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Der Tote am Lido

Der Tote am Lido

Titel: Der Tote am Lido Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Foersch
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Sesselpupser, einem Schmierfinken von der Presse, auf der Straße anspucken lasse, oder?«
    »Das war ein Fehler.«
    »Ein Fehler? Meinen Sie?«
    »Es tut mir leid. Ich war nicht bei mir. Ich habe ein Problem mit akustischen Wahrnehmungen.«
    Der Mann verzog das Gesicht, als bohrte ein Zahnarzt in seinem Kiefer.
    »Sie meinen Hirngespinste? Das können mein Bruder und ich nicht gelten lassen als Entschuldigung.«
    Lunau sah die beiden an. Auch wenn fast eine Generation und zwanzig Kilo zwischen ihnen liegen mochten, hatten sie eine gewisse Ähnlichkeit: breite Nasen, hängende Lider und wulstige Lippen.
    »Das verstehe ich. Ich entschuldige mich hiermit noch einmal in aller Form«, sagte Lunau,
    Die beiden Männer lachten. Der Ältere sagte: »Und wenn uns das nicht genügt?«
    Lunau schaute sich im Zwielicht um. Die Köchin war nicht da. Die Vu cumpra ’ würden wohl erst am Abend kommen. Zu ihrer Sonderschicht. Aber was gab es in einer leeren Halle mit Chlorwasser zu tun?
    »Ich mache Ihnen einen Vorschlag«, sagte der Dicke. »Wie wäre es, wenn Sie eine Runde für uns schwimmen? Sozusagen als symbolischer Akt, um sich reinzuwaschen? Das tut keinem weh, ist sogar gesund.«
    Lunau betrachtete die vier Becken. War diese transparente Flüssigkeit überhaupt Chlorwasser? Er dachte an die Leichen, die von der Mafia in Säure aufgelöst wurden. Er hielt eine Hand hinein. Die Flüssigkeit war kühl, brannte nicht an der Haut. »Ich verstehe nicht.«
    »Sie sollen schwimmen, verdammt«, sagte der Dicke.Lunau deutete unschlüssig nacheinander auf alle vier Becken. »In welchem?«
    »Ist mir egal.«
    Lunau zog seine Schuhe aus, dann die Socken. Der Betonboden war glatt und kalt. Er schlüpfte aus dem Jackett und legte es über den Klappstuhl.
    »Die Hose«, sagte Ciro. Also streifte Lunau auch die Hose ab und legte sie über das Jackett. Er wollte auf den Stuhl steigen, um in das Becken zu tauchen, als Pasquale mit einer Fistelstimme und starkem neapolitanischem Akzent sagte: »Haben Sie meinen Bruder nicht verstanden? Sie sollen alles ausziehen.«
    »Aber was haben Sie davon?«
    »Quatschen Sie nicht.«
    Lunau schlüpfte aus dem T-Shirt und zog mit einem Ruck seinen Slip herunter. Die beiden Männer starrten auf sein Geschlecht und grinsten. Lunau schwang sich über den Beckenrand und spürte das angenehm kühle Wasser. Er fing an, im Kreis zu schwimmen, zuerst Brust, dann Freistil, weil das Wasser so niedrig war, dass er sich die Knie anschlug. Hin und wieder sah er zu den beiden grinsenden Männern hinüber. Schon nach wenigen Minuten fing Pasquale an, sich zu langweilen und mit seinem Handy herumzuspielen. Schließlich stand er auf, stieg auf den Klappstuhl und pinkelte in das Becken. Ciro lachte und machte ihm ein Kompliment.
    Nach einer halben Stunde begannen Lunaus Muskeln zu schmerzen. Es half nicht mehr, den Schwimmstil zu wechseln. »Wie lange noch?«, fragte er kurzatmig.
    »Er hat recht«, sagte Pasquale. »Wir müssen uns beeilen.« Womit beeilen? Ciro sah auf die Uhr, dann gab er Pasquale einen Wink, und dieser holte zwei lange Kescher. Lunau bereute, seinen Mund aufgemacht zu haben. Er bereute, hinter Joy hergelaufen, er bereute, jemals in diesen Ort gekommen zu sein, der auf Urlauber wirkte, als stünde das Leben hier still. Die beiden Männer drückten Lunaus Kopf immer wieder unter Wasser. Doch da das Becken nicht tief war, konnte er sich mit den Füßen abstützen.
    »Das bringt nichts«, sagte Pasquale und schlug Lunau, als dieser sich am Beckenrand festhalten wollte, mit dem Kescher auf die Finger.
    Dieser merkte, dass es mit Schwimmen allein nicht getan sein würde. Waren die beiden so verrückt, auf ihrem eigenen Gelände so etwas wie einen tödlichen Unfall zu inszenieren?
    Als Lunau einen Wadenkrampf bekam und Halt am Beckenrand suchte, spürte er etwas Heißes, Salziges auf der Zunge und sah, dass nun auch Ciro seinen Schwanz ausgepackt hatte und ihm ins Gesicht pinkelte. Pasquale krümmte sich vor Lachen und konnte gar nicht mehr aufhören, den Einfallsreichtum seines Bruders zu loben.
    Lunau ließ sich absinken. Zuerst rauschte nur das Wasser in seinen Ohren, doch dann hörte er ein Brummen, während seine Glieder steif wurden. Über sich sah er einen Schatten, der bald schon sanft auf seinen Schädel klopfte, auf seine Schlüsselbeine, sein Gesäß, während der Schatten größer und größer wurde, bis Lunau in Finsternis gehüllt war.
    Es regnete Steine. Sie fielen aus finsteren Wolken, sie

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