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Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a

Titel: Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a
Autoren: Alexandra Grote
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hallten draußen auf dem Korridor. Franck und Thibon tauschten einen flüchtigen Blick. Den Blick von Männern, die dasselbe dachten. Dann räusperte sich der Schöngeist kurz, schob seinen Stuhl zurück und rauschte davon.
    »Die Schlappe, die er da gerade eingesteckt hat, vergisst er so schnell nicht«, murmelte Franck und schickte ihm einen spöttischen Blick nach.
    Claudine stieß einen langen Puster aus.
    »Verdammter Mist! Irgendwas muss bei Jean-Marc schiefgelaufen sein.« Sie drehte sich zu Franck und stieß ihn mit der flachen Hand gegen die Brust. »Und du, du bist ein riesengroßes Arschloch! Du fragst nicht als Erstes, wie es Jean-Marc wohl gehen mag. Nein! Das ist dir anscheinend völlig egal …«
    »Ist es nicht, Claudine!«
    »… du geilst dich lieber an seinem Privatleben auf!«
    »Ich wusste doch gar nichts davon!«, brauste Franck auf.
    »Ja eben! Weil du viel zu blöd und borniert bist! Unsensible Typen wie du checken nie irgendwas.«
    Damit ließ sie ihn stehen und ging rasch aus dem Raum. Franck blickte ihr konsterniert nach. Dann schlug er mit der Faust auf den Konferenztisch und sagte voller Wut: »So eine Scheiße!«
    Doch er wusste selbst nicht, was er damit meinte.

     
    LaBréa hatte das Blaulicht aufs Dach seines Zivilfahrzeuges gestellt und raste über den Pont au Change Richtung Rue de Rivoli. Die sonst so belebte Geschäftsstraße zeigte sich am heutigen Feiertag beinahe menschenleer. Nur in den Cafés und Bistros herrschte Betrieb. Bei einem kühlen Getränk erholten sich Einheimische und Touristen von der Hitze des Tages, die die Stadt unverändert im Griff hatte.
    Es war achtzehn Uhr dreißig. Nur wenige Autos waren unterwegs. Auf Höhe der Tuilerien klingelte LaBréas Handy.
    »Ja?«, sagte er in seine Freisprechanlage.
    »Hier ist Madame Ribanville.«
    LaBréa wurde hellhörig.
    »Ja, Madame? Ist Ihnen noch irgendwas Wichtiges eingefallen?« Er wusste inzwischen sehr viel mehr über den ermordeten Moderator und war gespannt, weshalb seine Witwe sich plötzlich bei ihm meldete.
    »Ich habe einen Anruf bekommen. Von Monsieur Lecadre. Dem Freund meines Mannes.« Am anderen Ende der Leitung war ein Moment Stille. Dann fuhr Candice Ribanville fort. »Er hat mich … bedroht.«
    »Bedroht?«, fragte LaBréa. »Weswegen?«
    »Das möchte ich Ihnen lieber nicht am Telefon sagen. Aber es hat mit dem Tagebuch meines Mannes zu tun.«
    »Sie haben sein Tagebuch gefunden?«, meinte LaBréa überrascht.
    »Ja. Und ich habe mich jetzt, nach dem Anruf von Monsieur Lecadre, dazu entschlossen, es der Polizei zu übergeben.«
    Blitzschnell überlegte LaBréa.

    »Hat Monsieur Lecadre denn Kenntnis von diesem Tagebuch?«
    Die Antwort kam zögerlich.
    »Nein, er nicht …«
    »Sondern?«, hakte LaBréa nach. »Wer weiß davon?«
    »Seine Frau, Chantal Coquillon. Ich habe ihr gestern davon erzählt.«
    LaBréa war aufs Höchste alarmiert. Nach allem, was er bisher wusste, konnte er sich denken, welche Informationen und Geheimnisse in Ribanvilles Tagebuch zu finden sein mochten.
    »Wo sind Sie im Augenblick, Madame?«
    »In meiner Wohnung.«
    »Gut. Ich schicke einen Mitarbeiter vorbei. Dem können Sie das Tagebuch aushändigen.«
    »Das würde ich lieber nicht, Commissaire. Ich möchte gern mit Ihnen persönlich sprechen.«
    »Es tut mir leid, Madame Ribanville. Heute wird das unmöglich sein. Ich kann mich morgen mit Ihnen treffen. Aber ich bitte Sie dringend, uns das Tagebuch Ihres Mannes zu übergeben. Und zwar heute. Es ist ein Beweisstück, und es uns vorzuenthalten, könnte für Sie ernsthafte Konsequenzen haben!«
    »Gut, wenn Sie darauf bestehen«, erwiderte die Witwe leise.
    »Ich schicke gleich jemanden vorbei. Vielen Dank, dass Sie angerufen haben!«
    Im Anschluss an dieses Gespräch beauftragte er Brigadier Valdez, das Beweisstück in der Rue Montaigne abzuholen. Dann wählte er die Festnetznummer von Chantal
Coquillon, die er in seinem Handy gespeichert hatte. Es meldete sich niemand. Ein Anrufbeantworter war nicht eingeschaltet. Auch die Handynummer der Frau war tot.
    LaBréa dachte scharf nach. Candice Ribanville hatte sich aus irgendeinem Grund Chantal Coquillon anvertraut, obwohl sie und die ehemalige Agentin sich nicht ausstehen konnten. Das musste bedeuten, dass Ribanvilles Tagebuch Dinge enthielt, die seine Witwe zutiefst beunruhigten. Vielleicht Dinge, die auch Eric Lecadre betrafen? Hatte Chantal Coquillon ihrerseits ihren Mann von dem Gespräch mit Candice Ribanville
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