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Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Titel: Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition)
Autoren: Kari Köster-Lösche
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bemerkte der junge Mann. »Das hatten wir mehrere Jahre nicht.«
    »Wie meinen Sie das?«, fragte Asmus verblüfft.
    »Na, ja.« Der Sanitäter wirkte etwas verlegen. »Es beruhigt einfach, wenn Todesfälle wieder korrekt untersucht werden. Fragen Sie mal meine Mutter und Leute in ihrem Alter. Die haben die Schnauze restlos voll von Willkür und politischen Wirren und Inflation. Ihnen gibt es Hoffnung, dass Sie jetzt da sind.«
    »Hm«, grummelte Asmus, einige Sekunden weitgehend sprachlos. »Dann richten Sie Ihrer Mutter einen schönen Gruß aus. Ich bin nicht nur da, ich bleibe auch.«

KAPITEL 19
    Am nächsten Morgen fand Asmus Zeit, die medizinischen Befunde und seine eigenen Beobachtungen niederzuschreiben, bevor Sinkwitz zum Dienst zu erwarten war.
    Danach ließ er sich wieder mit dem Geschäftsführer des Steinbetriebes in Husum verbinden. Seine Fragen nach einem Passagier auf einer der Schuten mussten nun völlig anders lauten.
    »Wir vermissen niemanden, Herr Polizist«, meldete der Geschäftsführer gelangweilt. »Ich wäre dankbar, wenn Sie mich nicht ständig bei der Arbeit stören würden.«
    »Der Zeitraum für meine Fragen hat sich grundlegend geändert«, sagte Asmus unbeirrt. »Es geht nicht um einen erst nach der Sturmflut vermissten Mann, sondern um die zwei bis sechs Wochen davor.«
    »Auch da vermissen wir niemanden«, kam prompt die Antwort.
    »Das wissen Sie aus dem Kopf? Keinen Arbeiter, keinen Gast, keinen leitenden Angestellten?«
    »Das weiß ich aus dem Kopf. Ich habe es nachgeprüft. Lassen Sie mich jetzt …«
    Asmus unterbrach ihn, bevor er womöglich auflegte. »Noch eine Frage zu der Sicherheit an Bord. Schützen Ihre Männer sich routinemäßig mit einem Tau, das mit einem Palstek am Leib festgebunden wird?«
    »Mit einem Palstek?«
    Zum ersten Mal meinte Asmus Verwunderung und eine Spur Aufmerksamkeit statt Überheblichkeit zu hören. »Genau. Mit einem Palstek, der sich nicht zusammenziehen kann. Ich hoffe, Sie haben schon mal einen gesehen.«
    »Na, hören Sie mal! Und nein! Unsere Mannleinen habennatürlich Karabinerhaken: einen mit eingespleißtem Ör zum Sichern am Leib und den zweiten zum Einpicken am Drahtwerk oder an der Reling.«
    »Also keine losen Tauenden?«
    »Nein! Ich sag’s Ihnen doch. Damit würden wir gegen etliche Vorschriften verstoßen und es mit der Gewerkschaft zu tun bekommen.«
    »Das beruhigt mich jetzt«, versetzte Asmus und legte nach einem knappen Dank auf.
    Der Tote war offenbar weder ein Arbeiter des Steinbetriebes noch ein legaler Passagier gewesen. Aber auch für einen ohne Wissen der Geschäftsleitung an Bord genommenen Passagier hätte vermutlich eine bordübliche Sicherungsleine zur Verfügung gestanden.
    Allmählich schälte sich die Gewissheit heraus, dass der Mann gar nichts mit dem Dammbau zu tun hatte. Allerdings – warum sollte er in dem Fall von den Basaltklötzen unter Wasser gefangen gehalten worden sein? Hatte er die betriebliche Arbeit mit einer gestohlenen Jolle ausspionieren wollen? Immerhin schien eine solche Erklärung noch möglich und würde auch damit übereinstimmen, dass er ohne Schuhe ertrunken war.
    Kurz nachdem Asmus zu diesem Schluss gekommen war, traf Sinkwitz ein.
    Zu seinem Ärger musste Asmus ihm alles lang und breit erklären. Dazu passte die Gleichgültigkeit nicht, mit der Sinkwitz schließlich bemerkte: »Hauptsache, der Tote hat mit Sylt nichts zu tun. Ich glaube ja nach wie vor, dass der Kerl von der Schute gefallen ist.«
    »Nun ja. Ich schlage trotzdem vor, mich an die Polizeipräsidien der anderen Länder zu wenden …«
    »Meine Genehmigung habe Sie dazu nicht!«, fuhr ihm Sinkwitz barsch in die Parade. »Wir wollen kein negatives Aufsehen, wo alle Anzeichen darauf deuten, dass es wirtschaftlich wieder aufwärts geht.«
    »Aha. Und hinfahren?«
    »Auf Ihre eigenen Kosten oder die Ihrer anscheinend immer noch stinkreichen Familie? Meinetwegen.«
    Asmus schwieg verdrossen. Großes Interesse, den Fall aufzuklären, legte Sinkwitz nicht an den Tag. Es hatte deshalb auch nicht den geringsten Sinn, ihm Näheres über den Schuh zu berichten. Zweifellos würde er ihn als völlig unwichtig ansehen.
    »Gehen Sie am besten wieder Ihrer Routineaufgabe nach«, empfahl Sinkwitz gönnerhaft. »Oder begleiten Sie Matthiesen durch die Stadt.«
    Der Dienst vereinnahmte Asmus bis spät in die Abende. Nach Hause, zur Franziska , kam er nur noch zum Schlafen. Für Besuche bei Ose war keine Zeit mehr. Aber wenn er spätabends auf
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