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Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a

Titel: Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a
Autoren: Alexandra Grote
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Mann gelassen. LaBréa wunderte sich, wie unberührt der Mörder das Geschehen schilderte.
    »Und dann?«
    »Er ging sofort zu Boden. Ich hab nochmal zugeschlagen, aber da war schon alles voller Blut. In dem Moment hörte ich draußen vor der Tür laute Schritte. Ich lief sofort
in die Kabine zurück, schloss die Tür und hielt den Atem an. Durch den Türspalt sah ich, wie der Clochard aus unserer Sendung reinkam. Er war ziemlich erschrocken, als er Ribanville daliegen sah. Dann ging er zu ihm hin und bückte sich kurz. Da hab ich mich entschieden, sofort das Weite zu suchen. Ich nahm den Hammer und meine Umhängetasche und lief los.«
    »Hat der Clochard Sie gesehen, als Sie rausliefen?«
    »Das nehme ich an. Und mir war klar, dass er sofort Alarm schlagen würde!«
    LaBréa lächelte.
    »Nun, das hat er nicht, Monsieur. Er ist kurz darauf aus dem Hotel geflüchtet, so wie Sie auch.«
    Michel Delpierre starrte LaBréa einen Moment an, dann fuhr er in seiner Schilderung der Ereignisse fort. Kaum hatte er die Toilette verlassen, riss er sich die Perücke vom Kopf und rannte zu dem Flur, der zum Lieferantenausgang führte.
    »Sind Sie da noch jemandem begegnet, Monsieur Delpierre?«
    »Nein. Ich hatte Glück. Von der Rue des Capucines bin ich direkt durch die Tuilerien zur Seine und habe den Hammer ins Wasser geworfen.«
    »Aber die Perücke haben Sie mit nach Hause genommen. Warum?«
    »Sie wäre ja nicht untergegangen, sondern auf der Wasseroberfläche getrieben. Außerdem - ich konnte ja nicht ahnen …« Er brach ab und zuckte mit den Schultern.
    »Und dann? Was haben Sie anschließend gemacht?«, fragte Claudine.

    »Dann bin ich zu meinem Wagen gelaufen, den ich vorsorglich in der Nähe des Ufers geparkt hatte, und fuhr nach Hause.«
    »Zu Ihrer Freundin«, sagte LaBréa nachdenklich. »Die Ihnen danach ein falsches Alibi geliefert hat. Warum hat sie das Risiko einer Falschaussage auf sich genommen und Sie gedeckt?«
    Michel Delpierre atmete tief durch und blickte LaBréa geradewegs in die Augen.
    »Weil sie gewusst hat, warum ich es getan habe. Warum ich es tun musste !«
    »Damit wären wir bei dem Motiv für Ihre Tat, Monsieur Delpierre. Warum haben Sie Yves Ribanville ermordet?«
    »Das ist eine lange Geschichte, Commissaire.« Ein gequältes Lächeln huschte über das Gesicht des Assistenten, verschwand jedoch sogleich wieder. »Wenn ich sie Ihnen erzähle, werden Sie mich vielleicht besser verstehen.«
    Zunächst begann er etwas stockend. Dann sprudelten die Worte aus ihm heraus, als müsste er sich von einer schweren Last befreien.
    Was er erzählte, war so ungeheuerlich, dass niemand, der ihm zuhörte, es zunächst glauben konnte. Doch als Michel Delpierre seinen Bericht beendet hatte, sah LaBréa endlich klar. Alles griff plötzlich ineinander. Ein Tor hatte sich sperrangelweit geöffnet, und dahinter lag die Wahrheit ausgebreitet wie ein großes, detailliertes Gemälde.
    Ein Gemälde, das in einen Abgrund führte und in dem auch das Kontefei von Kaplan Coulon zu erkennen war.

27. KAPITEL
    E ine Viertelstunde später führte ein Uniformierter den Mörder des Quizmasters in eine Arrestzelle. Das Geständnis des Assistenten erforderte rasches Handeln. Kaplan Coulon wurde verhaftet und in Handschellen aus der Maison de Dieu ins Polizeipräsidium gebracht. Als LaBréa ihn vernahm, schwieg er. Sosehr LaBréa und Franck ihm auch zusetzten, zu den ungeheuerlichen Vorwürfen, mit denen Coulon konfrontiert wurde, sagte er kein Wort. Er würde achtundvierzig Stunden in Gewahrsam bleiben. Genug Zeit, sich über die Lage, in der er sich befand, Gedanken zu machen.
    LaBréa hatte Johan Schlick von der SoKo Lilliput ersucht, sich unbedingt mit Jean-Marc in Verbindung zu setzen. Für die geplante Aktion der Polizei wurde er dringend gebraucht. Doch Schlick hatte LaBréa klargemacht, dass er keine Möglichkeit besaß, Jean-Marc zu kontaktieren. Es war vereinbart, dass sich der Paradiesvogel spätestens morgen melden sollte, möglichst von einem öffentlichen Fernsprecher aus.
    In LaBréas Büro begann am frühen Abend eine Talkrunde, an der auch Ermittlungsrichterin Allard und der Schöngeist teilnahmen. Während die Ermittlungsrichterin entschlossen war, einen Durchsuchungsbeschluss auszustellen und die von LaBréa vorgeschlagene Überraschungsaktion
ausdrücklich befürwortete, äußerte Roland Thibon Bedenken.
    »Dieser Schlag kann nach hinten losgehen, LaBréa. Wer sagt uns, dass die Angaben dieses Assistenten
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