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Der Tote im Grandhotel

Titel: Der Tote im Grandhotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Bellin
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Summe.
    Kein weiteres Wort mehr davon. Nichts zum Kommissar, nichts zu Frau Hornung. Ehrenwort, Herr Hornung, würde Moritz sagen.
    Wenn Hornung ihn nun aber doch anzeigte? Wenn sie den armen kleinen Moritz fingen? Dann ade, Hotelkarriere, Zukunft, einfach alles ade. Tante Charlotte würde sehr sauer sein. Es war ein bißchen kindisch gewesen, diesen Brief zu schreiben. Aber je mehr Moritz darüber nachdachte, desto sicherer wurde er: Herr Hornung würde den Brief einfach ignorieren. Wenn jetzt nichts weiter passierte, war es, als wäre der Brief nie geschrieben worden.
    Der Gedanke beruhigte Moritz. Er versah seinen Dienst in bester Laune. Abends in seiner Wohnung fühlte er sich wieder richtig wohl. Er liebte sein kleines Heim. Und er kochte sich Spaghetti Bolognese, die er besonders gern aß.
    Nachts erwachte er mit einem Ruck. Er war schweißgebadet. Wie heller Rauch stand ihm ein Spruch vor Augen: Wer wagt, gewinnt.
    Warum nicht? Warum sollt er es nicht tun? Warum nicht die Chance wahrnehmen, die er schon vorbereitet hatte? Taten das nicht alle Erwachsenen, die er kannte?
    Am nächsten Morgen wollte er davon nichts mehr wissen. Heiß, kalt, heiß, kalt. Wechselbad der Gefühle. Es war ein Sonntag, aber Sonntage waren für Hotelpersonal keine arbeitsfreien Tage. Moritz hatte jedoch erst gegen Abend Dienst. Er zog eilig den Jogginganzug über und rannte hinunter zum Zeitungskiosk, wo er die Morgenpost kaufte.
    Er lief sofort zurück. Schon im Hausflur versuchte er in der dicken Zeitung den Anzeigenteil zu finden, aber er war zu aufgeregt. Mehrere Seiten fielen zu Boden. Er raffte alles kraus zusammen und schloß seine Wohnung auf. Im Zimmer dann kam der Schock. Da stand es!
    Harry, unser Boot ist da. Melde dich.
    Moritz verließ die Wohnung wieder und steuerte eine Telefonzelle an. Aber er konnte es nicht! Er lief einfach weiter, wie häufig am Morgen. Tante Charlotte war mit irgendeinem Kerl von der Telekom in Dresden und würde erst morgen zurück sein. Moritz ging ins Kino und sah sich in der Filmbühne Wien nacheinander zwei Filme an. Der Tag wurde lang, und er war ganz erleichtert, als sein Dienst begann.
    Am nächsten Morgen aber rief er von einer Telefonzelle aus bei Hornung an. Er hatte die Nummer bei sich gehabt und empfand das als merkwürdigen Anstoß zum Handeln. Es ist ein Versuchsballon, sagte er sich. Immer noch ganz unverbindlich.
    Eine Frauenstimme meldete: »Hier bei Hornung.«
    »Ich möchte bitte Herrn Hornung sprechen.«
    Erst furchtbares Herzklopfen, dann plötzlich beinahe heitere Gelassenheit.
    »Herr Hornung ist nicht im Haus. Kann ich etwas ausrichten? Wer spricht, bitte?«
    »Hier Schulze-Krohn. Es ist wegen der Versicherung. Ich würde schon gern persönlich mit ihm sprechen.«
    »Dann rufen Sie bitte im Büro an. Sie haben wohl die Nummer?«
    »Natürlich. Danke.«
    Der Damm war gebrochen. Klar, man rief so einen Mann im Büro an. Wie hieß die Firma noch? Hornung hieß sie nicht. Jetzt fiel ihm der Name nicht ein. An solchen lächerlichen Kleinigkeiten konnten also große Vorhaben scheitern.
    Irgend etwas mit Sche … Scheerer … nein … Schee … nein. Es fiel ihm nicht ein. Er überlegte, ob er zu Hause anrufen und die Firma auf irgendeine Weise ins Gespräch bringen könnte. Aber das war unmöglich. Es würde selbst seiner Mutter auffallen.
    Dann, mitten in der Nacht, wachte er mit einem Ruck auf. Seyboldt! Jawohl, Seyboldt. So hatte der erste Chef geheißen, und der Herr Hornung hatte die Tochter geheiratet. Von wegen See … Blödsinn, Seyboldt war richtig.
    Am nächsten Morgen vor dem Dienstbeginn war Moritz schon im Postamt und suchte im Kieler Telefonbuch die Telefonnummer der Geschäftsadresse heraus. Ein Kinderspiel.
    Und gegen elf Uhr, als er vom Hotel aus geschickt wurde, für eine amerikanische Revuetante eine Wimpernzange zu besorgen – er hatte noch nie vorher von der Existenz eines solchen Instrumentes gehört, erfuhr aber in der eleganten Drogerie, daß man damit in die Wimpern einen eleganten Knick nach oben machte –, nahm er die Gelegenheit wahr, eine Telefonzelle aufzusuchen. Sie war nicht kaputt. Daß sie funktionierte, erschien ihm als Bestätigung des Schicksals: Tu es!
    Er wählte und preßte ein Papiertaschentuch vor den Mund. Zum Glück hatte er seine Telefonkarte. Kleingeld reichte nie bei Gesprächen nach auswärts. Außerdem litt die Konzentration, wenn ständig neue Münzen nachgelegt werden mußten.
    Eine Frauenstimme meldete sich. Beinahe

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