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Der Torwächter Bd. 1 - Der Torwächter

Der Torwächter Bd. 1 - Der Torwächter

Titel: Der Torwächter Bd. 1 - Der Torwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Stromiedel
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Moment knackte es im Gebälk der Scheune, Funken stoben, dann löste sich langsam ein Dachbalken. Er kippte ein Stück und fiel herab, bis er auf einen anderen Balken prallte. Der brennende Dachstuhl zitterte.
    Erschrocken sah Simon, wie sich das Dach bog. Noch hielt es, aber es würde nicht mehr lange dauern, bis der gesamte Dachstuhl zusammenbrechen und hinabstürzen würde, dorthin, wo sein Vater lag.
    In dem Moment kam Simon ein Gedanke. Aufgeregt sah er die Leopardin an. »Halte die Zeit an!«
    Ashakida zögerte. »Ich weiß nicht, ob ich das noch schaffe.«
    »Versuch es, schnell! Bevor die Scheune zusammenbricht.«
    Die Leopardin drehte sich um und schloss die Augen. Im gleichen Augenblick ruckte es, die Flammen erstarrten, einen Lidschlag lang, dann flackerten sie weiter. Ashakida stöhnteauf, ohne die Augen zu öffnen. Erneut stoppte die Zeit, aber nur für einen Moment, die Leopardin war zu schwach. Simon sah, wie ihr Körper zitterte.
    Es krachte im Dachstuhl, ein weiterer Balken löste sich. Simon schrie auf. »Ashakida, schnell!«
    Die Leopardin fauchte, auch sie hatte den herabstürzenden Balken gesehen. Ihr Körper krümmte sich. Im gleichen Augenblick erstarrte alles ringsherum. Wie festgefroren hing der fallende Balken in der Luft.
    Ira, die fasziniert zugesehen hatte, stand ebenfalls regungslos da.
    Ashakida stöhnte. »Beeil dich. Ich kann es nicht lange halten.«
    Simon nickte. Eilig lief er auf die Scheune zu.

39
    Der Weg zu seinem Vater war nicht einfach. Simon musste sich zwischen Qualmschwaden und Ascheflocken durchschlängeln, die steinhart und unverrückbar in der Luft hingen und die ihm den Weg versperrten. Endlich erreichte er sein Ziel. Sein Vater lag auf dem Boden vor der Scheune. Er sah furchtbar aus: Seine Kleidung war schwarz von Ruß und Asche, die Haare waren angesengt, und seine Haut war von Brandwunden übersät.
    »Papa!«
    Erschrocken kniete Simon nieder, und er streckte seine Hände aus, um seinen Vater zu rütteln. Für einen Moment fürchtete er, dass der regungslose Körper steinhart wäre, wie der von Ira, gefangen in der Zeit. Doch dann fiel ihm ein, dass sein Vater ein Torwächter war. Er würde sich bewegen können, während Ashakida die Zeit anhielt.
    Sein Vater stöhnte auf, als Simon ihn berührte. Simon war erleichtert, dass er lebte.
    »Papa, hörst du mich?«
    Sein Vater schlug die Augen auf. Er hustete. Benommen sah er seinen Sohn an.
    »Ashakida hat die Zeit angehalten, Papa. Komm, du musst fort von hier!«
    Sein Vater nickte schwach. Hustend stützte er sich auf seine Arme. Jede Bewegung fiel ihm schwer, er war kaum bei Bewusstsein. Simon packte ihn, und mühsam, mit aller Kraft, zerrte er den Vater aus der Scheune, vorbei an den erstarrten Flammen, den Qualmwolken, den Ascheflocken. Außer Atem erreichte er die Leopardin.
    Als Ashakida sie hörte, öffnete sie die Augen. Im gleichen Augenblick flackerten die Flammen wieder auf und der herabfallende Balken setzte seinen Weg fort. Es krachte, als er auf den Boden der Scheune prallte. Funken stoben, Glut wurde zur Seite geschleudert, genau dorthin, wo eben noch Simons Vater gelegen hatte.
    Auch Ira bewegte sich wieder, sie hatte sich umgedreht und starrte verblüfft auf Simons Vater. »Wie kommt er hierher?« Sie sah zu Simon. »Stand eben echt die Zeit still?«
    Simon nickte, noch außer Atem.
    »Das ist ja der Hammer!«
    Der Vater stöhnte, dann hustete er. Endlich schlug er die Augen auf. Simon beugte sich über ihn. Sein Vater lächelte, als er seinen Sohn erkannte. »Mein Gott, Simon … Danke! Ohne dich …« Er hustete, während er hinüber zur Scheune sah. Der Platz, auf dem er eben noch gelegen hatte, war voller Glut und Feuer. Weitere Balken krachten herab, bald würde der Dachstuhl zusammenbrechen.
    Simon wusste, was sein Vater sagen wollte: Ohne ihn würde er nicht mehr leben.
    »Und ich hab dich fortgeschickt …« Der Vater schloss die Augen. Seine Stimme klang schwach.
    »Ich hol Hilfe!« Simon wollte aufspringen, doch sein Vater hielt ihn fest. Ein Hustenanfall schüttelte ihn, dann sprach er mit schwacher Stimme. »Hör mir zu, Simon. Mama ist im Dorf, sie wartet am Hafen. Geh zu ihr. Bring dich in Sicherheit.«
    Simon schüttelte den Kopf. »Ich geh hier nicht weg. Ich muss erst das Tor schließen.« Er blickte zum Ring am Finger seines Vaters. Der Stein leuchtete hell. »Sag mir, was ich tun muss.«
    »Nein. Das ist zu gefährlich!«
    »Willst du mich wieder fortschicken? Ich habe das Tor

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