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Der Tote im Grandhotel

Titel: Der Tote im Grandhotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Bellin
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Das merkte er schon am Telefon. Sie wollte gar nicht bei sich zu Hause aufgesucht werden.
    »Lieber irgendwo im Café? Oder ich kann ja auch hinkommen?«
    Wedel beruhigte sie.
    »Meine Kollegin und ich sind in Zivil. Wir sehen ganz normal aus. Kein Mensch wird sich etwas dabei denken. Wir könnten von der Versicherung sein oder von den Zeugen Jehovas.«
    Er lachte probeweise, aber sie lachte nicht mit.
    »Na, meinetwegen.«
    Er schrieb die Adresse auf.
    Wedel und Saparonsky wurden vom Ehemann empfangen. Er hieß Klaus Weiss, und Mady scherzte später, sie fände, er müsse eigentlich Nase Weiss heißen. Er war der Typ, der in Berlin nicht eben selten ist: weiß alles, kann alles, sagt alles.
    Frau Weiss sagte, sie habe sich lange nicht getraut, die Polizei zu verständigen.
    »Man will ja in nichts reingezogen werden. Aber jetzt – es gibt doch eine Belohnung, nicht? Also, ich meine, mein Mann sagt auch … nicht, Klaus?«
    »Nu mach mal, Rita.«
    »Es bleibt unter uns, Frau Weiss.«
    Mady fügte hinzu: »Wenn der Tip zur Ergreifung des Täters oder der Täter führt, gibt es auch die versprochene Belohnung, Herr Weiss.«
    Frau Weiss gab sich einen Ruck. »Also, kurz bevor die Sache, also, dieses Verbrechen, im Fernsehen gemeldet wurde, hab' ich in unserer Straße was gesehen. Na, es kam mir irgendwie komisch vor, aber weiter hab' ich mir nichts dabei gedacht. Mir ist erst danach aufgegangen, daß das vielleicht die Frau war. Da wurde doch so eine Zeichnung gezeigt, ich sag' zu meinem Mann, du, die kenn' ich, na, ich kenn' sie nicht, aber gesehen hab' ich sie, wo bloß?«
    »Rita, nu quassel nich rum. Erzähl der Reihe nach.«
    »Na ja, ich kam vom Einkaufen. Hatte zwei schwere Tüten, wird ja immer mehr, als man denkt. Da geht die Tür vom Fischladen auf. Also dieser Laden mit den Stufen zwei Häuser weiter. Ist gar kein richtiger Laden, ich seh' da auch nie jemand kaufen, aber teure Autos stehen da oft rum. Die Frau sah aus wie die im Fernsehen …«
    »Rita, der Reihe nach!«
    »Also, einer guckt aus dem Laden raus, nach rechts und nach links, ich war noch ein Stück davor. Dann kommt ein häßlicher alter Knopp raus, sah aus, als hätte er einfach einen Mantel über seinen Pyjama gezogen, hatte aber ne Mütze auf, so eine, wie der Mark Goellner immer verkehrtrum trägt, und er hat eine ganz junge Frau untergehakt. Die sah aber erbarmungswürdig aus, ganz verängstigt. Irgendwie hatte ich das Gefühl, daß sie nicht freiwillig mitging.«
    »Erzähl dem Kommissar von den anderen Kerlen.«
    »Aus der Tür guckte einer, der sah aus wie der Sascha Hehn früher, hübsch. Mehr hab' ich nicht hingeguckt. Es wäre zu auffällig gewesen.«
    »Aber du hast doch gesehen, wie der Olle mit der Kleenen in det Auto stieg, Himmel noch mal, Rita!«
    »Du läßt einen ja nicht zu Wort kommen. Also, der Alte und die junge Frau stiegen in ein Auto, wo auch so Politiker drin fahren, lang und schwarz, wohl Mercedes, aber ich hab' nicht extra drauf geachtet. Mit Chauffeur. Sie stiegen beide hinten ein, und los ging's. Jetzt, wo ich es Ihnen erzähl', kommt es mir gar nicht mehr so aufregend vor. Oder doch?«
    Wedel lächelte sie an, so nett er konnte.
    »Oh, das kann man so nicht sagen. Wir gehen der Sache nach. Es war unbedingt richtig, mit uns zu sprechen, Frau Weiss. Herr Weiss, wir wissen Ihre Courage zu schätzen. Benehmen Sie sich in der nächsten Zeit bitte ganz normal. Wenn Sie einkaufen, schauen Sie nicht extra zu dem Laden hin. Zeigen Sie kein Interesse, wenn jemand rauskommt oder reingeht. Das gilt für Sie beide, bitte.«
    »Wir dürfen jetzt keinen Argwohn erregen. Wenn etwas dran ist an Ihrer Beobachtung, hängt sehr viel von Ihrem Verhalten ab«, kämpfte Mady Saparonsky um das letzte Wort. Das kleine Luder wollte sich nicht abhängen lassen.
    »Vielen Dank, daß Sie sich zu dieser Aussage entschlossen haben. Ordentliche Bürger sollten zusammenhalten«, erklärte Wedel markig und reichte beiden Weissens die Hand. Kein Wort davon, daß sie sich früher hätten dafür entscheiden müssen. Das brachte eh nichts mehr.
    Klar, es war ein Zufall. Keine Tüchtigkeit, keine überwältigende Kombinationsgabe. Einfach Kommissar Zufall. Warum auch nicht? Er hatte oft die Hand im Spiel. Aber jetzt kam die Feinarbeit. Vielleicht steckte ja auch gar nichts dahinter. Doch Wedel hatte ein gutes Gefühl. Und Mady sagte von sich aus, sie habe in diesem Falle ›ein mächtig gutes Feeling‹.
    Also wurde der Laden so unauffällig wie

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