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Der Tote im Eiskeller

Der Tote im Eiskeller

Titel: Der Tote im Eiskeller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Oelker
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kurz vor ihrer Ankunft abgereist, und sie weiß nicht, warum. Er hat nur wenige nichtssagende Zeilen hinterlassen. Aber sicher ist es ihr nicht recht, wenn ich darüber spreche. Vergiss es schnell. Nein, eigentlich mache ich mir Gedanken um Fenna.» Das war nur die halbe Wahrheit, sie hatte keine Lust, mit ihrem stets so vernünftigen Ehemann Theas ‹vage Gefühle› zu debattieren.
    «Ist das noch nötig? Zumindest heute Abend schien sie mir fast wieder die Alte zu sein, jedenfalls für eine Stunde. Das ist doch ein Anfang. Ich höre gerade auf, mich zu sorgen.»
    Anne schwieg. Als nach zwei Minuten noch immer nichts als das Ticken der Standuhr zu hören war, sagte Claes: «Du sorgst dich zu leicht und zu viel, Liebe, hör einfach auf damit. Auch ein mitfühlendes Herz braucht mal Ruhe.Was hältst du von einem Glas Portwein vor dem Schlafengehen? Das vertreibt solche Grillen am besten. Ich habe gestern ein neues Fässchen bekommen und möchte hören, was du zu seiner Qualität sagst. Willst du Elsbeth nicht bitten, eine Flasche für Rosina abzufüllen?»
    Claes musste den Portwein allein probieren. Anne schloss die Zeitung und küsste ihren Mann auf die Nasenspitze.
    «Danke», sagte sie.
    Er sah sie verblüfft an. «Wofür?»
    «Weil du bist, wie du bist», erwiderte sie und dachte: ‹Liebevoll. Und nicht so schrecklich perfekt.›
    Er griff nach ihrer Hand, legte sie für einen Moment an seine Wange, bevor er sie gehen ließ.
    An der Tür drehte Anne sich noch einmal um. «Du gehst doch in der Dunkelheit nicht mehr allein durch die Straßen, Claes?»
    «Nicht mehr allein? Doch, manchmal.» Endlich begriff er. «Du meinst, seit man nicht einmal den Laternenträgern trauen kann. Nein, ich gehe nun nicht mehr allein, ich nehme Brooks mit, jedenfalls bis diese Überfälle ein Ende haben und die Kerle hinter Schloss und Riegel sind.»
    «Versprochen?»
    «Versprochen.»
    Hinter Fennas Tür war es still. Der Lichtschimmer, der darunter hervorkroch, zeigte, dass sie zumindest noch nicht schlief.
    Wieder war es Thea, die auf Annes Klopfen öffnete. Fenna saß in ein großes blassgelbes Tuch aus feiner indischer Wolle gehüllt und gegen einen Berg von Kissen gelehnt in ihrem Bett. Sie hatte gelesen und klappte das Buch zu, als Anne eintrat.
    «Es ist spät, Fenna, ich weiß, aber falls Ihr nicht zu müde seid, möchte ich noch ein wenig mit Euch plaudern. MamsellThea», fuhr sie mit entschiedenem Blick zu der Zofe fort, «sehnt sich nach diesem langen Tag gewiss nach Schlaf. Ich wünsche eine geruhsame Nacht, Mamsell. Vergesst die Kerze nicht, im Treppenhaus ist es schon dunkel.»
    Was blieb Thea anderes übrig, als zu knicksen, ihre Näharbeit in den Korb zu legen, ein für die Halbtrauer einer Braut gerade noch passendes dunkelgraues Mieder mit weißen Streifen, und mitsamt dem Korb und dem Leuchter den Raum zu verlassen?
    Anne sah zu, wie sich die Tür schloss, und lauschte noch den ungehaltenen kurzen Tritten auf der Treppe zu den Räumen der Dienstboten im Dachgeschoss nach, als sie Fenna kichern hörte.
    «Gut», sagte sie und wandte sich, noch in leisem Triumph lächelnd, zu ihr um. «Euer Vergnügen muss bedeuten, dass mein Besuch nicht zu spät ist.»
    «Keinesfalls zu spät, Madame, nein. Aber mein Vergnügen hat – wie soll ich es sagen? Ich bewundere, wie Ihr mit drei kurzen Sätzen und – nicht zu vergessen – mit einem Blick meine strenge Thea hinauskomplimentiert habt.»
    «Dann ist es Euch also recht. Das erleichtert mich. Ich dachte, Ihr seid Eurer Zofe so verbunden, dass Ihr ständig ihre Nähe wünscht. Nein, bitte, bleibt unter der warmen Decke, die Nächte sind schon recht kalt. Wenn Ihr erlaubt.» Sie nahm ein in allen Farben des Regenbogens gemustertes Tuch vom Stuhl vor dem Sekretär, schlang es sich um die Schultern und setzte sich an das Fußende des Bettes. «So ist es viel behaglicher», sagte sie und lehnte sich gegen den runden Bettpfosten. «Wie lange ist sie schon Eure Zofe?»
    «Solange ich denken kann. Thea war meine Amme, und als meine Mutter starb, ich war ja noch ein sehr jungesKind, wurde sie», wieder kicherte Fenna, «meine Löwin. Ihr könnt in Anbetracht der abendlichen Debatte auch Tigerin sagen.»
    «Eisbär», entschied Anne wenig diplomatisch. «Gewiss seid Ihr trotzdem froh, sie zu haben.»
    «O ja, das bin ich. Sie war immer da, immer. Ohne sie wäre ich oft einsam und hilflos gewesen, und glaubt mir, Madame, ein Eisbärfell wärmt gut. Nur vergisst sie hin und wieder,

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