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Der Tote am Lido

Der Tote am Lido

Titel: Der Tote am Lido Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Foersch
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hatten.Vermummt in Sturmhauben, mit Baseballschlägern in der Hand. »Haben wir uns in der Tür geirrt?«, hatte einer gefragt. »Nein, wir sind hier richtig, oder?« Dann hatten sie mit den Baseballschlägern an seine magere Brust getippt und gesagt: »Sei vorsichtig, Opa, mit dem, was du erzählst. Du weißt, in deinem Alter ist man schnell einmal die Treppe hinuntergefallen, die Knochen brechen schnell, Osteoporose, du weißt schon, dann kommen die Komplikationen im Krankenhaus, da geht es leicht zu Ende mit einem.«
    Er stand auf, nahm seinen schlafenden Hund auf den Arm und und öffnete vorsichtig die Schlafzimmertür. Das Mädchen hatte die Rollläden nicht geschlossen. Ihr Gesicht leuchtete weiß im Mondlicht. Er ging in den Flur, zog den Trenchcoat über den Schlafanzug, setzte den Hut auf und nahm die Schlüssel.
54
    Das Boot hatte sich quer in die Dünung gestellt, die Wellen schlugen seitlich gegen den Rumpf, und Lunau musste sich an der Ankerwinde festklammern. Tarantella war auf die Kommandobrücke gelaufen, hatte den Motor angeworfen und stellte den Bug in die Wellen.
    Was hatte De Santis gesagt? Er war immer loyal gewesen. Wem gegenüber? Woher hatte Tarantella gewusst, dass Lunau an Bord war?
    Hatte Tarantella ihn retten oder De Santis hinrichten wollen?
    Ihm fiel die Szene in der Lagerhalle ein. De Santis, der aus dem Kabuff ein Telefonat geführt hatte, der sich hatte abstrafen und instruieren lassen. Lunau hatte unwillkürlich an einen Anruf nach Süditalien gedacht. Aber sein Gesprächspartner war vielleicht nur wenige Kilometer entfernt gewesen. Tarantella. War es möglich, dass Tarantellas Leben nur eine Fassade war? Der Kampf gegen das Organisierte Verbrechen? Aber wie konnte die Organisation dulden, dass Tarantella die Erzfeinde der Mafia unterstützte, indem er ihre Waren vermarktete? Informationen sammelte?
    Lunau hatte sich vor der Kommandobrücke in Deckung gebracht. Er schob sich an dem Aufbau entlang, während Tarantella über die Planken zur Ankerwinde ging. Lunau starrte in die Bugwelle, die unter ihm vorbeirauschte. Die Lichter der Küste flirrten in der Ferne. Sein Schädel pochte, seine Muskeln zitterten, so dehydriert war er. Er würde wohl kaum die Strecke schwimmen können.
    »Das würde ich Ihnen nicht raten«, sagte Tarantella. Er stand in der Mitte des Vorderdecks und zielte auf Lunaus Kopf. Dieser drehte sich um und sah wieder Tarantellas zerfurchtes Gesicht. Das grünliche Licht von der Kommandobrücke gab ihm scharfe Konturen, aus denen das Weiß der Augäpfel hervorleuchtete.
    »Wieso haben Sie De Santis erschossen?«, fragte Lunau.
    » Wir haben ihn erschossen. Er hat meinen Sohn getötet. Und er wollte Sie töten.«
    »Sie hatten gesagt, man könne jemanden wie De Santis nicht mit Gewalt bekämpfen.«
    Lunau versuchte, Tarantella zu täuschen. So zu tun, als hätte er ihn nicht durchschaut, aber Tarantella quittierte dies nur mit einem gequälten Lächeln.
    »Es tut mir leid«, sagte Tarantella. Noch immer hatte Lunau Mühe zu verstehen.
    »Eine solche Gelegenheit wäre nicht wiedergekommen«, fügte Tarantella an. Er stand breitbeinig auf dem Deck und federte elegant die Wellen ab, die das Boot schaukeln ließen. Lunau sah wieder in die schwarze See.
    »Das wäre Ihr sicherer Tod. 900 PS, die Schraube entwickelt einen gewaltigen Sog.«
    Lunau suchte nach einer Waffe. Aber das Deck war leer.
    »Sie waren mir sympathisch«, sagte Tarantella.
    »Also war alles gelogen? Ihr Kampf gegen das Organisierte Verbrechen, die Ermordung Ihres Sohnes, alles nur Fassade.«
    Tarantella schüttelte den Kopf. »Mein Sohn wurde umgebracht. Von De Santis.«
    »Wie konnten Sie dann mit ihm zusammenarbeiten?«
    Tarantella zuckte mit den Achseln. »Er war mir zugeteilt. Als mein Aufpasser, gemeinsam mit seinen debilen Brüdern. Sie sollten dafür sorgen, dass ich nicht noch einmal auf eigene Rechnung arbeite. Wir schienen die Idealbesetzung für eine Expansion in den Norden.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Sie kommen aus einer heilen Welt. Bei uns herrschen andere Gesetze.«
    »Sie haben mit dem Mörder Ihres Sohnes gemeinsame Sache gemacht?«
    »Wir hatten keine Wahl. Er hatte Geld unterschlagen und ohne Genehmigung seinen Handel mit Metaamphetaminen aufgezogen. Er musste bestraft werden und war zu Hause untragbar geworden. Es hätte ihn schlimmer treffen können als eine Verbannung in die Emilia-Romagna. Ich dagegen war der ideale Partner, ich hatte den Ruf des Camorra-Opfers und war die

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