reichte sie Iras Großmutter. »Das hat mir mein Vater mitgegeben.«
    Die Alte nahm das Säckchen und roch daran. Sie nickte, ohne etwas zu sagen. Dann begann sie, die Leopardin zu untersuchen.
    Ira hatte alles stumm und mit großen Augen beobachtet.
    Simon war erschöpft und rieb sich die Augen. Die letzten Stunden, der ganze Tag war anstrengend gewesen und er hätte sich gerne einfach schlafen gelegt. Doch jetzt, da er Ashakida in sicheren Händen wusste, merkte er, dass er unruhig war. Er machte sich Sorgen. Am liebsten wäre er zurückgefahren, um nach seinen Eltern zu sehen.
    »Kann man von hier aus das Haus meines Großvaters sehen?«
    Ira schüttelte den Kopf. »Nicht von hier unten. Aber oben, vom Dach.«
    »Dann lass uns hochgehen.«
    Ira runzelte kurz die Stirn, doch dann drehte sie sich um und verließ den Raum. Simon folgte ihr. Gemeinsam stiegen sie die Treppe hinauf. Vor einer Tür im zweiten Stock bat Ira ihn, zu warten. Als sie kurz darauf wieder aus ihrem Zimmer kam, hatte sie sich angezogen.
    »Komm.«
    Die letzte Treppe bis hinauf unter das Dach war wackelig, und der Dachboden, den sie betraten, war noch staubiger und heruntergekommener als der in der Ruine am Hafen. Ira schob ein paar Dachpfannen zur Seite und quetschte sich durch die Lücke nach draußen. Simon folgte ihr.
    Der Blick vom Dach ging über das ganze Dorf. Sogar die nächtliche Stadt mit dem Tower war von hier aus zu sehen. Doch Simon würdigte das Lichtermeer am Horizont keines Blickes. Entsetzt schaute er zum Hügel hinüber.
    Dort, wo das Haus des Großvaters stand, loderten Flammen – die Scheune, die Werkstatt, das Wohnhaus, alles brannte.
    Meterhoch schlugen die Flammen hinauf in die Nacht.

37
    Simon wusste nicht, wie lange er schon auf dem First des Daches saß und hinüber auf das Feuer starrte. Es fiel ihm schwer, zu fassen, was er sah: Sein Zuhause verbrannte. Zwar lebten sie erst kurze Zeit hier und er hatte sich mit ihrem neuen Wohnort zunächst schwergetan, aber seit seinem Umzug in das Atelier war Simon im Haus des Großvaters angekommen. Jetzt sah er alles in Flammen aufgehen: Natürlich die Scheune mit den Spinnen und das spinnenverseuchte Bad, aber auch all jene Plätze, an denen er sich wohlgefühlt hatte. Auch seine Erinnerungen, die er aus seiner alten Heimat mitgebracht hatte, verbrannten dort, genau wie die Bilder, die sein Großvater gemalt hatte.
    Irgendwann merkte Simon, dass sich Ira neben ihn gesetzt und tröstend den Arm um seine

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