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Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a

Titel: Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a
Autoren: Alexandra Grote
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unterrichtet? Und wo war Eric Lecadre? LaBréa versuchte, ihn auf seinen beiden Nummern zu erreichen, doch vergeblich. Der Mann war spurlos verschwunden.
    Genau wie auch seine Frau …
    Doch darum musste er sich später kümmern. Jetzt gab es andere Prioritäten. Die Sorge um seinen verletzten Mitarbeiter und die geplante Aktion, die in wenigen Stunden starten würde.
     
    Krankenhausflure hatten überall auf der Welt denselben, typischen Geruch. So schien es jedenfalls LaBréa, als er im dritten Stock der Klinik aus dem Fahrstuhl stieg. Das ferne Klappern von Geschirr und die eiligen Schritte des Pflegepersonals begleiteten ihn auf seinem Weg in den dritten Stock.
    Die automatische Tür zur Intensivstation schloss sich hinter LaBréa. Der Korridor war lang, und an seinem Ende gab es eine Milchglastür mit roter Aufschrift »OP-Bereich. Zutritt verboten« . Ein paar Stühle standen an der Wand,
die mit Landschaftsplakaten französischer Provinzen dekoriert war, wodurch die sterile Atmosphäre auf dieser Station ein wenig freundlicher wirkte.
    Auf einem der Stühle saß ein Mann mit dunklem, kurzgeschnittenem Haar und randloser Brille. Er trug einen legeren hellen Leinenanzug zu einem dunkelblauen T-Shirt. Als LaBréa sich näherte, hob er den Kopf. LaBréa blickte in ein Paar hellblaue Augen, die ernst und sehr besorgt wirkten. Er ahnte, um wen es sich bei dem Mann handelte. Auch dieser schien zu wissen, wer vor ihm stand. Denn er erhob sich und streckte LaBréa die Hand entgegen.
    »Commissaire LaBréa? Ich bin Cyril Potassier. Jean-Marcs Lebensgefährte.« Sein Händedruck war warm und fest.
    »Freut mich, Sie kennenzulernen, Monsieur«, sagte LaBréa und zog sich einen Stuhl heran. »Allerdings hätte ich mir andere Umstände dafür gewünscht.«
    »Ich auch, Commissaire.« Cyril Potassier biss sich auf die Lippen. »Ich wusste ja, dass Jean-Marc undercover geht. Aber dass es so enden würde …« Er schüttelte den Kopf.
    »Wie geht es ihm?«, fragte LaBréa besorgt.
    »Er ist schwer verletzt. Sie haben ihn in ein künstliches Koma versetzt.«
    »Haben Sie mit dem Arzt gesprochen?«
    »Ja. Zufällig kenne ich ihn. Wir haben unsere Assistenzzeit in derselben Klinik absolviert.«
    »Sie sind Arzt?«, fragte LaBréa überrascht.
    »Ja. Arzt für Allgemeinmedizin. Jean-Marc hat mehrere Knochenbrüche. Schlüsselbein, Rippen. An der rechten Hand einen komplizierten Trümmerbruch. Sie operieren ihn gerade.
« Er blickte auf die Uhr. »Schon seit über einer Stunde, aber es müsste eigentlich gleich vorbei sein.«
    »Knochenbrüche heilen zum Glück relativ rasch«, sagte LaBréa.
    »Stimmt. Aber außerdem hat er am ganzen Körper schwere Prellungen. Riesige Hämatome. Und eine Leberruptur. Das ist wirklich ernst. Infolge des Blutverlusts bekam er einen hämorrhagischen Schock. Diese Typen, mit denen er sich getroffen hat, müssen ihn brutal getreten und misshandelt haben. Und …« Er stockte und blickte LaBréa flüchtig an. Dann sagte er leise: »Vermutlich haben sie ihn auch vergewaltigt.«
    »Um Gottes willen!« LaBréa starrte ihn entsetzt an. »Hat Ihr Kollege das gesagt?«
    Cyril Potassier nickte.
    »Er hat es angedeutet. Aber Jean-Marc wird nichts davon mitgekriegt haben. Die haben ihn anscheinend mit K.-o.-Tropfen außer Gefecht gesetzt.«
    Er legte LaBréa kurz die Hand auf den Arm.
    »Aber behalten Sie das bitte für sich! Kann sein, dass Jean-Marc sich an nichts erinnert. Und falls doch - ich glaube nicht, dass es ihm recht wäre, wenn seine Kollegen davon wissen.«
    »Sie können sich auf mich verlassen, Monsieur. Von mir wird niemand irgendwas erfahren.«
    »Danke, Commissaire.«
    LaBréa dachte an Franck und dessen homophobes Verhalten. Immer wieder stichelte er gegen den Paradiesvogel. Selbst vorhin in der Talkrunde, als die schlimme Nachricht kam, Jean-Marc liege schwer verletzt im Krankenhaus, hatte
er sich seine dummen Bemerkungen nicht verkneifen können. LaBréa selbst und auch die anderen Mitarbeiter vermuteten schon lange, dass Jean-Marc schwul war.
    Wenig später erschien der Chirurg, ein untersetzter Mann mit Oberlippenbärtchen. Er trug noch die OP-Kleidung. LaBréa stellte sich vor und erfuhr, dass Jean-Marc die Operation an der Hand gut überstanden hatte.
    »Du kannst gleich zu ihm, Cyril«, wandte sich der Arzt an seinen Studienkollegen. »Er wird noch eine Weile bei uns bleiben. Wenn seine Schmerzen nachlassen, holen wir ihn aus dem Koma.«
    LaBréa blickte auf die Uhr. Es war kurz nach
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