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Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a

Titel: Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Grote
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Mikrofoninstallationen, und aus bestimmten Vernehmungszimmern konnten die Gespräche in angrenzende Räume übertragen werden. Dort saßen dann gewöhnlich der Ermittlungsrichter, und, in besonderen Fällen, auch Direktor Thibon.
    Wie zum Beispiel heute. Roland Thibon hatte die Nachricht von der Verhaftung Michel Delpierres auf der Mailbox
seines Handys vorgefunden. Innerhalb einer Viertelstunde traf er im Präsidium ein, wo er sich gegenüber der jungen Ermittlungsrichterin Allard äußerst charmant zeigte. Nun saßen die beiden hinter der verspiegelten Scheibe neben Raum drei und wohnten LaBréas Vernehmung bei. Dieser hatte, zusammen mit Claudine, dem Assistenten des ermordeten Moderators Ribanville gegenüber Platz genommen. Der junge Mann wirkte blass, aber relativ gefasst. Dass die Polizei ihn verhaftet hatte, schien ihn nicht in Unruhe oder Panik zu versetzen. Im Gegenteil: Aus seinem Verhalten konnte LaBréa schließen, dass er sich geradezu wie befreit fühlte.
    Das Tonband war eingeschaltet. Nach den üblichen Formalitäten wie Nennung des heutigen Datums, der Anwesenden und Grund der Vernehmung begann LaBréa mit den Fragen.
    »Sie haben vorhin bereits zugegeben, in der Nacht vom dreizehnten auf den vierzehnten August um dreiundzwanzig Uhr das Hotel Ritz durch den Lieferanteneingang betreten zu haben. Bleiben Sie bei dieser Aussage?«
    »Ja.«
    »Was wollten Sie im Hotel?«
    »Ich wollte meinen Chef, Yves Ribanville, töten.«
    »Sie gingen dann auf die Herrentoilette beim Salon d’Été . Woher wussten Sie, dass Sie Monsieur Ribanville wenig später dort antreffen würden?«
    »Weil er in letzter Zeit sehr häufig und in regelmäßigen Abständen zur Toilette ging.«
    LaBréa tauschte einen Blick mit Claudine. Diese sagte: »Wussten Sie von seiner Blasenentzündung?«

    Der junge Mann nickte und strich sich mit der Hand über das kurzgeschnittene Haar.
    »Ja. Er hat es mir vor einigen Tagen erzählt.«
    »Haben Sie da den Entschluss gefasst, ihn zu töten?«, fragte LaBréa.
    »Nein, Commissaire.« Michel Delpierre lächelte ein verlorenes, beinahe wehmütiges Lächeln. »Das stand für mich schon lange fest. Ich habe nur auf eine passende Gelegenheit gewartet.«
    »Und die schien sich an dem Abend der Party zu bieten?«
    »Ja, genau.«
    »Sie haben sich ein falsches Alibi besorgt und sind ins Hotel geschlichen. Mit einer Perücke als Frau verkleidet, haben sie Ihrem Opfer auf der Toilette aufgelauert. Woher hatten Sie die Tatwaffe, den Hammer?«
    »Der lag bei uns in der Rue Chaptal im Keller. Vermutlich hatten unsere Vormieter ihn dort vergessen.«
    »Was haben Sie nach dem Mord mit dem Hammer gemacht?«
    »Ich habe ihn vom Pont Royal in die Seine geworfen.«
    Claudine machte sich eine Notiz. Später würden die Taucher der Wasserschutzpolizei an dieser Stelle nach der Tatwaffe suchen.
    »Schildern Sie uns doch bitte ganz genau, was passiert ist, nachdem Sie die nigerianische Putzfrau getroffen hatten und ins Hotel gelangt waren.« LaBréa verschränkte die Arme vor der Brust und blickte verstohlen zur verspiegelten Scheibe. Er wusste, dass Madame Allard und der Schöngeist im Raum nebenan das Geschehen verfolgten.

    Michel Delpierre zögerte nicht lange.
    Nachdem er durch den Lieferanteneingang ins Hotel gelangt war, hatte er darauf geachtet, dass ihn niemand mehr entdeckte. Einmal konnte er in letzter Sekunde noch rasch in eine Wäschekammer schlüpfen, als zwei Zimmermädchen über den Flur kamen. Aufgrund der Vorbereitungen für die Party zur Jubiläumssendung, die er organisiert hatte, kannte er sich im Hotel bestens aus. Er wusste, wo die Toiletten beim Salon d’Été lagen, und dass sie an dem Abend nur von den geladenen Gästen benutzt wurden. Den Hammer und die Blondhaarperücke hatte er in einer Umhängetasche verstaut. Wenige Minuten, nachdem er durch den Lieferanteneingang gekommen war, betrat er die Toilette, versteckte sich in der ersten Kabine und zog die Perücke mit den langen, blonden Haaren über den Kopf. Mit dem Hammer in der Hand wartete er etwa fünf Minuten, dann wurde die Eingangstür geöffnet. Durch einen Spalt in der Kabinentür erkannte Michel den Moderator. Er trat zum Urinal und öffnete den Reißverschluss seiner Hose. Leise und rasch schlüpfte Delpierre aus der Kabinentür. Ribanville hörte ihn nicht, und Delpierre stürzte sich auf sein Opfer.
    »Wo trafen Sie ihn mit dem Hammer?«
    »Zuerst am Hinterkopf. Ribanville war vollkommen überrascht«, sagte der junge

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