Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a
wirklich der Wahrheit entsprechen?«
»Weil sich hier der Kreis schließt, Monsieur. Michel Delpierres Motiv ist schlüssig, und die Rolle von Kaplan Coulon dürfte wohl klar sein. Die hohen Geldspenden von Ribanville und Soulier, das alles lässt auf ein perfides und ausgeklügeltes Komplott schließen.«
»Michel Delpierre hat schon vor einiger Zeit herausgefunden, dass Yves Ribanville und Ex-Staatssekretär Kahn sich aus Nantes kannten«, fügte Franck hinzu. »Und Ex-Konsul Louis Bouvier ist Kahns Nachbar.«
Thibon wiegte skeptisch den Kopf.
»Ich weiß nicht … zwei alte Männer in einem Dorf in der Normandie … honorige Männer, wohlgemerkt! Menschen mit Reputation, LaBréa. Ehemalige hohe Staatsdiener! Und vergessen Sie nicht, Kaplan Coulon hat einen direkten Draht zum Erzbischof!«
»Der wird sich ganz schnell von Coulon distanzieren, wenn er die Wahrheit erfährt«, warf die Ermittlungsrichterin vehement ein. »Monsieur Thibon - diskutieren wir hier nicht lange herum. Je eher wir handeln, desto besser.«
»Ich will keinen Ärger auf der politischen Ebene, und der könnte mit Wucht über uns hereinbrechen. Handfeste Beweise für Delpierres Behauptungen haben wir bisher schließlich nicht.«
»Aber genügend Hinweise!« LaBréa war fassungslos angesichts der Zögerlichkeit seines Vorgesetzten. Natürlich
lag es auf der Hand, warum Thibon die geplante Aktion möglichst verhindern wollte. Er hatte Angst, dass seine Karriere Schaden nehmen könnte, wenn die Polizei in ein solches Wespennest stach. LaBréa schaltete bewusst auf Angriff und sagte laut und mit erregter Stimme: »Wollen Sie sich etwa mitschuldig machen, Monsieur le Directeur?«
Der Schöngeist war einen Moment perplex. So kannte er LaBréa nicht. Dann entgegnete er mit scharfer Stimme: »Was erlauben Sie sich, LaBréa?«
»Wissen wir, was dort in Blonville geschieht?«, fuhr LaBréa unbeirrt fort. »Die letzte Nummer auf Coulons Festnetz heute war die Nummer von LeCloître , dem Anwesen von Ex-Konsul Bouvier!«
»Was wollen Sie damit sagen?«
»Dass wir keine Minute zu verlieren haben, Monsieur!«
Der Schöngeist schnappte nach Luft. Bevor er etwas erwidern konnte, wurde die Tür aufgerissen und Brigadier Valdez platzte in LaBréas Büro.
»Chef, eben kam ein Anruf. Von Kollegen im Siebzehnten Arrondissement. Die sind von einer Frau alarmiert worden. Man hat Jean-Marc gefunden. In einer alten Werkstatt. Diese Kontaktleute haben ihn offenbar brutal zusammengeschlagen! Er ist schwer verletzt und wurde ins Krankenhaus Bichat gebracht.«
»Was?« Voller Bestürzung sah LaBréa den Brigadier an.
»Seinen Freund hab ich schon benachrichtigt«, fügte dieser hinzu.
»Seinen Freund?«, sagte Franck leise zu Claudine und grinste dämlich. »Also doch! Hast du das gewusst, Claudine, dass er …«
Heftig stieß Claudine ihm den Ellbogen in die Rippen. »Halt bloß die Klappe, Franck«, zischte sie. »Sonst hau ich dir hier vor allen eine rein!« Ihre Augen blitzten zornig, und Franck zog es vor, keine weitere Bemerkung zu machen. LaBréa warf den beiden einen unwilligen Blick zu.
»Sagen Sie Johan Schlick Bescheid, Valdez.« La Bréa stand auf. »Ich fahre sofort in die Klinik. Franck und Claudine, Sie bereiten alles Notwendige vor.« Er wandte sich an den Schöngeist. »Ich gehe davon aus, dass Sie uns für die geplante Aktion die nötige Rückendeckung geben, Monsieur.«
»Moment mal, was geht denn hier eigentlich vor? Wieso treibt sich Leutnant Lagarde in einer alten Werkstatt herum? Und was für Kontaktleute haben ihn zusammengeschlagen?!«
LaBréa war bereits an der Tür.
»Das erkläre ich Ihnen später, Monsieur. Jetzt fahre ich erst mal ins Krankenhaus.«
Die Tür fiel ins Schloss. Der Schöngeist war außer sich.
»Hat Ihr Commissaire mal wieder eigenmächtig gehandelt, hinter meinem Rücken?«, blaffte er Franck an. Der zuckte nur mit den Schultern.
Die Ermittlungsrichterin seufzte und erhob sich.
»Sagen Sie, Monsieur Thibon, geht es in Ihrer Abteilung immer so turbulent zu? Ich könnte auch sagen: chaotisch!« Sie lächelte ironisch. »Nun, egal. Die geplante Aktion findet statt. Als zuständige Ermittlungsrichterin ordne ich das hiermit an.«
Sie nickte Franck und Claudine zu und verließ LaBréas Büro.
Als hätten sie sich abgesprochen, folgten ihr Francks und Thibons Blicke. Sie hefteten sich an die schlanken Beine mit den hohen Stöckelschuhen. Die Ermittlungsrichterin ließ die Tür offen, und ihre Schritte
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